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Einschlafbuch Fuer Hochbegabte

Einschlafbuch Fuer Hochbegabte

Titel: Einschlafbuch Fuer Hochbegabte
Autoren: Dietmar Bittrich
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wachten bald wieder auf. Sie bewegten sich mehr im Schlaf, reagierten empfindlicher auf Geräusche, Ambiente, Temperaturwechsel. Die übliche Wirkung der Dunkelheit auf das Schlafhormon Melatonin schien sich bei ihnen nicht einzustellen oder war seltsam schwach ausgeprägt.
    Warum eigentlich?, grübelten die Forscher. Etwa weil kreative Leute so viele Geistesblitze haben, dass sie innerlich leuchten und sozusagen ihr eigenes wach haltendes Licht produzieren?
    Aber ja! Daran muss etwas Wahres sein! Geistesblitze sind zweifelsfrei eine Art Licht, sogar eine besonders intensive und obendrein umweltfreundliche Sorte. Wir wissen, wovon die Rede ist. Mitten in der Nacht suchen uns erleuchtende Ideen heim. Als feinsinnige Grübler bringen wir Licht in die Labyrinthe unserer Gedanken, während unsere stumpferen Partner gnadenlos wegsacken. Genau dieses innere Licht unterbricht oder verhindert unseren Schlaf.
    Es ist nicht leicht, hochbegabt zu sein! Doch die Begabung hat auch ihr Gutes. Sie entdeckt Auswege. Sie macht erfinderisch. »Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch«, hoffte der Poet Friedrich Hölderlin. Das Rettende für ihn: Er wanderte nachts im Kreis. Und zwar, wie er bald herausfand, am besten rechts herum. Das ermüdete ihn Schritt für Schritt und schläferte ein. Das Wandern links herum machte ihn wach.
    Sonderbar? Einfach ausprobieren. Interessant ist, dass Anhänger der Drehübung der sogenannten »Fünf Tibeter« sich rechts um die eigene Achse drehen, um Energie loszuwerden (negative natürlich); jedoch links herum, um Energie hereinzuholen (selbstredend positive). Positive Energie brauchen wir nachts nicht mehr. Drehen wir uns zur Probe also rechts herum, um den energetischen Überschuss loszuwerden, und wandern wir rechtsdrehend im Kreis wie der sensible Hölderlin. Oder wenigstens im Halbkreis um das Bett des Partners; mag er oder sie ruhig unsere abgeworfenen negativen Energien aufsaugen. Mal sehen, ob er am nächsten Morgen von Albträumen erzählt.
    Viele Genies sind auf ungewöhnliche Einschlaftricks gekommen. Und genau davon handelt dieses Buch. Von den originellen Schlafgewohnheiten und von den noch originelleren Schlafmitteln. Ein besonders geniales teile ich gleich noch mit: das Rezept des Dalai Lama, dessen Schlafstörungen von emsiger Reisetätigkeit herrühren und von den zahlreichen Anfragen spirituell ausgereifter Damen.
    Zuvor aber noch ein Hinweis von Pop-Artist Andy Warhol. Kreative, meinte er, seien von der Anlage her Schichtarbeiter. Sie haben die gleichen sleep disorders , die gleichen unordentlichen Schlafgewohnheiten wie angestellte Schichtarbeiter. Denen werden solche Unregelmäßigkeiten auferlegt, Freelancer schaffen die Unordnung aus eigenem Antrieb. Warhol berichtete, wie er völlig unberechenbar mitten in der Nacht zu erwachen pflegte, dann schöpferisch aufdrehte, ein paar Stunden später müde wurde und sich schlafen legte, mittags wieder von der Matratze kroch, abermals emsig schaffte, wieder schlief und so weiter. Verabreden konnte man sich nicht mit ihm.
    Wie viele andere Hochbegabte war Warhol in der Kindheit Schlafwandler gewesen. Und wie viele, die ihren Anwandlungen freien Lauf lassen, gewöhnte er sich daran, ohne erkennbaren Rhythmus zu wachen und zu schlafen. Auffallend alt wurde er damit nicht. Und doch scheint eine gewisse Unregelmäßigkeit der menschlichen Natur mehr zu entsprechen als die Regelmäßigkeit. Von der Schlafforschung erfahren wir, dass Menschen von sich aus einem 25-StundenRhythmus folgen. Aus rätselhaften Gründen tickt die innere Uhr so, als drehe die Erde sich langsamer. Der vorgeschriebene 24-Stunden-Rhythmus läuft der Körperuhr zuwider. Das führt zwangsläufig zu Störungen. Jedenfalls bei sensiblen Genies.
    Doch wir wollen nicht nach Ursachen forschen. »Wer nach Gründen sucht, schläft schlecht«, erkannte Goethe in wacher Dunkelheit. Uns geht es um die nächtlichen Abenteuer der Hochbegabten. Es geht um ihre oft belustigende Störanfälligkeit und ihre wundersamen Abhilfen. Die Kapitel sind nach den Arten ihrer Schlaflosigkeit geordnet – den einen plagten vor allem Geräusche, den anderen hielten großartige Einfälle wach, hier fand jemand nie die richtige Schlafstätte, dort herrschte immer die falsche Temperatur, einmal störte der Partner, dann wieder sein Fehlen …
    Es gibt so herrlich viele Gründe, schlecht zu schlafen! Und mindestens so viele geniale Wege, dann doch tief und erholsam ins Nichts zu sinken. Ein
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