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Eismord

Eismord

Titel: Eismord
Autoren: Giles Blunt
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machst du, wenn dich dein Liebhaber ärgert? Du bringst ihn um. Was machst du, wenn du nicht den Job bekommst, den du haben wolltest? Du bringst jemanden um. Was machst du, wenn dein Ehemann kein Heiliger ist? Du bringst ihn um. Ich hab gerade acht Jahre im Gefängnis hinter mir.«
    »Nicht für irgendetwas, das du bei mir getan hast.«
    »Es war der Höhepunkt von allem, was du mir beigebracht hast.« Sie sah Cardinal an. »Das stimmt, John. Mein Mann hat mich nicht verlassen. Ich hab ihn zum Teufel geschickt.« Sie gestikulierte mit der Waffe. »Mit dem Ding hier. Es ist eine Sache, einen Fremden zu töten. Damit kommt man relativ einfach davon. Wenn man dagegen in einem Wutanfall seinen Ehemann tötet, wird man leicht geschnappt.«
    »Wie bist du darauf gekommen, wo du den Geldautomaten-Jungen findest.«
    »Papa hier ist ein Gewohnheitstier. Sagt ihnen immer, sie sollen sich ein zweites Mal über den ersten Automaten hermachen, nach dem zweiten kommt immer wieder der erste. Jedes Mal. Der Kleine wollte mir nichts verraten. Aber wie gesagt, Papa ist ein Gewohnheitstier. Ich weiß nicht, wie weit Mendelsohn damit gekommen ist, aber wenn du noch mal nachprüfst, wirst du feststellen, dass Papa, abgesehen von seiner Gewohnheit, Leute, über die er sich ärgert, zu enthaupten, auch gerne bei jemandem ins Haus stürmt, um jeden Cent von jedem Konto abzuräumen, das diese Leute je eröffnet haben. Als du gesagt hast, Kreeger sei wohlhabend, im Pelzgewerbe, wusste ich, dass er hier ist. Der Junge hat mir nichts gesagt. Einfach nur dagestanden und darauf gewartet. Er wusste, dass ich ihm folgen würde, wenn er in seinen Wagen steigt.«
    »Lemur war loyal«, sagte Papa. »Im Unterschied zu dir.«
    »Und sieh selbst, was ihm das gebracht hat«, sagte Donna. »Bist du stolz auf deine Kinder, Papa?«
    »Donna – Christine«, sagte Cardinal. »Was auch immer du jetzt vorhast, tu’s nicht.«
    »Ohne mich«, sagte Papa, »und die Familie, die ich dir gegeben habe, wärst du schon mit fünfzehn tot gewesen.«
    »Ihr seid ein Fließband für Mörder. Du wirst nur noch mehr Leute wie mich produzieren. Dich zu erledigen wird das einzig Gute sein, das ich je zustande gebracht habe.«
    »Tu’s nicht«, sagte Cardinal.
    »Wieso nicht, John? Hast du ein Happy End für mich im Ärmel? Mich heiraten und aus all dem Schlamassel hier herausholen? Wohl kaum. Gewissermaßen bist du sogar mit verantwortlich dafür. Für einen Moment hast du mir gezeigt, was echte Liebe, echte Treue ist. Du hättest mich ohnehin bald durchschaut – aber es war so offensichtlich, dass du deine Frau geliebt hast. Nicht das, was Papa dafür ausgibt, sondern echte Empfindungen. Das habe ich nie gefühlt, werde ich auch nie fühlen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist.«
    »Du bringst einen Jungen und einen Gesetzeshüter um, und Gott weiß wen alles noch«, sagte Cardinal, »und schiebst das alles auf deine Kindheit?«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was ich alles gesehen habe. Keiner von euch beiden. Du hast nicht die leiseste Ahnung davon, in welche Abgründe man blickt, wenn man Papas Ausbildung genossen hat. Ich habe Väter gesehen, die flehentlich die Hände heben und dich anbetteln, sie zu verschonen – nicht für sich selbst, sondern um ihrer Kinder willen. Ich habe junge Mütter gesehen, die auf dem Boden ausgestreckt lagen, denen das Blut aus dem Kopf sickerte, während nebenan ihre Babys schrien. Ich habe Teenager gesehen, eine Lehrerin, einen Architekten, mindestens einen Arzt – die alle aus ein und demselben Grund sterben mussten. Immer wieder ein und derselbe, simple Grund. Weil Papa es so wollte. Es gab nie einen wichtigen Grund, irgendein halbwegs nachvollziehbares Motiv. Sie sahen ihn schief an, sie machten keinen Kotau vor ihm, sie behandelten ihn nicht wie einen Gott, also hatten sie ihr Recht zu leben verwirkt. Ich verlor das Interesse, als er anfing, den Leuten die Köpfe abzuschlagen. Nicht mit eigener Hand, versteht sich. Wieso sich selbst die Hände schmutzig machen, wenn du einen Sohn oder eine Tochter hast, die das für dich erledigen können?«
    »Sieh dich an«, sagte Papa. »Du bist großartig. Eine unbändige Kraft. Komm mit mir in den Norden. Wir arbeiten zusammen. Wir bauen zusammen eine Familie auf, wie sie die Welt noch nie gesehen hat, und wir übernehmen das, was von der Welt noch übrig ist.«
    »Große Worte von jemandem, der noch nie selbst getötet hat.«
    »Doch, das hat er«, sagte Cardinal. »Martin
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