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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter
Autoren: Dawn Rae Miller
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ist der Tod.« Sie bricht ab und kann nicht weitersprechen.
    Ich verstehe schneller als Beck, was sie meint. Die Splittergruppe. Wir haben unser Todesurteil unterzeichnet, als wir uns aneinandergebunden haben.
    Mein Ton ist drängend und verängstigt. »Glaubst du, sie werden Beck töten?«
    »Ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt, wen von euch sie töten«, flüstert Bethina. Es ist kaum mehr als ein Seufzen. Sie zeigt auf mich. »Du bist eine Dunkelhexe. Und du«, fährt sie fort, indem sie Beck zunickt, »bist an eine Dunkelhexe gebunden. Dafür hat man Larks Vater getötet.«
    Ich bin unfähig, mich zu rühren. Sie wollen uns töten? Diese Lichthexen wollen mich umbringen? Und Beck? Ich weiß, dass Eamon dafür ist, aber die anderen? Das ergibt keinen Sinn, Beck soll doch schließlich ihr Anführer werden. Er sollte nicht in Gefahr sein.
    Wellen der Verzweiflung branden gegen mich an, bis mein Körper, unsicher, ob er kämpfen oder fliehen soll, vollkommen gelähmt ist. Erstarrt bin ich gezwungen zuzusehen, wie Beck in hektische Betriebsamkeit ausbricht. Seine Bewegungen verschwimmen. Er wirft mir einen Pullover zu.
    Meine Arme sind taub und zu schwer, um sie zu heben. Der Pullover fällt zu Boden. Bethina hebt ihn auf und zieht ihn mir über den Kopf. Ich wehre mich nicht. Mein Körper und mein Verstand sind wieder von Nebel umfangen. Eine Hose wird mir über die Beine gezogen, und Beck zwängt meine Füße in meine Stiefel.
    Überall im Zimmer setzen die stummen Sänger ihren Zauber fort. Mein Blick bleibt an Henry und Eloise hängen. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, aber es dringt kein Laut daraus hervor.
    Bethina erkennt, was ich meine. »Sie nicht, Lark. Sie haben dagegen gestimmt.«
    Ich nicke mit schwindeligem Kopf, um ihr zu zeigen, dass ich verstehe. Meine Freunde haben für mich gekämpft.
    Wenn ich mich nicht rühren kann, bin ich zu nichts nütze. Ich konzentriere mich, fokussiere meine Energie und entziehe den anderen in meiner Umgebung Kraft, die sich immer stärker aufbaut, bis ich die Lähmung abschütteln kann. Sie weicht dem Drang zu kämpfen.
    »Die anderen?«
    »Eamon hat hier keine Zeit verschwendet. Er hat einen harten Kern von Anhängern, die bereit sind, seinen Befehlen zu gehorchen«, antwortet Bethina.
    Bilder von Eamon und seinem wachsenden Gefolge blitzen vor meinem inneren Auge auf. Sie waren jeden Tag da, haben mich während des Unterrichts verhöhnt, mich in meiner Freizeit beobachtet und dieses verdammte Lied gesungen.
    »Wie viel Zeit bleibt uns?«, frage ich.
    Bethina zuckt mit den Schultern. »Nicht viel, wenn du dich weiter wie ein Zombie benimmst. Beck kann sie allein nicht aufhalten.«
    Das dringt zu mir durch. Beck braucht mich. Ein Brennen baut sich in meinem Herzen auf. Das Kribbeln entlang meiner Wirbelsäule wird stärker. Draußen verdüstert sich der Himmel, und Regen peitscht gegen das Fenster. Am Rande des Rasens knicken Windböen Bäume um.
    Ich werde kämpfen. Ich muss kämpfen.
    »Hast du einen Plan?«
    »Eine Eskorte aus Dunkelhexen wartet jenseits der Kuppel.«
    Wenn wir entkommen, bevor der Zauber nachlässt, können wir vielleicht einen Angriff der Dunkelhexen verhindern. Um Henrys und Eloises willen.
    In meiner Brust baut sich neuerliche Panik auf. »Und Beck? Kann Mutter mich davon abhalten, ihm etwas anzutun?«
    Bethina neigt den Kopf. Tränen glänzen in ihren Augen. »Ich weiß es nicht. Wenn es einen anderen Weg gäbe …«
    Becks Licht berührt mich. »Es ist ein Risiko, das ich gern eingehe.« Er küsst mich auf die Stirn. »Wir müssen jetzt los. Ich weiß nicht, wie lange unser Zauber noch wirkt.«
    »Aber du kannst nicht mitkommen!« Ich starre ihn ungläubig an. »Hast du nicht zugehört?«
    Beck wirft einen Blick auf Bethina, als würde er darauf warten, dass sie sich einmischt. Als sie es nicht tut, sagt er: »Henry hat mir von dem Schutzzauber erzählt. Sie können keinem von uns etwas anhaben, ohne zugleich dem anderen zu schaden.« Er drückt mir die Hand. »Sie kann mir nichts tun.«
    Der Sturm trifft auf das Haus. Es schwankt, und die Bilder auf dem Flur klappern. »Du musst Angst vor mir haben! Nicht vor meiner Mutter. Vor mir!«
    Er verzieht das Gesicht. »Ich kann nicht hierbleiben, Lark. Sie werden mich töten.«
    Von der anderen Seite des Zimmers her sagt Bethina: »Als du euch aneinandergebunden hast, hast du den Schutzzauber zerstört, Beck.« Ihr angespannter Ton verrät, wie viel ihr das alles abverlangt. »Malin kann
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