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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter
Autoren: Dawn Rae Miller
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dieses ganze Durcheinander zu verarbeiten. Beck gehört mir, für immer. Mir. Niemand kann uns trennen, und niemand kann ihn je wieder von mir fernhalten. Mein Herz macht bei dem Gedanken einen Freudensprung. Das muss er von Anfang an geplant haben!
    Aber er hat es mir nicht gesagt.
    Durch die Schichten von Nebel wird mir langsam alles klar. Ich hätte nicht zugestimmt, das wusste er. Mein Glück löst sich in Luft auf. Wir können nicht für immer aneinandergebunden sein – ich werde ihn töten. Ich werde sein Licht ersticken oder ihn geradewegs umbringen.
    Kein Wunder, dass die Channings und die anderen Lichthexen wütend sind.
    »Beck«, schreie ich, »wie konntest du nur so egoistisch sein?« Verzweiflung verdrängt unvermittelt mein Hochgefühl, während mein Blick im Zimmer umherhuscht und nach Eamon Ausschau hält. Noch hat uns niemand angegriffen. Ein Hauch von Erleichterung erfüllt mein Herz. Anders als mein Vater ist Beck wichtig für die Lichthexen – sie werden ihm nichts zuleide tun und ihm vergeben. Er muss sich nur Sorgen machen, dass ich ihn angreifen könnte.
    Beck macht ein langes Gesicht. »Egoistisch? Ich habe es für dich getan, für uns. Ich werde dir helfen, ausgeglichen zu bleiben, so dass wir zusammen sein können.«
    »Hast du überhaupt an die Dunkelmagie gedacht, die in dir steckt?«
    »Das wird schon gut gehen. Ich hatte sie immer, und sieh mich doch an.«
    »Nein, wird es nicht. Es hat noch nie bei jemand anders funktioniert. Bei uns wird es auch nicht funktionieren.«
    Er greift wieder nach meiner Hand, aber ich zucke zurück. Er zieht die Augenbrauen zusammen. »Ich will, dass du du selbst bist. Die, die du wirklich bist. Das ist das Mädchen, das ich liebe und für das ich fünfzig Jahre meines Lebens aufgeben würde.«
    »Und was ist mit mir?«, schreie ich; unter meiner Oberfläche kocht Zorn hoch. »Wie, glaubst du, werde ich mich wohl fühlen, wenn ich weiß, dass ich dich getötet habe? Hast du darüber auch einmal nachgedacht?« Ich verschränke wütend die Arme. »Ich würde lieber ohne dich leben, als an dich gebunden zu sein und dich zu töten.«
    Beck starrt Bethina böse an. »Hast du es ihr nicht erzählt?«
    »Mir was erzählt?«, blaffe ich.
    »Pst, Beck. Ich glaube nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.«
    Er ignoriert sie. »Dass du dich, wenn du erst erwachsen bist, gar nicht mehr daran erinnern wirst, dass du mich einmal geliebt hast. Es wird dir nichts ausmachen, mich zu töten.«
    Zum zweiten Mal greift die Schwärze nach mir. Ich verwandle mich in ein Ungeheuer, und niemand kann die Entwicklung aufhalten. Ich werde mich nicht daran erinnern, dass ich Beck einmal geliebt habe. Sie glauben, dass ich den Verstand verlieren werde, wie Caitlyn.
    Unfähig, mich noch länger auf den Beinen zu halten, sinke ich zu Boden. »Warum dann? Warum hast du das getan?«
    »Weil ich, wenn ich schon sterben muss – und die Tatsache scheint ja für alle festzustehen –, wenigstens glücklich sterben werde, weil ich das wunderbarste Mädchen auf der ganzen Welt geliebt habe und sie meine Liebe erwidert hat.« Er kniet sich neben mich und flüstert so leise, dass nur ich es hören kann: »Wenn ich dich schon nicht für immer haben kann, lass mir doch wenigstens das.«

34
    Ein Herzschlag, dann ein zweiter. Niemand sagt etwas. Nichts rührt sich. Die Zeit ist stehen geblieben.
    Es ist, als würde ich wieder in Annalises schwerer Luft festsitzen, nur dass ich diesmal nicht um mich selbst Angst habe. Stattdessen übermannt mich Angst um Beck.
    Das Summen in meinem Kopf wird wieder lauter. Unerträglich. Ich presse mir die Handballen auf die Ohren, aber das Geräusch ist beharrlich, und die Vibrationen lassen mir die Zähne klappern. Es kommt aus meinem Innern.
    Eine sanfte Berührung an meinem Arm. Ich umklammere meinen Kopf noch fester, weil ich Angst habe, dass ich schreien könnte, wenn ich loslasse. Zwei starke Hände ziehen an meinen und lösen sie von meinem Kopf. Ein Rauschen umgibt mich, und ich wanke, da mir durch den Angriff auf meinen Gleichgewichtssinn schwindlig wird.
    »Lark, kannst du mich hören?« Becks Worte klingen gedämpft.
    Das Summen bringt mich völlig durcheinander. Ich kann nicht denken. Ich verdrehe die Handgelenke, um mich von ihm loszureißen. Ich muss weg aus diesem Zimmer. Weg von diesem Lärm. Aber je mehr ich mich winde, desto fester wird sein Griff.
    »Lark, du musst mir zuhören. Du musst dich konzentrieren. Kannst du das?«
    Ich
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