Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskaltes Herz

Eiskaltes Herz

Titel: Eiskaltes Herz
Autoren: Ulrike Rylance
Vom Netzwerk:
vor«, erklärte sie.
    »Ist doch wahr«, hörte ich Julia vor der Tür noch leise sagen. »Lena macht sich total fertig, wegen so einem Scheißtypen.«
    Was Nadine erwiderte, hörte ich nicht mehr, aber es klang abfällig. Für Nadine war Liebeskummer etwas Lächerliches. Die beiden hatten doch keine Ahnung. Selbst noch nie einen Freund gehabt, aber gute Ratschläge geben. Vor allem Julia. Die immer an Nadine hing wie eine Klette, ihr dauernd nach dem Mund redete und bei der geringsten Kleinigkeit in Tränen ausbrach.
    »Ich hasse Vanessa«, sagte ich jetzt zu Tine. »Sie ist eine fiese, heuchlerische, widerliche …« Mir fehlten die Worte.
    »Lena, sie ist eine eingebildete Streberin mit zu viel Geld. Du benimmst dich, als ob sie ein Dämon wäre.«
    »Vielleicht ist sie das ja auch.« Irgendetwas war falsch an Vanessa, ich konnte es förmlich riechen.Den anderen konnte sie ja sonst was vormachen, aber ich nahm ihr einfach nicht ab, dass sie wirklich in Leander verknallt war. Immer wieder erinnerte ich mich an ihren Blick nach dem Unfall. Lauernd und abschätzend. Voller Vorfreude. Voller Jagdfieber.
    »Also, ich …« Tine schielte auf ihre Uhr.
    »Musst du auch schon weg?«
    »Na ja. Ich hab noch das blöde Referat in Bio und dann heute Abend ist doch …« Sie stockte. Drehte die einzige lange und rosa gefärbte Haarsträhne an ihrer linken Seite zwischen den Fingern.
    »Tine?« Eine unangenehme Vorahnung kroch in mir hoch.
    »Die Party … also keine richtige Party, ein paar Leute wollen sich treffen und ich dachte, ich guck da mal vorbei und …«
    »Party. Bei wem denn?« Mir hatte keiner was gesagt. Oder hatte ich es nur nicht mitbekommen?
    Tine nahm ihre Tasche und wandte sich zum Gehen. »Bei Vanessa«, presste sie dann heraus.
    »Wie bitte? Da willst du doch nicht wirklich hin, oder? Tine, tu mir das nicht an!«
    »Aber Gregor wird dort sein.« Sie sah mich mit einem gequälten Gesichtsausdruck an.
    »Scheiß auf Gregor«, rief ich wütend. »Der ist doch jetzt egal!«
    »Ach, ist er das? Und wieso sind meine Gefühle weniger wichtig als deine, hm?« Tines blaue Augen funkelten trotzig. »Zufällig war es Gregor, der mich gefragt hat, ob ich mitkomme. Er hat mich endlichmal gefragt! Da kann ich doch nicht Nein sagen, nur, weil du Liebeskummer hast.«
    Wir schweigen beide. Natürlich hatte sie ein Recht auf die Party. Ich konnte ihr das ja nicht verbieten. Und trotzdem … Ich hatte nicht nur Liebeskummer. Man hatte mir den Boden unter den Füßen weggerissen!
    »Ich kann für dich spionieren.« Sie lächelte unsicher. »Leander erzählen, wie sehr du ihn vermisst.«
    »Mach das«, erwiderte ich tonlos. »Viel Spaß.«
    Als sie weg war, hob ich den Anhänger wieder vom Fußboden auf und küsste ihn wild. Ein Junge aus der Zehnten guckte kurz zur Tür herein, zog ein erschrockenes Gesicht und verschwand gleich wieder. Unten zerstreute sich die Gruppe langsam.
    Ich kramte mein Handy raus und ging auf Facebook. Vanessa war dort meine »Freundin«, wie lächerlich. Wie 280 andere Leute, von denen ich nur die Hälfte kannte und die mich nicht interessierten. Tatsächlich, da war eine Einladung: Party time @ the Klinger house! Eingeladene Personen: 74. Zusagen: 49.
    Von wegen ein paar Leute … Tine war so eine schlechte Lügnerin. Ich klickte den Link unter dem Foto einer strahlenden Vanessa an. Als Freundin entfernen . Und Tschüss!
    In meiner ersten Wut wollte ich Leander ebenfalls entfernen, doch dann würde ich gar nichts mehr über ihn erfahren. Auf den meisten seiner Fotos war er mit mir zu sehen und ich konnte es kaum ertragen, sie anzuschauen. Mein Lieblingsfoto war auchdabei, ich trug darauf meinen blauen Winterpulli und wir kuschelten uns aneinander. Der Pulli … Der war noch bei Leander. Ich sprang wie elektrisiert auf. Unten trennten sich Leander und Vanessa gerade mit einem nicht enden wollenden Kuss. Sie gingen also nicht zusammen nach Hause. Dann würde ich mir meinen Pulli jetzt holen. Und wenn ich einmal da war, musste Leander ja mit mir reden.
    Seine kleine Schwester machte mir die Tür auf.
    »Hey, Kimmy«, sagte ich. »Lange nicht gesehen, was?«
    Sie nickte ernst. »Leander hat gesagt, du kommst jetzt nicht mehr. Das ist schade.«
    »So? Hat er das?« Ich nestelte nervös an meiner Kette herum. »Na, jetzt bin ich ja da. Holst du ihn mal?«
    »Leander ist nicht zu Hause.«
    »Ach.« Damit hatte ich nicht gerechnet. Wo war er?
    »Aber du kannst mit mir spielen. Willst du meinen neuen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher