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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht
Autoren: Sandra Brown
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bekommen.«
    »Das könnte zu seinen Verletzungen beigetragen haben und wird die Genesung verzögern. Steroide kräftigen die Muskeln, aber nicht die Sehnen und Bänder, mit denen sie verbunden sind. Die werden im Gegenteil unter der zusätzlichen Belastung schwächer. Ich fürchte, Scott wird es in nächster Zeit nicht leicht haben.«
    »Aber er lebt.«
    »Ja, er lebt. Dennoch müssen wir ihn in ein Krankenhaus mit einer unfallchirurgischen Abteilung verlegen. Leider sind die Straßen immer noch vereist, und der erste Rettungshubschrauberflug ist für einen Patienten mit massivem Blutverlust reserviert.«
    »Hat man Mr Tierney gefasst?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt«, beantwortete der Arzt Marilees Frage. »Ich weiß nur, dass man Blue gefasst hat und dass die Sache blutig ausging. Es könnte also ein paar Stunden dauern, bis Scott verlegt wird. Bis dahin halten wir ihn unter ständiger Beobachtung und so schmerzfrei wie möglich.«
    »Können wir zu ihm?«
    »Sobald er aus dem Röntgenraum kommt.« Er zögerte und sagte dann: »Ich habe ihn in der letzten Saison Football spielen sehen. Er hat wirklich Talent. Vielleicht sollten Sie ihn darauf vorbereiten, dass damit Schluss ist.«
    Eine halbe Stunde später erschien die Krankenschwester und führte Dora auf die Intensivstation. Dora streckte Marilee die Hand hin. »Kommen Sie mit.«
    »Ich kann nicht.« Ihre Stimme war heiser vor Gefühl. »Er braucht Sie.«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Sie lächelte unter Tränen. »Er hat mich gebraucht, aber jetzt braucht er mich nicht mehr. Richten Sie ihm aus…« Sie verstummte und schüttelte traurig den Kopf. »Ach was. Ich glaube, es ist am besten, wenn Sie ihm gar nichts sagen.«
    Dora sah der anderen Frau lange in die Augen und nickte nachdenklich. »Sie sind ein bemerkenswert selbstloser Mensch. Und eine unglaublich tapfere Frau.« Sie schloss Marilee kurz in die Arme und eilte dann durch die Schwingtür.
    Er war benommen, weil man ihn mit Schmerzmitteln vollgepumpt hatte, aber zumindest wusste er, wo er war. Als sie an sein Bett trat, lächelte er bleich und flüsterte: »Hi, Mom.«
    Dora griff seine Hand und bemühte sich nicht einmal, ihre Tränen zurückzuhalten. »Hi.«
    »Meine Beine sind voll im Arsch, oder?«
    »O ja, das sind sie.«
    Scott schloss die Augen und stieß unter einem dünnen Lächeln einen tiefen Seufzer aus. »Gott sei Dank.«
    Epilog Ms Martin, Mr Tierney möchte Sie sprechen.«
    Dank der vielen Reportagen über die Ereignisse, die sich vor drei Monaten in North Carolina abgespielt hatten, wusste Lillys Assistentin genau, wer Ben Tierney war. Obwohl sich die meisten Berichte auf William Ritts Gefangennahme konzentriert hatten, hatte es in der Kaffeeecke lange Spekulationen darüber gegeben, was sich während der zwei Tage, die sie mit Tierney eingeschlossen gewesen war, in der Hütte ereignet haben mochte.
    Keiner ihrer Untergebenen hatte den Mumm gehabt, sie zu fragen, vor allem da der Kontakt zwischen ihr und Tierney seither abgerissen war. Bis gestern. Da hatte er angerufen und um einen Termin gebeten.
    Lilly wusste, dass die Kunde von ihrer bevorstehenden Begegnung wie ein Lauffeuer durch das Büro gegangen war. Heute Vormittag waren alle unter Hochspannung und darauf erpicht, einen Blick auf Tierney werfen zu können.
    Die Lässigkeit ihrer Assistentin war nur gespielt.
    Lilly war nicht mehr in der Lage, irgendwem etwas vorzuspielen.
    Ihre Stimme klang wie die einer Fremden. »Bitte schicken Sie ihn herein.«
    Mit pochendem Herzen starrte sie auf die geschlossene Bürotür. Er öffnete, trat ein und schloss die Tür hinter sich. Diesmal trug er eine Leinenhose und ein Sportjackett. Sie hatte ihn noch nie in etwas anderem gesehen als seiner Kajakhose oder Jeans. Sweater und dem Mantel, den er in der Hütte getragen hatte.
    Na schön und ohne alles.
    »Hallo, Lilly.«
    »Hallo.«
    »Ich bin froh, dass du heute Zeit für mich hast.«
    »Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, jeden Mann, mit dem ich während eines Schneesturms achtundvierzig Stunden in einer Berghütte festsaß, mindestens noch einmal zu empfangen.«
    Er war ein bisschen dünner, ein bisschen blasser, aber das Lächeln, unter dem er den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches herauszog und sie in aller Ruhe von Kopf bis Fuß betrachtete, war herzerwärmend vertraut. Als er ihr schließlich wieder in die Augen sah, sagte er: »Du siehst toll aus.«
    Warum hast du dann vierundneunzig Tage verstreichen lassen, bevor
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