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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht
Autoren: Sandra Brown
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erschossen. Wir haben ihn mehrmals gewarnt. Er ließ sich nicht abbringen. Um unser eigenes Leben zu retten…«
    »Sie brauchen mir nichts zu erklären«, unterbrach sie ihn leise und traurig. Tierney nahm ihre Hand und drückte sie. Ein Handy läutete. Agent Wise drehte ihnen den Rücken zu und nahm den Anruf so unauffällig wie möglich entgegen.
    Draußen wurde es lauter und hektischer. Begley trat auf die Veranda und kam gleich darauf in die Hütte zurück. »Der Rettungshubschrauber ist hier, Mr Tierney.«
    »Darf ich mit Mr Tierney fliegen?«
    »Leider nicht, Ms Martin«, sagte er. »Wir brauchen Sie in Cleary.«
    Sie nickte, wenn auch widerstrebend.
    Ein Team von Sanitätern kam mit einer Bahre hereingelaufen. Kaum eine Minute später war Tierney darauf festgeschnallt, mit einer Infusionskanüle versehen, an der mehrere Flaschen mit Flüssigkeiten hingen, und außerdem mit einer Nasensonde ausgestattet, die ihn mit Sauerstoff versorgte. Trotz der Hektik um ihn herum ließ er Lillys Hand kein einziges Mal los und wandte den Blick nie von ihr ab, genauso wie ihrer nicht von ihm wich.
    Sie folgte der Bahre bis zur Veranda, wo sie seine Hand loslassen musste. Die Sonne stand schon hinter dem Waldrand im Westen, wodurch sich eine verfrühte Dämmerung über die Lichtung gesenkt hatte. Kaum fehlten die Sonnenstrahlen, sank die Temperatur dramatisch. Die Arme um den Leib geschlungen, um sich zu wärmen, blieb sie stehen und sah Tierney nach, bis der Helikopter abhob.
    »Wohin bringen sie ihn?«, fragte sie Begley, der sie in die Hütte zurückführte.
    »Nach Nashville.«
    »Er hat viel Blut verloren.«
    »Er kommt mir ziemlich zäh vor. Er wird das überstehen.« Dann drückte er zuversichtlich ihren Arm. Sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück.
    »Sir?« Sie drehten sich gleichzeitig zu Agent Wise um.
    »Was ist, Hoot?«
    »Sie haben Scott Hamer gefunden.«
    Dora war immer noch bei Marilee, als die Nachricht sie erreichte.
    Sie waren den ganzen Tag zusammengeblieben und hatten einander in den Stunden, in denen Scott spurlos verschwunden geblieben war, Kraft gespendet. Dora hatte nur von einigen wenigen Freunden Scotts die Handynummer, aber von dort aus machte die Nachricht, dass seine Mutter ihn suchte, in rasendem Tempo die Runde. Keiner der Freunde, die Dora erreichte hatte ihn gesehen.
    Ihre Bemühungen, Wes auf dem Handy zu erreichen, waren ebenso erfolglos. Entweder hatte er immer noch keinen Empfang, oder er ignorierte ihre Anrufe.
    In nervenaufreibender Ungeduld harrten die beiden Frauen aus.
    Officer Harris hatte Scott schließlich gefunden. »Er ist unterwegs ins Krankenhaus.« Mehr wollte er Dora am Telefon nicht verraten.
    Als sie und Marilee in die Notaufnahme kamen, warteten sie ängstlich darauf, was ihnen die zuständige Schwester zu sagen hatte. Die Schwester ihrerseits war mit der Familie Hamer bekannt und wollte die schlechte Nachricht nicht überbringen. »Der Arzt möchte Sie persönlich sprechen, Mrs Hamer. Ich gehe ihn holen«, sagte sie nur und verschwand hinter einer Doppeltür.
    Volle zehn Minuten später erschien ein junger Mann im Arztkittel. Dora kam er ungeheuer jung vor. Er sah sie beide an. »Mrs Hamer?«
    »Ich bin Mrs Hamer.«
    »Dr. Davison.« Er schüttelte ihre kalte und klamme Hand. »Offenbar ist Scott am Seil in der Schulturnhalle hinaufgeklettert, hat dabei den Halt verloren und ist auf den Boden gefallen. Er war allein. Niemand hat ihn gesehen. Außerdem hatte er keine Matte untergelegt, sodass er auf dem harten Boden aufkam. Wir versuchen ihn zu stabilisieren, damit wir ihn in ein größeres Krankenhaus verlegen können.«
    Dora wäre vor Erleichterung zusammengesackt, wenn Marilee sie nicht gehalten hätte. »Er lebt?«
    »O ja. Entschuldigen Sie, ich dachte, das wüssten Sie bereits. Seine Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich. Seine Körperfunktionen sind in Ordnung. Aber ich möchte das Ausmaß seiner Verletzungen nicht herunterspielen. Beide Beine sind mehrfach gebrochen. Im Moment wird er geröntgt, um zu sehen, ob es auch innere Verletzungen gibt. Ich glaube nicht, dass wir welche finden, aber bei einer Beckenverletzung ist das Routine. Rückenmarks oder Kopfverletzungen hat er augenscheinlich keine. Eigentlich hat er bei einem so tiefen Sturz noch Glück gehabt.« Er wartete ab, bis sie das verarbeitet hatte, bevor er fortfuhr.
    »Entschuldigen Sie, Mrs Hamer, aber ich muss das fragen. Hat er Steroide genommen?«
    »Er hat Steroide verabreicht
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