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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)
Autoren: Nicci French
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Fensterbrett thronte eine Vase mit Blumen, die schon ein wenig die Köpfe hängen ließen, und auf dem Tisch lag ein aufgeschlagenes Schulbuch. An einer Weißwandtafel waren mit rotem Filzstift eine Reihe zu erledigender Punkte aufgelistet. Auf der Arbeitsplatte stand ein Teller mit dem kalt gewordenen Rest einer Toastscheibe, und daneben eine Tasse Tee.
    Die Katze fraß ein, zwei Bröckchen Trockenfutter aus ihrer Schüssel und wischte sich anschließend mit der Pfote übers Gesicht, ehe sie ihren Weg durchs Haus fortsetzte: hinaus aus der Küche, deren Tür immer offen stand, vorbei an der kleinen Toilette zur Linken, dann die zwei Stufen hinauf. Sie wich einer zerbrochenen Glasschale aus und umrundete die lederne Umhängetasche auf dem Flurboden. Die Tasche lag mit der Öffnung nach unten, ihr Inhalt über die Eichendielen verstreut: Lippenstift und Gesichtspuder, ein bereits aufgerissenes Päckchen Papiertaschentücher, der Autoschlüssel, eine Haarbürste, ein kleiner blauer Terminkalender mit einem daran befestigten Stift, eine Packung Paracetamol, ein Spiralblock. Etwas weiter vorn lagen eine aufgeklappte schwarze Brieftasche und rundherum ein paar Mitgliedskarten, unter anderem fürs British Museum. Nicht weit davon entfernt hing ein gerahmter Druck aus einer alten Van-Gogh-Ausstellung ganz schief an der cremefarben gestrichenen Wand, und ein großes Familienfoto war mit gebrochenem Rahmen auf dem Boden gelandet: ein Mann, eine Frau und drei Kinder, die alle breit lächelten.
    Vorsichtig schlängelte sich die Katze zwischen den herumliegenden Sachen hindurch. Auf dem Weg ins Wohnzimmer, das auf die Vorderseite des Hauses hinausging, musste sie über einen ausgestreckten Arm steigen. Die Hand war rundlich und fest, mit kurz geschnittenen Nägeln und einem goldenen Ring am vierten Finger. Die Katze roch daran und leckte dann flüchtig übers Handgelenk. Sie kletterte halb auf den Körper, der in einer himmelblauen Bluse und einer schwarzen Hose steckte – Kleidung für die Arbeit. Schnurrend grub sie die Krallen in den weichen Bauch. Um die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen, schmiegte sie sich schließlich fest an den Kopf mit dem braunen Haar, das schon ein wenig grau wurde und an diesem Tag zu einem lockeren Knoten geschlungen war. An den Ohrläppchen funkelten kleine goldene Stecker, und um den Hals hing eine feine Kette. Die Haut roch nach Rosen und etwas anderem. Die Katze rieb ihren Körper gegen das Gesicht und krümmte dabei den Rücken.
    Nach einer Weile gab sie auf und stolzierte hinüber zum Sessel, um sich darauf zu putzen, denn mittlerweile war ihr Fell feucht und verklebt.
    Dora Lennox ging langsam von der Schule nach Hause. Sie war müde. Mittwochs hatte sie zum Schluss immer eine Doppelstunde Biologie und anschließend noch Swing-Band-Probe. Sie spielte Saxophon, allerdings so schlecht, dass ihr die meisten Töne entgleisten, was dem Musiklehrer jedoch nichts auszumachen schien. Sie hatte sich nur bereit erklärt mitzumachen, weil ihre Freundin Cam sie dazu überredet hatte, doch wie es aussah, war Cam inzwischen nicht mehr ihre Freundin. Stattdessen flüsterte und kicherte sie mit anderen Mädchen, die keine Zahnspange trugen und auch nicht mager und schüchtern waren, sondern kühn und kurvig – Mädchen mit schwarzen Spitzen-BHs, schimmernden Lippen und leuchtenden Augen.
    Bei jedem Schritt spürte Dora den schweren Rucksack voller Schulbücher am Rücken und den Instrumentenkoffer am Schienbein, während ihre Plastiktragetasche – prall gefüllt mit Kochutensilien und einer Dose verbrannter Scones, die sie an diesem Vormittag in der Hauswirtschaftsstunde gebacken hatte – an einer Seite bereits einriss. Dora war froh, als sie nicht weit vom Haus entfernt den vertrauten Wagen entdeckte, weil das bedeutete, dass ihre Mutter zu Hause war. Sie kam nicht gerne in ein leeres Haus zurück, in dem keine Lichter brannten und über jedem Raum eine graue Stille hing. Ihre Mutter hauchte den Dingen Leben ein: Wenn sie da war, rumpelte der Geschirrspüler oder die Waschmaschine, aus dem Ofen duftete meist Kuchen oder zumindest ein Blech Kekse, im Boiler sprudelte Wasser für den Tee, und im ganzen Haus herrschte eine geordnete Geschäftigkeit, die Dora als tröstlich empfand.
    Sobald sie das Tor aufgemacht hatte und den kurzen, gepflasterten Gartenweg entlangging, bemerkte sie, dass die Haustür offen stand. War ihre Mutter gerade erst heimgekommen? Oder ihr Bruder? Sie hörte auch ein
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