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Eiskaltes Feuer

Eiskaltes Feuer

Titel: Eiskaltes Feuer
Autoren: ABBY GREEN
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Frau und ihrer Mutter! Und so unwahrscheinlich es auch klingen mag – wir teilen wirklich dasselbe Schicksal.“
    Mit müder Stimme setzte sie hinzu: „Du hast mir von Anfang an kein Wort geglaubt, obwohl ich immer die Wahrheit gesagt habe. Sieh in den Akten des Gemeinnützigen Waisenhausverbandes von Nordlondon nach, da findest du unsere Namen.“
    „Wenn das stimmt, warum hast du es dann nie erwähnt?“
    Traurig sah sie ihn an. „Hättest du mir denn geglaubt? Und wenn du denkst, ich könnte jemanden beneiden, der so hinterhältig ist wie diese Sonia, dann kennst du mich wirklich schlecht!“ Ihr Lachen war eher ein Laut der Verzweiflung. „Aber es geht dir ja gar nicht darum, mich kennenzulernen. Alles, was dich interessiert, ist mein Körper.“
    Er trat auf sie zu, wollte etwas erwidern, da klingelte sein Handy. Gereizt hob er es ans Ohr. „Si?“
    Alicia hörte, dass am anderen Ende der Leitung Italienisch gesprochen wurde. Sie wandte sich ab und beschloss, am nächsten Tag abzureisen. Nur weg von hier! Sie wusste jetzt, woher Dantes tief verwurzeltes Misstrauen stammte. Diese Frau hatte ihm das Herz gebrochen, bevor er Gelegenheit hatte zu erfahren, was wahre Liebe war. Doch sie selbst war offenbar nicht die Richtige, um die Tür zu seinem Herzen zu öffnen …
    „Alicia?“
    Ein Blick in sein angespanntes Gesicht genügte, um ihren Adrenalinspiegel in die Höhe zu treiben. „Was ist passiert? Ist etwas mit Melanie?“
    Dante griff nach ihrem Arm, doch sie zuckte zurück.
    „Sie ist im Krankenhaus. Das Kind muss mit Kaiserschnitt geholt werden.“
    „Aber sie ist doch erst im achten Monat!“, rief sie entsetzt.
    Dante legte die Arme um sie und hielt sie fest. Die Angst und die Sorge in ihren Augen erschütterten das tiefe Misstrauen, das er für sie empfand. Überhaupt stellte er in diesem Moment einige seiner Überzeugungen in Frage. So vieles lag noch im Dunkeln, doch das musste warten.
    Er brachte sie nach oben, damit sie sich umziehen konnte. Eine Stunde später saßen sie im Flugzeug auf dem Weg nach England.
    Früh am nächsten Morgen, noch bevor der Berufsverkehr die herbstlichen Straßen der Londoner Innenstadt verstopfte, erreichten sie die Klinik. Alicia lief voraus, stürmte in das Krankenzimmer und blickte in die müden, aber glücklichen Gesichter von Melanie und Paolo, die einander an den Händen hielten.
    „Lissy, du bist Tante geworden“, hauchte Melanie und streckte die Hand nach ihr aus. „Du hast eine wunderschöne Nichte namens Lucia. Sie ist klein, aber zäh. Sie wird es schaffen.“
    „Oh, Mel!“ Alicia fiel ihrer Schwester um den Hals und erdrückte sie beinahe. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht …“
    Tränen liefen ihr über die Wangen. Ihre kleine Schwester wirkte plötzlich so erwachsen, und auch aus Paolo schien ein richtiger Mann geworden zu sein.
    Ein Schatten verdunkelte die Tür. Dante. Alicia wagte nicht, ihn anzusehen, als Melanie ihm in fröhlicher Arglosigkeit verkündete, er sei Onkel geworden. Natürlich hatte er allen Grund, misstrauisch zu sein. Aber sie würde ihm nie verzeihen, wenn er tatsächlich darauf bestand, einen Vaterschaftstest durchführen zu lassen.
    Sie war so auf Melanie konzentriert, dass sie kaum mitbekam, wie die beiden Männer den Raum verließen.
    Dante fiel sofort auf, wie viel reifer sein jüngerer Bruder wirkte. Hoch aufgerichtet, stolz und distanziert stand Paolo ihm draußen im Korridor gegenüber. Diese Distanz war sein Verschulden, wie Dante mit Bedauern feststellte. Seit seiner bitteren Erfahrung mit Sonia hatte er versucht, seinen jüngeren Bruder vor diesem Schicksal zu bewahren. Und es hatte so ausgesehen, als habe er versagt …
    „Dante, ich möchte dir etwas zeigen.“
    Dante nickte und folgte seinem Bruder den Korridor entlang, als Paolo plötzlich stehen blieb und ihn ansah.
    „Weißt du überhaupt, wie Melanie und ich uns kennengelernt haben?“ Er lachte trocken. „Nein, natürlich nicht. Woher auch? Es war nicht im Büro, es war auf einer Benefizveranstaltung, zu der du mich geschickt hattest, während du in Südamerika warst. Melanie war dort, weil sie in ihrer Freizeit für ein Kinderheim arbeitet, das wir mit Spendengeldern unterstützen. Und weißt du auch, warum sie das tut?“
    Dante merkte, wie er blass wurde. Nun konnte er sich nicht länger vormachen, dass alles erlogen war.
    Unbeirrt fuhr Paolo fort: „Weil sie und Alicia in einem Kinderheim aufgewachsen sind. Sie wurden nämlich von ihren Eltern
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