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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
Autoren: Karen Rose
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zurück zur Wache, und wir benachrichtigen Sie, wenn sich etwas ändert. Noch besser wäre es allerdings, wenn Sie nach Hause fahren würden.«
    »Das werde ich tun.« Sein schwerer Seufzer hing in der Luft. »Wo ist der Junge?«
    Wieder setzte ihr rasendes Herz für einen Moment aus.
Robbie. Wo war Robbie?
Eine trübe Erinnerung nagte an ihrem Bewusstsein. Robbie, wie er ihre Hand hielt, wie er sie anflehte, nicht zu sterben, sie anflehte, doch zu warten, bis der Rettungswagen kam. War es dieses oder das vorige Mal gewesen? Sie kämpfte gegen die lähmende Wirkung der Medikamente an, denn sie musste wissen, bei wem ihr Sohn untergebracht war.
    »Er ist bei der Krankenhaustherapeutin. Er hat seine Mutter gefunden, verstehen Sie? Der Schock kann ein böses emotionales Trauma in einem Jungen seines Alters auslösen.«
    Robs barsche Stimme drang durch den Raum.
Er steht jetzt neben dem Arzt,
dachte sie.
Er wird gleich gehen. Dann ist er allein mit meinem Sohn.
»Der Junge ist stark. Er wird es überleben.«
    Mary Grace krallte ihre Hände in das Laken, zerrte daran, bis ihre Finger schmerzten. Sie fühlte sich losgelöst von ihrem Bewusstsein. Hilflos in ihrem eigenen Körper gefangen.
Er wird es überleben. Er muss überleben. Bitte, Robbie, halte durch, bis ich nach Hause komme.
    Danach wird sich unser Leben ändern
. Sie musste ihren Sohn beschützen und schwor sich, dass Rob Winters ihnen beiden nie wieder ein Haar krümmen würde. Aber wie sollte sie das schaffen?
    Ich werde einen Weg finden
.

[home]
1
    Gegenwart

Douglas Lake, East Tennessee
    Sonntag, 4. März, 9:30 Uhr
    G ott, das hier hasse ich am meisten an unserer Arbeit. Wie, zum Teufel, kannst du jetzt etwas essen?«
    Hutchins blickte über den Lake Douglas hinweg, der in der stillen Morgenfrühe vor ihnen lag, und dachte an die Leiche, die sie herausziehen würden, und an die widersinnige Verschwendung von Leben. Mit der unerschütterlichen Ruhe eines Sheriffs, der auf eine langjährige Erfahrung zurückblickte, stopfte er den Rest seines Doughnuts in sich hinein. »Weil ich bestimmt keinen Appetit mehr habe, wenn sie den Jungen rausgeholt haben. Verhungern will ich aber auch nicht.« Er warf einen mitfühlenden Blick auf das blasse Gesicht seines jüngsten Rekruten. »Wirst dich schon daran gewöhnen, Junge.«
    McCoy schüttelte den Kopf. »Man sollte meinen, dass sie vernünftiger wären.«
    »Die jungen Leute sind selten vernünftig. Schon gar nicht, wenn sie Frühjahrsferien haben. Auch daran wirst du dich gewöhnen. Ich rechne fest damit, dass wir noch weitere aus dem See ziehen werden, bevor die Urlaubssaison vorüber ist.«
    »Vermutlich werde ich die Eltern informieren müssen, wenn unsere Arbeit beendet ist.«
    Hutchins zuckte mit den Schultern und zündete sich eine Zigarette an. »Du hast den Fall übernommen, Junge. Dann musst du ihn auch zu Ende bringen. Meine Lieblingsbeschäftigung ist das auch nicht gerade, aber du musst noch lernen, schlechte Nachrichten zu überbringen.«
    McCoy konzentrierte sich auf das Boot, das langsam einen Haken über den Boden des Sees zog. »Sie hoffen immer noch, dass er lebt. Heiliger Strohsack, Hutch – wie können Eltern sich dermaßen an ihre Hoffnung klammern? Die anderen Jungs haben es klar und deutlich zu Protokoll gegeben. Sie haben getrunken und herumgealbert, und der Kleine hat seinen Jet-Ski kaputtgefahren. Sie haben gesehen, wie er untergegangen ist.«
    Hutchins sog an seiner Zigarette und stieß den Rauch mit einem Seufzer wieder aus. »College-Kids sind dumm. Ich sag’s dir immer wieder. Aber Eltern …« Er schüttelte seinen grauen Kopf. »Eltern hoffen. Sie hoffen, bis du sie zwingst, eine Leiche zu identifizieren.«
    »Oder das, was davon übrig ist«, brummte McCoy.
    »Hey, Tyler.« Die Worte tönten unter statischem Knistern aus McCoys Funkgerät.
    »Hey, Wendell«, antwortete McCoy und schluckte. Bei der Vorstellung, was Wendells Haken zutage beförderte, kam ihm die Galle hoch. »Was hast du gefunden?«
    »Tja, eine Leiche ist es nicht, so viel steht fest.«
    Hutchins griff nach dem Funkgerät. »Was redest du da, Junge?«
    »Es ist ein Auto, Sheriff.«
    Hutchins schnaubte verächtlich. »Da unten liegen genug Autos herum, um einen Gebrauchtwagenhandel aufzumachen. Das Haus meiner Urgroßmutter steht auch da unten.« Der ganze Mist war noch übrig aus der Zeit, als die Tennessee Valley Authorities in den dreißiger Jahren die Staudämme gebaut und das Tal geflutet hatten. Das war
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