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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Autoren: Nicci French
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gesagt, Sie müssten sich noch schonen.«
    »Nein«, entgegnete Frieda. »Was ist mit Mary Orton?«
    Karlsson blickte zur Seite, als hoffte er, jemand anderer könnte ihm die Antwort abnehmen. »Sie wurde noch am Tatort für tot erklärt«, sagte er schließlich. »Ich glaube, Sie war schon eine Weile tot, als wir eintrafen.«
    »Nein«, widersprach Frieda, »sie hat noch gelebt. Ich kann mich genau an ihre Augen erinnern. Sie bewegten sich noch.«
    »Die Untersuchungen ergaben, dass sie eine Menge Blut verloren hatte. Es tut mir leid.«
    Frieda spürte heiße Tränen auf ihrem Gesicht. Karlsson griff nach einem Papiertaschentuch und tupfte sie weg.
    »Wir haben sie im Stich gelassen«, stellte Frieda fest. »Wir haben ihr nicht geholfen.«
    »Die Sanitäter hatten schon mit Ihnen alle Hände voll zu tun. Die beiden anderen waren nicht mehr zu retten.«
    »Die beiden anderen?«
    »Mary Orton und Beth Kersey.«
    »Was?« Frieda versuchte sich aufzusetzen. »Was soll das heißen?«
    »Immer mit der Ruhe«, antwortete Karlsson, als müsste er ein ängstliches Kind beruhigen. »Keine Sorge, Sie werden keine Scherereien bekommen.«
    »Scherereien?«
    »Ich sehe da wirklich kein Problem«, sagte Karlsson, »ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich bekommen Sie eine Medaille.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Frieda. »Ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Wirklich nicht?«
    Frieda schüttelte den Kopf. Sie zermarterte sich das Gehirn, aber es war alles so verschwommen und weit entfernt. »Zuerst habe ich einen Stich von hinten gespürt«, antwortete sie schließlich. »Dabei habe ich sie aber nicht gesehen – oder kann mich zumindest nicht daran erinnern. Trotzdem ist da irgendein Bild in meinem Kopf. Ich verlor Blut, eine Menge Blut, und dann wurde ich ohnmächtig. Ich entsinne mich, kurz zuvor noch etwas gehört zu haben, aber das ist auch schon alles.«
    »Ich erlebe das ständig«, erklärte Karlsson. »Sie werden Ihr Gedächtnis diesbezüglich wahrscheinlich nie ganz wiedererlangen. Trotzdem war es nicht allzu schwierig, anhand des Tatorts den Ablauf zu rekonstruieren. Lieber Himmel, da war vielleicht eine Menge Blut! Entschuldigen Sie, das wollen Sie bestimmt nicht hören.«
    »Was ist passiert?«
    »Wir können das auch auf später verschieben, Frieda.«
    »Nein«, entgegnete Frieda, »ich will es jetzt wissen.«
    »Schon gut, schon gut«, beschwichtigte Karlsson sie. »Es liegt im Grund klar auf der Hand, wie es gewesen sein muss. Sie haben aus reiner Notwehr gehandelt. Nachdem Sie die Stichverletzungen davongetragen hatten, müssen Sie, während Sie fast schon am Verbluten waren, um das Messer gekämpft haben. Sie bekamen es zu fassen und töteten sie in Notwehr.«
    »Wie?«
    »Was?«
    »Wie habe ich sie getötet?«
    »Sie starb an Blutverlust nach Durchtrennung der Halsschlagader.«
    »Ich habe ihr die Kehle durchgeschnitten?«
    »Ja, und dann haben Sie sich mit Ihrem Gürtel das Bein abgebunden. Den Ärzten zufolge wären Sie innerhalb weniger Minuten verblutet, wenn Sie das nicht getan hätten.«
    Frieda deutete auf ihr Wasserglas. Karlsson hielt es ihr an die Lippen. Das Schlucken schmerzte.
    »Schlafen Sie jetzt«, sagte er, »es wird alles wieder gut.«
    »Ja, klar«, antwortete Frieda. Sprechen schien für sie gerade die schwierigste Sache der Welt zu sein. »Aber eines muss ich Ihnen noch sagen.«
    Er beugte sich tiefer über sie. »Was denn?«
    »Ich war das nicht.«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt«, entgegnete Karlsson, »dass es deswegen keine Probleme geben wird. Sie haben aus reiner Notwehr gehandelt.«
    »Nein«, widersprach Frieda, »ich war das nicht. Ich wäre dazu gar nicht mehr in der Lage gewesen. Außerdem …« Frieda versuchte sich den Augenblick ins Gedächtnis zu rufen, bevor sie ohnmächtig geworden war. Sie versuchte sie von all dem zu trennen, das später gekommen war: der Dunkelheit, den Albträumen, den Fragmenten des Erwachens. »Ich habe etwas gehört. Aber ich weiß es ja sowieso. Das war er.«
    Karlsson starrte sie erst verwirrt und dann beunruhigt an.
    »Wen meinen Sie mit ›er‹?«
    »Sie wissen genau, wen ich meine.«
    »Sagen Sie es nicht!«, zischte Karlsson. »Das dürfen Sie nicht mal denken!«

53
    S andy parkte den Wagen nahe dem Westtor von Waterlow Park. Als sie vorhin die steile Swains Lane entlanggefahren waren, hatte Frieda das Gefühl gehabt, als würden sie gleich abheben und London hinter sich lassen.
    »Ich glaube, diesmal ist der Park offen«, meinte
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