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Einschlafbuch Fuer Hochbegabte

Einschlafbuch Fuer Hochbegabte

Titel: Einschlafbuch Fuer Hochbegabte
Autoren: Dietmar Bittrich
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danken, gelangten aber nie zu Ruhm. »Guter Schlaf ist wichtiger als gute Ideen«, seufzte der Meister, bevor er sechzig wurde, und zog sich aufs Altenteil zurück.
    Charlie Chaplin verfiel auf eine eigentümliche Lösung des Dilemmas: Er jonglierte vor dem Schlafengehen. In guten Zeiten schaffte er Glanznummern mit fünf und sogar sieben Bällen. Wir sind glücklich, wenn wir zehn Sekunden drei Bälle in der Luft halten; im Allgemeinen reichen zwei. Chaplin probte das Kunststück zu seinem eigenen Spaß und zur Freude der Familie. Dass er danach besser schlief, fiel zuerst seiner Frau auf. Beide staunten. Inzwischen gibt es eine Erklärung.
    Beim Jonglieren werden beide Gehirnhälften gleichermaßen in Anspruch genommen. Konzentration und Entspannung halten sich die Waage, das Denken weicht einer wachen Ruhe. Nach fünf Minuten ist – bei gelungener Jonglage – das erreicht, was Glücksforscher Flow nennen. Das ist ein Zustand gefühlter Leichtigkeit, in dem Einfälle und Probleme zwar noch auftauchen, jedoch gleich weitertreiben, ohne dass eine Grübelei sich daran festhängen könnte. Das Bewusstsein ist ein Himmel, über den weiße Wolken treiben. Ideal zum Einschlafen.
    Chaplin jonglierte also; und wenn sich Ideen in diesem Flow einstellten, rief er sie seiner Frau zu. Dann begab er sich zufrieden und gleichsam schwebend zu Bett. Sollen wir ebenfalls jonglieren lernen? Die Schlafforscher am Institut des Pioniers William Demant haben ermittelt, dass selbst schwache Jonglierschüler leichter zur Ruhe finden, weil sie die vorgestellte Bahn der Bälle noch vor ihren Augen haben – sofern nicht zu viel Zeit zwischen Jonglieren und Bettruhe verstrichen ist.
    Aber reichen nicht auch die Schäfchen, die über die Hürde springen, als Bild? Als Jonglage für Faule? Ausprobieren. Schlafmeister Demant empfahl schlicht, den Wert der Gedanken herunterzustufen, auch den der sogenannten kreativen Gedanken. »Die Einmaligkeit origineller Einfälle wird überschätzt«, winkte er ab. »Das wirklich Geniale, das beim Einschlafen auftaucht, lässt sich ohnehin nicht festhalten. Es widersetzt sich der Vergröberung. Und was die übrigen Ideen betrifft – jede kommt auf ihrer Umlaufbahn irgendwann mal wieder vorbei. Und falls nicht, können wir sicher sein: So furchtbar wichtig war sie nicht.«
    Klingt ein wenig geringschätzig für unsereins, die Hochbegabten. Aber zugleich sehr beruhigend. Ja. Doch. Fast schon einschläfernd.

Untaugliche Schlafstätten von Sissi bis Michael Jackson
    Prince Charles mag keine Synthetik-Bettwäsche. Barbra Streisand will nicht auf einem Kissen schlafen, das Daunen enthält, weil dafür Gänse Federn lassen mussten. Und Ruth Maria Kubitschek steigt nur in ein Bett, dessen Standplatz vorher auf Wasseradern und Elektrosmog überprüft worden ist.
    Edle Geister sind wählerisch, wenn es um die Schlafstätten und das Ambiente geht. Etwa um die Stellung des Bettes im Verhältnis zu Tür und Fenster oder zur Himmelsrichtung. Und naturgemäß sind Feinfühler heikel, was das Material betrifft, auf dem sie schlafen oder das sie umhüllt und das ihrem Astralleib so nahe kommt wie sonst nichts und niemand. Die Schauspielerin Sarah Bernhardt ließ sich einen Sarg zimmern, einen sehr breiten und komfortablen, um so theatralisch wie möglich zu schlafen. Mao Tse Tung beharrte bei Auslandsreisen und im Präsidentenpalais auf einer harten Holzpritsche und einer Hocktoilette in Sichtweite. Das Gefühl, immer noch einfacher Bauer zu sein, schenkte ihm Frieden.
    Jacqueline Kennedy wollte sich vom Bett aus im Spiegel sehen können, bevor sie das Licht löschte. Die österreichische Kaiserin Elisabeth, genannt Sissi, verhüllte alle Spiegel, um Ruhe zu finden. Oft genügt schon die Vorstellung, dass etwas stört. Der Gedanke, mit dem Kopf nach Norden zu schlafen, bereitet dem Bollywood-Helden Sharuk Khan derartiges Unbehagen, dass er Hotels nur mit einem eigenen Kompass betritt. Die Schlafrichtung nach Norden gilt in Indien als ungünstig. Nach altem Wissen beschleunigt sie den Zerfall des Körpers. Natürlich nur bei Indern.
    Der dänische Dichter Hans Christian Andersen war mit einer bilderreichen Phantasie begabt. Der Ruhm seiner Märchen nähert sich dem der Grimm’schen und der Sammlung von Tausendundeiner Nacht . In diesen beiden Fällen wurden Volksmärchen aufgeschrieben. Andersen dachte sich alles selbst aus. Skandinavischen Forschern ist jedoch aufgefallen, dass jedes seiner Märchen einen
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