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Eiskaltes Feuer

Eiskaltes Feuer

Titel: Eiskaltes Feuer
Autoren: ABBY GREEN
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zurückgelassen hatte.“
    Alicia presste eine Hand an ihr Herz. Sie wusste, wie es weitergehen würde. Sie hoffte trotzdem, dass sie falsch lag.
    „Ich hatte keinen Grund, die fantastische Geschichte anzuzweifeln, die Sonia mir auftischte. Sie behauptete, zufällig mit angehört zu haben, wie diese Frau um ihre verlorenen Söhne trauerte, die sie im Kindesalter verlassen hatte. Ich glaubte ihr. Warum sollte Sonia mich anlügen? Sie liebte mich doch. Und es war ja durchaus möglich, dass diese Frau wirklich unsere Mutter war. Sie hatte das passende Alter, ähnelte uns auch vom Typ her und wusste so einiges über uns … Erst später wurde mir klar, dass es Dinge waren, die ich Sonia erzählt hatte und die sie mit typisch weiblicher Intuition und Raffinesse ein wenig ausgeschmückt hatte.“
    „Dante …“, warf Alicia ein, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen.
    „Ich bin noch nicht fertig“, erwiderte er scharf. „Obwohl ich tief im Inneren wusste, dass diese Frau nicht unsere Mutter war, nahm ich sie in mein Haus auf. Doch ich war nicht so schnell bereit, ihr zu verzeihen. Dafür war zu viel geschehen. Paolo dagegen, jünger und leichter zu beeindrucken als ich, war begeistert, seine Mutter wiederzuhaben. Er hatte sie auch nie wirklich gekannt. Ich selbst blieb skeptisch. Sonia warf mir vor, hartherzig zu sein und Paolos Glück zu gefährden. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Kälte und Grausamkeit hatte ich auf der Straße genug erlebt.“
    Alicia ließ sich auf einen Stuhl sinken, während Dante weiter auf und ab lief.
    „Ich muss dir wohl nicht erklären, welche Stellung eine Mutter in einer italienischen Familie einnimmt. Mir war klar, dass Sonia hoffte, ich würde ihr einen Heiratsantrag machen, aber ich hielt mich zurück. Ich hatte mir geschworen, niemals zu heiraten. Doch Mama , die inzwischen ganz in ihrer Rolle aufging, lag mir ständig mit der Bitte in den Ohren, ich solle eine ehrbare Ehefrau aus Sonia machen. Eines Tages kam ich nach Hause und hörte die beiden in der Küche munter darüber plaudern, wie viel Geld sie bekommen würden, wenn ich Sonia heiratete. Sie rechneten wohl damit, dass es bald so weit sein würde.“ Er lachte bitter. „Und ich Dummkopf hatte tatsächlich schon den Ring ausgesucht. Ich hatte auf Mamas Rat gehört.“
    Alicia war wie gelähmt.
    Dante sah sie an, doch er schien durch sie hindurchzusehen. „Sie waren Mutter und Tochter, ein betrügerisches Gespann, und wir die perfekten Opfer. Ich musste Paolo die Wahrheit sagen. Er hätte es nicht ertragen, ein zweites Mal verlassen zu werden.“
    Jetzt sprang Alicia auf und lief zu ihm hin. „Dante, es tut mir so leid. Ich weiß, wie schrecklich das …“
    „Du?“ Wütend fuhr er zu ihr herum. Warum hatte er sich nur dazu hinreißen lassen, ihr von Sonia zu erzählen? „Woher willst du wissen, wie es ist, von der eigenen Mutter verlassen zu werden?“
    „Ich weiß es, weil ich im Alter von vier Jahren meiner Mutter hinterhersah, als sie Melanie und mich für immer verließ“, sagte sie leise.
    Sie lügt, schoss es Dante durch den Kopf. Lügen, nichts als Lügen …
    „Ich erzähle dir diese Geschichte, und prompt behauptest du, du seiest auch von deiner Mutter im Stich gelassen worden?“, brach es aus ihm hervor. Seine eisige Verachtung war noch schlimmer als sein flammender Zorn. „Eine bessere Story fällt dir wohl nicht ein, um bei mir auf die Tränendrüse zu drücken?“
    Alicia brauchte einen Moment, um die Situation zu erfassen. Er glaubte ihr nicht! Ihr Schmerz war so groß, dass sie nicht wusste, wie sie heil aus dem Zimmer kommen sollte.
    Dante musterte sie, empört über ihre Unverfrorenheit. Sie starrte schweigend vor sich hin. Wie kann sie nur so etwas tun, dachte er fassungslos.
    Und doch fühlte er sich auch jetzt auf unerklärliche Weise zu ihr hingezogen, stärker als zu jeder anderen Frau vor ihr, auch zu Sonia. Und dieses Gefühl ließ alles andere in den Hintergrund treten, selbst ihre Habgier und ihre Lügen. Er konnte sie nicht gehen lassen. Noch nicht.
    „Das ändert nichts zwischen uns, Alicia. Zumindest können wir jetzt ganz ehrlich zueinander sein.“ Sie hob den Blick, sah ihn aus leeren Augen an. Ihre Lachen klang fremd. „Du willst nicht wahrhaben, dass dein Bruder ein ehrliches, nettes Mädchen liebt. Das ein Kind von ihm bekommt und das er heiraten will. Nur weil du selbst kein Glück hattest. Ja, Dante, du bist furchtbar betrogen worden, aber nur von dieser einen
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