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Eismord

Eismord

Titel: Eismord
Autoren: Giles Blunt
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klingelte, machte ihr Herz vor Freude einen Satz. Auf dem Display erschien der Name
Randall Wishart.
    »Wir haben ein Nest«, sagte sie. »Bitte sag mir, dass wir ein Nest haben. Ich hab dich so vermisst.«
    »Ich dich auch«, sagte Randall. »Komm zum Haus an der Island Road. Wann kannst du da sein?«
    »Hier bin ich so weit fertig. Ich muss nur noch alles für die Leute von der Mittagsschicht vorbereiten.«
    »Parke ein Stück weiter weg«, sagte er. »Und pass auf, dass dich keiner sieht.«
    Sam schaltete die Fritteuse, die Backöfen und Kochfelder aus. Die Arbeitsplatten und Schneidebretter hatte sie bereits abgewischt. Ihr Boss McCoy streckte den Kopf zur Tür herein und gab ihr mit dem erhobenen Daumen Zeichen, Feierabend zu machen.
    In einer der Vorratskammern hinter der Küche zog sie sich um. Der weiße Kittel landete ebenso wie die lächerliche Pepitahose in der Wäschetonne. Loreena trug nie etwas anderes als schwarze Jeans zum Tanktop oder auch zu einem schwarzen T-Shirt, vielleicht mit einem Katzenlogo oder einem Blitz darauf. Sam war von der Hitze am Herd so verschwitzt, dass sie sich mühsam in ihre Jeans zwängen musste. Sie zog den weichen, roten Pulli an, den Randall besonders mochte, hängte sich die Jacke über den Arm und gelangte zur Hintertür hinaus auf den Parkplatz.
    Es war eine erfrischend kalte Dezembernacht, ohne die eisigen Temperaturen, die einem gewöhnlich ab Januar das Gesicht taub froren. Loreena Moon wäre jetzt auf ihre Kawasaki gesprungen, doch Sam stieg sehr behutsam in ihren 96er Civic. Man musste die Tür beim Öffnen leicht anheben, damit sich die Angel nicht verschob und das Ding sich nicht mehr schließen ließ.
     
    Das Anwesen an der Island Road lag draußen am Trout Lake und nahm die ganze Spitze einer Landzunge ein. Während hier im Sommer Leute in ihren Booten vorbeikamen oder mit dem Wagen zwischen ihren Cottages hin und her fuhren, herrschte um diese Jahreszeit Totenstille. Trotzdem öffnete Randall die Tür so wie immer, indem er sich dahinterstellte, damit er nicht von einem zufällig vorbeikommenden Passanten zu sehen war. Er trug immer noch eines der dunklen Sportjacketts, die ihm bei der Arbeit am angenehmsten waren, die Krawatte dagegen hatte er abgelegt, und als er Sam kommen sah, strahlte er wie ein junger Shootingstar bei der Oscar-Verleihung. Kaum war Sam im Haus, nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich.
    »Drei volle Tage«, sagte Sam. »Ich dachte, ich werde verrückt.«
    »Hat dich jemand gesehen?«
    »Nee.«
    »Wo steht dein Wagen?«
    »An der Abzweigung zum Wasserkraftwerk, die du mir gezeigt hast.«
    Bei diesem Haus handelte es sich um einen Bungalow, sehr offen gestaltet, mit einer Menge lackiertem Holz. Zu hübsch für Loreena, doch Sam war es recht. Sie wünschte sich, die Eigentümer kämen nie zurück. Sie zog die Stiefel aus und hängte ihre Jacke in der Eingangshalle auf. Randall umarmte sie noch einmal. Er knipste das Licht in der Diele aus, dann gingen sie ins Schlafzimmer, schlüpften aus ihren Kleidern, und Sam legte ihre Sachen auf einen Holzstuhl neben dem Wandschrank.
    »Jane haben schönen Körper«, sagte Randall.
    »Ich wünschte, ich könnte duschen. Ich bin völlig verschwitzt.«
    »Ich mögen verschwitzt.«
    Sie legten sich auf die blaue Decke, die Randall immer mitbrachte und auf dem jeweiligen Bett, das sie benutzten, ausbreitete. Er hatte sie stets in seinem Auto, und Sam fragte sich manchmal, wie er dies seiner Frau erklärte. Er streckte sich nackt aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, so dass sein Bizeps vortrat. Sam liebte seinen Körper. Liebte ihn mit einer Leidenschaft, wie man wohl nichts auf dieser Welt lieben sollte. Sie hatte immer geglaubt, Liebe hätte etwas mit Vereinigung, Verschmelzung der Seelen zu tun, und bevor sie mit Randall Wishart schlief, hatte sie nie mit der Möglichkeit gerechnet, dass man nach dem Körper eines anderen Menschen vollkommen verrückt sein konnte.
    Sam setzte sich Randall rittlings auf die Brust und hielt seine Arme fest. Ihre Hände hoben sich dunkel von seiner weißen Haut ab. »Ich muss unablässig an dich denken«, sagte sie.
    »Geht mir genauso.«
    »Nein, ich meine, wirklich, einfach ohne Unterbrechung.«
    »Wenn ich so wie du zeichnen könnte, wärst du mein einziges Modell.«
    Sam berührte ihn an der Wange. Randall war immer glatt rasiert und trug grundsätzlich keinen Dreitagebart. Als Makler hätte er das unprofessionell gefunden.
    »Ich denke an deine
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