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Eiskalt Entflammt

Eiskalt Entflammt

Titel: Eiskalt Entflammt
Autoren: Lisa Gibbs
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klar, dass es noch schlimmer war. In der Berührung sah sie alles. Die Schläge, die Wut im Gesicht des Mannes und Sprengstoff. Er hatte nicht nur Waffen im Haus, er wollte die ganze Hütte in die Luft jagen. Sie musste sofort handeln. Leider konnte der Junge die Existenz der Bombe nicht bestätigen. Und sie konnte den anderen Polizisten nicht von ihrer eigenartigen Fähigkeit erzählen. Wer hätte ihr geglaubt? Trotzdem versuchte sie, den Einsatzleiter zum Stürmen zu überreden, doch die Diskussion brachte rein gar nichts. Die Zeit drängte, eine Explosion hätte nicht nur die Geiseln im Haus getötet, sondern auch viele Polizisten außerhalb verletzt. Sie konnte nicht länger warten und rannte in das Haus. Der Geiselnehmer nahm sie sofort aufs Korn, aber sie war schneller, schoss ihm in den Fuß, nahm ihm das Gewehr ab und rannte in die Küche. In der Spüle lag eine dilettantisch zusammengebaute Bombe mit improvisiertem Zünder. Zwanzig Sekunden vor der Detonation hatte sie die Bombe entschärft.
    Doch mit dem Alleingang hatte sie sich den direkten Anweisungen eines ranghöheren Vorgesetzten widersetzt. Es war verrückt, die Bürokratie siegte. Wie viele Leben gerettet worden waren, schien nicht von Belang zu sein. Ihr Chief war stinksauer, als sie ihm ihr Verhalten nicht einmal begründen konnte. Strafe musste sein. Nach diesem Einsatz landete sie in der Asservatenkammer, talentiert oder nicht. Es war zum Verrücktwerden.
    „Was hat der Schönling gebracht?“ , fragte Peter, abschätzig wie immer.
    Lou kannte sonst niemanden, der so wenig sprechen konnte und dessen Gesicht doch so viel verriet. „Nur Kleinigkeiten.“
    „Hat er sich wieder die Lippen geleckt?“
    Wie bitte? Sie blieb stehen und sah ihn fragend an.
    „Du weißt schon, immer wenn er dich ansieht, leckt er sich über die Lippen , wie eine Schlange.“
    Tat er das? Sie zuckte die Schultern, das war ihr nicht aufgefallen, sie nahm Sam nicht wirklich ernst. Es wirkte, als ob er den Job nur des Prestiges wegen machte oder weil sein Vater schon Cop gewesen war und es von seinem Sohn erwartete. Sie hatte für diesen Job gebrannt, sich die Finger schmutzig gemacht. Nicht wegen der Anerkennung oder einer sicheren Rente, sie liebte das Adrenalin, die Kameradschaft und den harten körperlichen Einsatz. Irgendwie war diese Leidenschaft bei Sam nicht spürbar. Vor zwei Jahren war er ihr Partner beim Kickboxtraining gewesen , schon da spiegelte es seine Art zu kämpfen wider. Es gab diejenigen, die forderten, in den Kampf gingen, nicht nur mit Kraft und Muskeln, sondern mit Kopf und Herz. Sam boxte nicht schlecht, aber man spürte keine Emotion, da war keine Begeisterung. Eher nutzte er Schwächen seines Gegners , um seine eigenen zu überdecken. Das war kein gemeinsames Training , sondern eine Sam-Show. Dass er in ihrer Nähe nervös wurde oder sie vielleicht sogar lecker fand, kümmerte sie wenig.
    Sie packte die Beweismittel in einen kleinen Karton und schob sie resigniert in ein überfülltes Regal. Danach reckte sie sich müde und legte ihre Füße in den schwarzen Stiefeln demonstrativ auf den Tisch. Noch eine Stunde bis zum Feierabend.
    Peter steckte sich eine Gabel chinesischer Nudeln in den Mund und zwinkerte ihr zu. „Mensch, hau ab. Es reicht, wenn sich einer in diesem gottverlassenen Keller den Arsch platt sitzt.“
    Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und schwang ihre Stiefel vom Tisch. Sie nickte Peter zum Abschied kurz zu und schnappte sich ihren Schlüssel. In der Garage setzte sie den Helm auf und kämpfte wie immer mit ihren widerspenstigen schwarzen Haaren, die, auch wenn sie zum Zopf gebunden waren, immer noch schwer über ihren Schultern herabhingen. Das Motorrad bedeutete ihr viel, es war der Inbegriff von Freiheit und Unabhängigkeit. Bewusst hatte sie sich für diese wuchtige Kawasaki entschieden, sie war rasend schnell und gefährlich.
    Sie schoss los und genoss den kurzen Trip zu ihrer Wohnung in Brooklyn. Die alte Fabriketage , in der sie lebte, war ganz nach ihrem Geschmack. Dort gab es keine Wände, keine Einschränkungen, nur zweckmäßige Dinge. Nichts, was sie an diesen Ort gebunden oder sie zu irgendwas verpflichtet hätte. Sie zog ihre Trainingsklamotten an und tauschte die schweren Stiefel gegen Laufschuhe. Seit sie in der Asservatenkammer arbeitete, brauchte sie diesen Ausgleich noch nötiger als früher. Das Laufen beruhigte sie, hielt sie fit, machte den Kopf frei und verband Körper und Geist zu einer Einheit. Es
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