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Einschlafbuch Fuer Hochbegabte

Einschlafbuch Fuer Hochbegabte

Titel: Einschlafbuch Fuer Hochbegabte
Autoren: Dietmar Bittrich
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man es kaum nennen –, darf sich zu den Hochbegabten zählen. Kung Tse alias Konfuzius, der chinesische Philosoph, hielt sich eine Zikade im Schlafzimmer. Zahlreiche fernöstliche Denker und Philosophen der Gleichmut haben dieses Rezept bis heute nachgeahmt. Erleuchtetes Erwachen nach erholsamem Schlaf ist garantiert. Für einen ersten Probelauf sollte die digitale Version reichen.
    Oder die Fassung von Humphrey Bogart. Er nannte Lauren Bacall »meine Zikade«. Es ist nicht ganz klar, weshalb. Sie war langgliedrig und springlebendig. Aber zirpte sie auch? Verbürgt ist, dass er einschlief, während sie noch las. Das Umblättern der Buchseiten, dieses leise Streichen von Papier, dieses Schleifen, vielleicht sogar Zirpen, beruhigte ihn und schläferte ihn ein. Womöglich war dieser Sound so etwas wie Zikade light . Bitte sehr – auch für diesen Schlafsound ist dieses Buch geeignet.

Störende Geistesblitze von Stieg Larsson bis Charlie Chaplin
    Von allen europäischen Ländern wird in Schweden am meisten gelesen. Nicht nur in Bus, Bahn, Schiff und Ohrensessel. Auch im Schlafzimmer. Der Thrillerautor Stieg Larsson wählte seine Lektüre nach einfachen Kriterien aus: Ein Buch müsse vor allem dünn sein, wenn es mit ihm ins Bett wolle. Es dürfe nicht mehr als zweihundert Gramm wiegen. Er war es gewohnt, beim Einschlafen auf dem Rücken zu liegen. Das Schlummerbuch musste bequem zu halten sein. Und falls es beim Einschlafen aus den Händen glitt, durfte es keinesfalls schwer auf Gesicht oder Bauch klatschen. Allenfalls ein leichtes Kitzeln war hinnehmbar. Zeitungen hatten sich bei Larssons Schlummertest als ungeeignet erwiesen; sie knitterten zu laut, wenn der Schläfer sich wälzte.
Ein leichtes Buch also. Eines wie dieses hier.
    Während kreativer Phasen wurde der schwedische Spannungsmeister gleichwohl von einer noblen, jedoch nachhaltigen Schlafstörung heimgesucht: von genialen Einfällen. Sein zeitweiliger Nachbar, der Komponist Benny Andersson, Schöpfer von Wachmachern wie Waterloo und Dancing Queen , erzählte vom selben Phänomen. Wenn endlich der Schlaf ins Gemüt gesickert war, wenn die Glieder sich schwer anfühlten, der Körper kaum noch zu spüren war, wenn der Geist sich bereits verabschiedet hatte, flammte plötzlich im letzten Moment eine phantastische Idee auf. Und die machte auf der Stelle wach. Der ganze Tag konnte dröge gewesen sein. Die Stunden waren unfruchtbar verronnen, die Textzeilen ungereimt geblieben, der Melodiebogen nicht zustande gekommen, dem Sound mangelte es an Drive, ein zugkräftiger Titel fehlte – nun auf einmal, in tiefschwarzer Nacht, unmittelbar vor dem Einschweben ins Traumland, blitzte grell die Lösung auf. Natürlich, Mamma Mia musste das Lied heißen!
    An Schlaf war in solchen Fällen nicht mehr zu denken. Andersson sprang auf, Licht an, Keyboard an, adieu Nachtruhe; manchmal galt das auch für seine geplagten Nachbarn. Autor Larsson hatte für Geistesblitze einen Notizblock plus Diktiergerät neben dem Bett liegen. Für kurze Stichworte reichten Papier und Bleistift. Wenn der Gott des Schlafes ihm wohlgesinnt war, konnte es passieren, dass nach ein paar skizzenhaft hingeworfenen Worten eine befriedigte Rückkehr in den Schlummer möglich war. Für längere Einfälle hingegen, wenn sich komplexe Dialoge im Halbschlaf abspulten oder ganze Szenen samt umstürzenden Wendungen erstanden, musste das Diktiergerät angeworfen werden. Sprechen macht leider wach. Im Falle Larssons meist so wach, dass der Autor sich ächzend erhob, sich vor den Bildschirm pflanzte und die Nacht hindurch weiterarbeitete.
    Natürlich ist das kein schwedisches Phänomen. Doch um noch für einen Moment im Land der langen Dunkelheit zu bleiben: Die einflussreichste Skandinavierin der Neuzeit erzählte abends nicht nur Geschichten am Bett ihrer Enkelin. Viel häufiger löste Astrid Lindgren beim Lampenschein Kreuzworträtsel. Und wenn sie einmal anfing, war es günstig, wenn sie die Kästchen bis zum Ende ausfüllte, restlos. Falls noch ein paar Begriffe fehlten – ägyptischer Sonnengott mit zwei Buchstaben, europäischer Fluss mit fünf, Siedler in Übersee mit acht –, und diese Geheimnisse blieben ungelöst, die Kästchen peinigend leer, dann konnte Astrid zwar ins Bett gehen. Aber ziemlich sicher leuchtete unmittelbar vor dem Einschlafen die Lösung auf. Re, Rhein, Kolonist. Licht an und auf einen Zettel kritzeln waren das Mindeste.
    Lösungen, Antworten, Ideen tauchen beim Einschlafen
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