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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
Autoren: Karen Rose
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wie ein kleines Kind weinte. »Den Nachnamen, du unnützes …«, er trat erneut zu, und seine Stiefelspitze traf den Jungen in den Bauch und schleuderte ihn auf den Rücken, »… feiges Stück Scheiße.«
    Ein schwaches Stöhnen drang zu ihm hinauf. »Pierce. Chaniqua Pierce. Friseurin. In … der Innenstadt.«
    Winters verzog das Gesicht, als der Junge auf seine Stiefel kotzte. Wut und Abscheu kochten in ihm hoch, und er trat wieder nach dem Jungen. Dann noch einmal. Und noch einmal. »Jetzt weißt du, wie der alte Mann sich gefühlt hat, als er zusammengerollt auf dem Boden seines Ladens lag und in einer Lache seines eigenen Bluts sterben musste.« Winters wischte mit einem Stiefel den größten Teil des Erbrochenen an der schmutzigen Hose des Jungen ab. Dann zielte er erneut und trat hemmungslos zu. Der magere Körper des Jungen prallte gegen die Ziegelmauer, seine Augäpfel rollten nach hinten, und Blut floss in einem steten Strom aus seinem Mundwinkel. Ein finaler Tritt gegen den Kopf gab ihm den Rest, und der Junge erzitterte und stieß seinen letzten Atemzug aus.
    Winters holte tief Luft und wischte den anderen Stiefel am Hemd des Jungen ab.
    Ein Stück Scheiße weniger auf der Straße. Er fand, dass er gute Arbeit geleistet hatte, schälte sich die dünnen Latex-Handschuhe von den Fingern und warf sie in einen Müllcontainer. Man konnte nie vorsichtig genug sein, wenn man mit Straßengangs zu tun hatte. Fiese Krankheiten lauerten überall auf der Straße.
    Während er die Viertelmeile zum Parkplatz seines Lieferwagens zurücklegte, entfernte er die Wattepads aus seinem Mund, den falschen Überbiss von seinem Oberkiefer und zog sich die graue Perücke vom Kopf. Nun konnte ihn niemand mehr mit diesem Straßenjungen in Verbindung bringen, selbst dann nicht, wenn sich jemand die Mühe machte, die Polizei zu rufen. Er warf einen raschen Blick über die Straße, bevor er sorgfältig seine Perücke verstaute, dann wechselte er die Stiefel und warf das schmutzige Paar mit gerunzelter Stirn auf den Rücksitz. Es waren seine besten Stiefel. Winters zuckte mit den Schultern. Sue Ann würde sie später reinigen. Er schwang sich auf den Fahrersitz und fühlte sich unbesiegbar.
    Es war an der Zeit,
Miss
Chaniqua Pierce einen Besuch abzustatten.
    Er war kaum fünf Minuten gefahren, als sich sein Pieper meldete. Aus dem Augenwinkel spähte er nach der Nummer, während er den Blick ansonsten auf den Abschaum gerichtet hielt, der zu dieser Zeit, wo anständige Menschen längst im Bett waren, herumlungerte. Verdammte Scheiße. Konnte dieses Weibsstück ihn nicht mal fünf Minuten in Ruhe lassen. Mit einem wütenden Knurren zog er sein Telefon aus der Tasche und gab die Nummer ein.
    »Ross.«
    Winters knirschte mit den Zähnen. Ross, wie in Lieutenant Ross. Wie in Quotenfrau, geschrieben in großen, schwarzen Druckbuchstaben. Das Miststück, das den Job an sich gerissen hatte, der ihm zustand.
    Er bemühte sich, so viel falsche Freundlichkeit in seine Stimme zu legen, wie er mit halb vollem Magen zustande bringen konnte. »Winters. Was gibt’s?«
    »Dasselbe wie die letzten sechs Male in der vergangenen Stunde, als ich versucht habe, Sie zu erreichen. Was ist Ihnen denn so viel wichtiger, als meine Anrufe zu beantworten, Detective?«
    Winters holte tief Luft. Sie hatte ihn schon einmal wegen Insubordination abgemahnt. Insubordination. Schon bei dem Gedanken revoltierte sein Magen, und die Wut nagte an ihm. Er war »verwarnt« worden. Verwarnt, verdammt noch mal, von einem inkompetenten Miststück mit einem Arsch, so groß wie South Carolina. Mit einiger Mühe gelang es ihm, sich zu beherrschen. »Ich war bei einem Informanten, Lieutenant.«
    »Haben Sie Jones gefunden?«
    »Nein, aber ich weiß, wo er ist.«
    »Möchten Sie mir verraten, wo?«
    Damit sie einen ihrer handverlesenen, arschkriechenden Lieblinge hinschicken und ihn verhaften lassen konnte? Nie im Leben, zum Teufel. »Ich möchte lieber warten, bis ich mir sicher bin.«
    »Das kann ich mir denken. Ich möchte es aber lieber jetzt wissen.«
    Miststück. »Er ist bei seiner Freundin.«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine angespannte Pause. Ein Punkt für mich, dachte er. »Hat diese Freundin einen Namen, Detective? Und treiben Sie bitte nicht wieder Ihre Spielchen mit mir. Ich will Antworten, und zwar sofort.«
    Winters biss die Zähne so heftig zusammen, dass es wehtat. »Sie heißt Chaniqua Priest.« Oder Pierce oder so. Am Ende hatte der Junge nur noch
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