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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
Autoren: Karen Rose
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ihr tagelang nicht von der Seite gewichen, hatte sich nie um mehr als eine Armeslänge von ihr entfernt. Oft wachte er mitten in der Nacht auf, von Albträumen geschüttelt. Wenn sie schlief, lauschte er auf ihren Atem, ließ zärtlich eine Haarlocke durch seine Finger gleiten, tat alles Mögliche, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Doch meistens lag sie bereits wach da, von ihren eigenen Albträumen aus dem Schlaf gerissen. Oft genug sah er sie dann aus dem Schlafzimmerfenster starren, in Gedanken weit, weit weg.
    Die Tage waren entschieden besser als die Nächte.
    An diesem sonnigen Sonntagnachmittag war Max’ Familie in sein Haus eingefallen, angeblich, um ein Picknick zu veranstalten. Er wusste es besser. Auf diese Weise wollte seine Familie ihm, Caroline und Tom beistehen. Die Zahl der Tage, an denen nicht wenigstens einer von ihnen ›rein zufällig in der Nähe‹ war, belief sich auf eine so kleine Summe, dass es sich nicht zu zählen lohnte. Sie brachten Lebensmittel, Zeitschriften, kleinen Schnickschnack mit, wovon sie ebenfalls rein zufällig zu viel gekauft hatten.
    Max und Caroline brauchten in den Wochen nach ihrer Rückkehr aus Asheville keinen Finger zu rühren. Ma und die Mädchen nahmen ihnen jegliche Arbeit, wie Kochen und Putzen, ab. Cathy bügelte sogar seine Boxershorts.
    Es hätte lästig werden können, wenn nicht aus jeder kleinen Geste so viel Liebe gesprochen hätte. Jeder wollte helfen. Niemand wusste, was er sagen sollte. Also sagten sie nichts, sondern wimmelten einfach nur um seine neue kleine Familie herum und ließen nicht zu, dass sie zusammenbrachen.
Seine neue kleine Familie.
Allein der Gedanke lockerte ein wenig die Anspannung, die noch nicht ganz von ihm abgefallen war.
    Der Psychologe hatte ihm versichert, dass das mit der Zeit geschehen würde. Max fragte nicht mehr, wann es endlich so weit war. Es würde geschehen, wenn der Zeitpunkt gekommen war, und keinen Tag früher. Er musste sich in Geduld üben, die aus einer Sinnlosigkeit entstanden war, und das war eine gute Lektion für ihn. Es gab tatsächliche Dinge, die sich seiner Kontrolle entzogen.
    Wie schnell seine kleine Familie wieder zu einem normalen Leben zurückfinden würde, war eines dieser Dinge.
    Ein paar Wochen nach ihrer Rückkehr begann sich die Situation zu verbessern, nämlich als sie Carolines und Toms Habseligkeiten aus der alten Wohnung in Max’ Haus transportierten und nichts zurückließen aus einem Blutfleck auf dem Teppich im Esszimmer. Dana tauchte am folgenden Abend mit einem Päckchen Haarentfärber auf, und eine halbe Stunde später war Caroline blond. Die Farbe stand ihr gut, wie er fand, als er sie vom Garten aus betrachtete. Sie saß mit seinen Schwestern und Peters Frau an dem alten Picknicktisch über alte Braut-Magazine gebeugt, die Cathy auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Unter Lachen und Scherzen planten seine Mutter und seine Schwestern höchst erfolgreich seine Hochzeit. Caroline lehnte sich einfach zurück und ließ sie gewähren, zufrieden damit, sich mitreißen zu lassen.
    In diesem Moment hob sie den Blick, als hätte sie gespürt, dass er sie ansah, und lächelte. Es war ein aufforderndes und zugleich dankbares Lächeln. Zuerst hatte ihn ihre Dankbarkeit verärgert, er hatte sie nicht akzeptieren wollen, weil er der Meinung war, er hätte bei weitem nicht genug für sie getan. Doch allmählich hatte er verstanden, dass ihre Dankbarkeit so vielen Dingen galt, die er selbst gar nicht richtig wahrnahm – Teil seiner Familie zu sein, frei zu sein, jeden Morgen aufzuwachen in dem Wissen, dass sie endlich in Sicherheit war.
    Cathy stupste Carolines Schulter an, um sie auf etwas in einer der Zeitschriften aufmerksam zu machen, und Caroline lachte laut auf. Der Klang ihrer fröhlichen Stimme drang zu ihm hinüber. Sie schüttelte heftig den Kopf, und ihr Haar, das nun erst seit kurzem blond war, umwehte ihr Gesicht.
    Der goldfarbene Haarton passte zu ihr. Er umrahmte ihr Gesicht, betonte ihren feinen Porzellanteint und ließ ihre Augen in einem noch intensiveren Blau erscheinen. Ließ noch deutlicher hervortreten, dass Tom ihr Sohn war.
    »Ich glaube, sie versuchen, uns aus dem Konzept zu bringen, Phil«, sagte Peter, der hinter ihm stand, mit trockenem Ton zu seinem Sohn. »Wir haben sie mit unserem Geschick und unserer Schnelligkeit eingeschüchtert.«
    Max wandte sich seinem Bruder zu und hob mit spöttischer Miene eine Augenbraue. »Es steht zwanzig zu zwei für uns. Letzte
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