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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Autoren: Nicci French
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Sandy mit einem gequälten Lächeln.
    Frieda verzog vor Schmerz das Gesicht, als sie ausstieg. Ihr tat immer noch alles weh, vor allem nach dem Sitzen.
    »Schaffst du das überhaupt schon?«, fragte Sandy.
    Für Frieda war das alles eine Tortur gewesen: die Schmerzen, die Behandlungen, die Medikamente, die ständigen Termine im Krankenhaus. Noch schlimmer aber fand sie das Mitgefühl, die Aufmerksamkeit, die Sorge und den Ausdruck in den Augen der Leute, wenn sie sie besuchten und dabei nicht so recht wussten, was sie sagen sollten. Nun ging sie mit langsamen, steifen Schritten durch das Tor. Eine blendend gelbe Fläche aus lauter Narzissen wogte im Wind.
    »Jetzt sieht es zum ersten Mal richtig nach Frühling aus«, bemerkte Sandy.
    Frieda stützte sich auf seinen Arm. »Wenn du es dir jetzt verkneifen kannst, weiter über den Frühling zu sprechen und mir zu erklären, dass er für Wiedererwachen und neues Leben steht, dann werde ich auch nicht sagen, dass der März der grausamste Monat ist.«
    »Ist laut T. S. Eliot nicht der April der grausamste Monat?«
    »Der März ist auch ziemlich grausam.«
    »Stimmt«, gab Sandy ihr recht, »und deswegen werde ich jetzt nicht sagen, was für ein schöner Tag heute ist und dass die Narzissen so hübsch blühen und man vom Waterlow Park einen wunderbaren Blick auf London hat. Wir könnten auch nebenan auf den Friedhof gehen, wenn das eher zu deiner Stimmung passt.«
    »Du kennst mich doch«, gab Frieda zurück, »ich mag Friedhöfe. Aber für heute ist das hier ganz in Ordnung. Ich liebe diesen Park. Ich habe keine Ahnung, wie Sir Thomas Waterlow sein Geld verdient hat. Wahrscheinlich hat er es jemandem gestohlen oder es unverdienterweise geerbt. Aber er hat diesen Park der Stadt London geschenkt, und dafür bin ich ihm dankbar. Und dir bin ich auch dankbar.«
    »Nun ja, Dankbarkeit ist nicht gerade das …«
    »Schh! Ich weiß, was du durchgemacht hast, Sandy, und was du mir alles nicht sagen kannst, weil du dafür viel zu sehr Gentleman bist. Wir haben uns nach deiner Rückkehr wiedergesehen, und es war gut. Nein, es war wunderbar. Eigentlich hätten wir diese Zeit nutzen sollen, um über unser Leben nachzudenken, Entscheidungen zu treffen und uns aneinander zu erfreuen. Stattdessen … nun ja, stattdessen musstest du Tag für Tag an einem Krankenbett sitzen und zusehen, wie ich mit einem Strohhalm dünne Hühnerbrühe schlürfte oder in eine Schüssel pinkelte.«
    »Ich dachte, du musst sterben.«
    »Ja, das auch.«
    »Der Gedanke, dass du sterben könntest …«
    »Ich weiß.«
    Sie steuerten auf den Teich zu. Im Park herrschte viel Betrieb, und vor ihnen wanderten mehrere Familien mit Kindern den Weg entlang. Die Kinder fütterten Enten, Tauben und Eichhörnchen mit trockenem Brot.
    »Sieh dir das an«, sagte Sandy.
    Ein kleiner Junge warf einer riesigen Ratte, die unter einem Rhododendronstrauch hervorgekommen war, Erdnüsse zu.
    »Wenn man Tauben füttert«, meinte Frieda, »kann man genauso gut auch Ratten füttern.«
    »Sollen wir noch weiter hinaufgehen?«, fragte Sandy. »Von dort oben hat man einen besseren Blick.«
    »Gleich«, antwortete Frieda.
    »Ich wollte heute aus symbolischen Gründen hierher. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du zu der Hochzeitsfeier erscheinen würdest. Ich war der festen Überzeugung, du hättest mich aus deinem Leben gestrichen, und war sehr, sehr glücklich, als ich dich sah.«
    »Ja«, antwortete Frieda, »ich war auch glücklich.« Das alles schien so lange her zu sein.
    Eine Ente watschelte vorbei, gefolgt von einer Reihe winziger Küken.
    »Normalerweise würde ich jetzt sagen, dass die sehr süß sind«, sagte Sandy, »aber ich verkneife es mir.« Er wandte sich um und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Frieda, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber ich weiß, dass du eine wirklich schlimme Zeit hinter dir hast, und falls du jemals darüber reden willst …«
    Frieda rümpfte die Nase. »Willst du damit andeuten, dass ich traumatisiert bin?«
    »Das wäre jeder Mensch in dieser Situation.«
    »Ich weiß nicht. Wir werden sehen. Im Moment bin ich in erster Linie traurig wegen Mary Orton. Wenn ich die Augen schließe, kann ich sie wieder zu mir aufblicken sehen. In den letzten Momenten ihres Lebens hat sie mich angesehen, und wahrscheinlich hat sie gedacht: Aber Sie haben doch gesagt, Sie würden mich beschützen. Sie haben doch gesagt, alles würde wieder gut. Ich weiß nicht, was ich anders hätte machen
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