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Einsatz in New York - Secret Mission ; 1

Einsatz in New York - Secret Mission ; 1

Titel: Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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nicht als Strafe eines unanfechtbaren Schicksals. Er ist wütend, ist voll Zorn, der an die Oberfläche drängt. Rick will auf die Leute einschlagen, die seinem Dad das angetan haben, auf die Börsenaufsicht, die Kredithaie, den Insolvenzverwalter. Er ist nicht auf Melissa sauer, die seinen Vater verlassen hat, sondern auf die Welt, die Montgomery so weit gedemütigt hat, dass Melissa auf die Idee kam, ihn sitzenzulassen.
    Rick weiß, dass es nicht genügt, jemanden zu vermöbeln, und der Fall ist erledigt. Man muss an das herankommen, was allgemein Macht genannt wird. Man muss den Spieß umdrehen, die Fäden ziehen; das klingt simpel und ist schwer zu verwirklichen. Wie soll ein Fünfzehnjähriger an Macht herankommen, wie soll er stark genug werden, den Mächtigen in die Fresse zu hauen? Wie soll er seinen Vater rehabilitieren und seiner Mutter die Augen öffnen, damit sie zu Monty zurückkehrt und eben doch alles mit einer glücklichen Party endet?
    Auf düstere und wundersame Weise passt Ricks Traum zu einem Mann wie Kanter, der ihm den nächsten Schnaps eingießt. Ein Gefühl sagt Rick, hier steht der Typ, den er braucht. Der sich mit Macht auskennt und nicht zögert, krasse Dinge zu tun. Der nicht vor
der Börsenaufsicht kuscht und der Kredithaie kaltmacht, bevor sie ihn kaltmachen. Rick erscheint es natürlich, Kanter folgende Antwort zu geben: »Ich will, dass mein Dad wieder glücklich ist. Ich will es den Dreckskerlen heimzahlen.«
    »So.« Kanter nimmt die Hand nicht von seiner Schulter. »Und warum ist dein Dad nicht mehr glücklich?«
    Rick erzählt von seinem Unglück. Erzählt es dem Mann, dem er gerade einen Gefallen getan hat. Dem Mann, der Gefälligkeiten nie vergisst, weder im Guten noch im Schlechten. Ein Mann, dessen Geschäftsprinzip auf Gefälligkeiten aufgebaut ist. Dieser Mann hört sich Ricks Geschichte in aller Ruhe an. Er weiß, wann man zuhören und wann man zuschlagen muss. Er weiß, wie man andere zum Zuschlagen bringt, wenn man ihnen lange genug zugehört hat. Dieser Mann ist ein Teufel, weil er das Gute und das Böse nicht trennt, sondern weil für ihn beides zusammengehört. Weil er weiß, dass eines das andere nährt. Dieser Mann liebt einen Jungen wie Rick. Bei entsprechender Erziehung kann man aus so einem wütenden Jungen alles machen, buchstäblich alles. Darum beschließt Kanter, Ricks Erziehung zu übernehmen.

4
    Als Rick an diesem Abend heimkommt, sieht er etwas so Trauriges, dass er gleich auf sein Zimmer will. Aber Montgomery stoppt ihn. Montgomery hat Melissas Bild auf den wackeligen Couchtisch gestellt, daneben eine Flasche Schnaps. Wenn Ricks Vater früher ein Schlückchen trank, war es Cognac mit französischem Namen oder Grappa, der nur für ihn in Süditalien hergestellt wurde. Die Flasche auf dem Tisch heißt genauso wie die Supermarktkette, wo Monty den Fusel gekauft hat.
    »Komm her, mein Sohn.« Der Vater bettelt um Gesellschaft. Früher war Rick froh, wenn ihm sein vielbeschäftigter Vater eine halbe Stunde Zeit schenkte und ihm zuhörte, statt ihn mit Geschenken abzuwimmeln. Jetzt sucht er Ricks Gesellschaft, weil er nicht länger grübeln und nachdenken mag, weil er seinem Elend einen Tritt geben will. Was der Schnaps nicht schafft, soll der Schulterschluss mit Rick schaffen.

    »Ich hab noch Hausaufgaben«, lügt Rick.
    »Scheiß drauf«, antwortet der Vater. Er hebt das Glas. »Auf alle Pflichten geschissen.«
    Normalerweise würde Rick ihm zustimmen und gern ein Wir-zwei-gegen-die-Welt-Männergespräch führen, aber nicht so. Nicht mit einem Vater, dem der Lebensnerv gezogen wurde, der sich nicht mehr auskennt mit der Welt. Dass das Business zusammenkracht, würde er wegstecken, so was passiert nun mal, heute Wolkenkratzer, morgen Schuhputzer. Aber nicht die Sache mit Melissa. Ohne sie zu sein, ist wie ein Sommer, der dahingeht ohne Sonne. Es bricht Rick das Herz, seinen Dad unglücklich zu sehen. Besonders nach dem Abend mit Kanter. Bei ihm spürte er das bärige Vergnügen, am Leben zu sein. Ein fieser Knochen, ein zynischer Alter, ein brutaler Mann, aber ein Mann allemal. Rick hasst es, seinen Vater mit Kanter zu vergleichen. Aber an diesem Abend hat er zwei Männer erlebt: einen mit Eiern zwischen den Beinen und einen, der unter den Teppich kriecht und seiner Frau hinterherheult.
    »Hast du Charlene beim Heimkommen nicht getroffen?«, fragt Montgomery.
    »War sie da?« Rick wittert, dass er dem tristen Abhängen auf der Wohnzimmercouch noch entkommen
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