Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
juristischen Fakultät einschreiben, und dann wären die täglichen Sorgen einer Sekretärin, die das Büro der Historischen Abteilung am Carrington College zu organisieren hatte, Schnee von gestern.
    »Alles wird gut.«
    Caroline warf ihr einen milde tadelnden Blick zu. »Das sagst du immer.«
    »Und ich habe immer Recht.«
    Caroline lächelte. »Was bist du nur für ein Dickkopf.«
    »Aber ein Dickkopf, der Recht hat.«
    »Das stimmt.« Caroline trat dichter an den Spiegel heran und zog den Rollkragen ihres Pullis herab, um ihren Hals zu betrachten.
    »Man sieht sie nicht«, sagte Dana weich. »Keine Angst.«
    Caroline rückte den Kragen wieder zurecht und straffte den Rücken. »Dann bin ich bereit, Dr. Maximillian Alexander Hunter entgegenzutreten.«
    Dana lachte. »Heißt er so? Das hört sich an, als wäre er ein vierhundert Jahre alter Geschichtsprofessor.«
    »Er
ist
Geschichtsprofessor.«
    »Sag ich doch.«
    Caroline zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich ist er nicht älter, als Eli war. Solange ich nicht für Monika Shaw arbeiten muss, bin ich glücklich, selbst wenn Hunter sich als vierhundert Jahre altes ausgestopftes Känguru erweisen sollte.«
    Sie ging in Richtung der Küche, und Dana folgte ihr auf den Fersen. »Wie nimmt die alte Shaw-Zicke es auf?«
    Caroline lachte leise, doch ihre Miene wurde wieder ernst, als sie Tom an dem winzigen Klapp-Küchentisch sitzen und Cornflakes löffeln sah. Pro Tag verschlang er mindestens eine Packung. Mit vierzehn Jahren hatte er einen Wachstumsschub nach dem anderen und fraß ihr buchstäblich die Haare vom Kopf. Sie bediente sich ihres Mom-Tonfalls, als sie sagte: »Dana, hör bitte auf, sie als Zicke zu bezeichnen.«
    »Lass es gut sein, Mom«, sagte Tom, und sein Löffel hielt auf halbem Weg zum Mund inne. »Ich hab gesehen, wie du gelacht hast.«
    »Du!« Caroline zauste sein dickes, blondes Haar. Kurz geschoren, wie er es trug, fühlte es sich wie eine Scheuerbürste an und kitzelte ihre Handfläche. »Erwischt. Du musst dich beeilen, sonst …«
    »Verpasst du den Bus«, vollendete Tom den Satz. Er schaufelte sich weitere vier Löffel in den Mund, bevor er nach seinem Rucksack griff. »Muss los. Nach der Schule hab ich Training, Mom. Vor fünf bin ich nicht zu Hause.«
    »Pass …«
    »Auf dich auf«, sagte er mit einem frechen Grinsen. »Du auch auf dich. Viel Glück mit Hunter.« Sein Lächeln erstarb. »Und nimm dich in Acht vor der Shaw, ja?«
    Caroline legte eine Hand an seine Wange. Tom war über einsachtzig groß und seine Wange damit beinahe außerhalb ihrer Reichweite. »Mach ich. Keine Angst. Die Shaw kann uns nichts tun. Sie ist gehässig und rachsüchtig, aber eher gewinne ich den Nobelpreis, als dass sie sich die Zeit nimmt, unsere Familiengeheimnisse auszugraben. Mach dir keine Sorgen, Schatz, bitte.«
    Tom furchte die Stirn, und seine blauen Augen sprühten vor einer Mischung aus Angst und Zorn. »Machst du dir selbst eigentlich niemals Sorgen?«
    Caroline betrachtete sein Gesicht, das das Abbild ihres eigenen war. In dieser Hinsicht war das Schicksal ihnen gnädig gewesen. Hätte Tom ausgesehen wie
er
, wäre es entschieden schwieriger gewesen, den Jungen zu verstecken. »Doch, ich mache mir Sorgen«, erwiderte sie aufrichtig. Sie hatten so vieles gemeinsam durchgestanden, dass er nichts als die reine Wahrheit verdiente. »Manchmal überstehe ich einen ganzen Tag ohne die Angst, dass er hinter irgendeinem Gebüsch hervorspringt und mich zurückschleppt, doch diese Tage sind selten. An manchen Tagen wünsche ich mir, wir könnten uns wieder im Hanover House verstecken, aber ich weiß, dass Dana uns in den Allerwertesten treten und auf die Straße setzen würde.« Sie sah das Aufblitzen eines Lächelns in seinen Augen und wusste, dass ihr Humor seiner Angst die Spitze genommen hatte, wie immer.
    Dana drängte sich neben Tom und legte ihm den Arm um die Schultern. »Genau das würde ich tun. In der Beziehung bin ich eine böse Hexe.«
    Tom brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Ja, ich erinnere mich. ›Iss deine Erbsen auf‹«, imitierte er Danas Stimme. »›Mach deine Hausaufgaben‹. ›Nach halb neun kein Gameboy-Spielen mehr.‹ Mann, war ich froh, als wir aus diesem Gefängnis ausziehen konnten.«
    Das stimmte nicht. Caroline erinnerte sich noch sehr gut an den Tag, als sie den Schutz von Hanover House verlassen und in die große, böse Welt Chicagos hinaustreten mussten, mit nichts in der Hand außer einem Koffer voller
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher