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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse.
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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in den Zeitungen aus L. A. gesehen. Was können wir für Sie tun, Mr. Marlowe?»
    «Ich will mich anmelden. Muss ich mit Ihnen oder dem diensthabenden Sergeant sprechen? Und wohin kann ich hier gehen, ohne gleich beim Namen genannt zu werden?»
    Sie lächelte. Ihre Zähne waren ebenmäßig und so weiß wie der Schnee auf den Berggipfeln hinter Poodle Springs. Ich wette, sie benutzte eine dieser neunzehn Zahnpastasorten, die besser und neuer und größer sind als alle anderen.
    «Am besten, Sie sprechen mit Sergeant Whitestone.» Sie öffnete eine Schwingtür und nickte in Richtung einer geschlossenen Tür. Ich klopfte, betrat den Raum und stand vor einem gelassen wirkenden Mann mit rotem Haar und der Sorte Augen, die jeder Polizist irgendwann bekommt. Augen, die zuviel Hässliches gesehen haben und zu viele Lügner.
    «Mein Name ist Marlowe. Ich bin Privatdetektiv. Ich werde hier irgendwo ein Büro eröffnen, wenn ich eins finde und Sie mich lassen.» Ich warf eine weitere Karte auf den Schreibtisch und öffnete die Brieftasche, um ihm meine Lizenz zu zeigen.
    «Scheidungen?»
    «Rühre ich nie an, Sergeant.»
    «Gut. Das ist doch schon was. Ich kann zwar nicht sagen, dass ich begeistert bin, doch wir werden schon miteinander klarkommen, wenn Sie die Polizeiarbeit der Polizei überlassen.»
    «Würde ich gerne, aber ich habe nie rausgekriegt, wann ich aufhören muss.»
    Er sah mich finster an. Dann schnippte er mit den Fingern. Er brüllte: «Norman!»
    Die hübsche Blondine öffnete die Tür. «Wer ist dieser Kerl?» jammerte der Sergeant. «Nein, sagen Sie nichts. Lassen Sie mich raten.»
    «Ich fürchte, er ist es, Sergeant», sagte sie zurückhaltend.
    «Zum Teufel! Einen Privatdetektiv hier herumstöbern lassen zu müssen, ist schon schlimm genug.
    Aber einen Privatdetektiv, der zwei- oder dreihundert Millionen Dollar im Rücken hat - das ist unmenschlich.»
    «Ich habe keine zweihundert Millionen Dollar im Rücken, Sergeant. Ich bin auf mich allein gestellt und ein ziemlich armer Mann.»
    «Ach ja? Das sind wir beide, nur dass ich vergessen habe, die Tochter meines Chefs zu heiraten.
    Wir Bullen sind einfach zu dumm.»
    Ich setzte mich und zündete mir eine Zigarette an. Die Blondine ging hinaus und schloss die Tür.
    «Es ist zwecklos, oder?» sagte ich. «Ich kann Sie nicht davon überzeugen, dass ich nur ein Mann bin, der sich seinen Lebensunterhalt zusammenkratzen will. Kennen Sie jemanden, der Lipshultz heißt und einen Club besitzt?»
    «Nur zu gut. Sein Laden ist draußen in der Wüste, außerhalb unserer Zuständigkeit. Ab und zu lässt der Bezirksstaatsanwalt von Riverside eine Razzia bei ihm durchführen. Man sagt, er betreibe Glücksspiele in seinem Schuppen. Ich wil ’s gar nicht wissen.»
    Er fuhr sich mit der hornigen Hand über das Gesicht und sah danach wirklich aus wie ein Mann, der es nicht wissen wollte.
    «Er hat vor dem Büro eines Grundstücksmaklers namens Thorson auf mich gewartet. Sagte, er sei in Schwierigkeiten.»
    Der Sergeant starrte mich ausdruckslos an. «In Schwierigkeiten zu stecken gehört dazu, wenn man Lipshultz heißt. Lassen Sie die Finger von ihm. Sonst könnten ein paar von den Schwierigkeiten an Ihnen hängenbleiben.»
    Ich stand auf. «Danke, Sergeant. Ich wollte Ihnen nur Hallo sagen.»
    «Sie haben Hallo gesagt. Und ich freue mich schon auf den Tag, an dem Sie auf Nimmerwiedersehen sagen.»
    Ich verließ den Raum und schloss die Tür hinter mir. Die hübsche Polizistin warf mir ein nettes Lächeln zu. Ich blieb vor ihrem Tresen stehen und starrte sie einen Moment lang wortlos an.
    «Ich schätze, dass noch nie ein Polizist einen Privatdetektiv gern hatte», sagte ich.
    «Für mich sind Sie in Ordnung, Mr. Marlowe.»
    «Für mich sind Sie sogar mehr als in Ordnung. Von Zeit zu Zeit gefalle ich übrigens sogar meiner Frau.»
    Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und verschränkte die Hände unter dem Kinn. «Was macht sie denn in der restlichen Zeit?»
    «Sie wünscht sich, ich hätte zehn Millionen Dollar. Dann könnten wir uns noch den einen oder anderen Fleetwood-Cadillac zulegen.»
    Ich schenkte ihr mein faszinierendstes Lächeln, verließ das Polizeirevier und kletterte in unseren einsamen Fleetwood. Ich machte mich auf den Weg zu unserer Villa.
    4
    Am Ende des Hauptviertels macht die Straße einen Bogen nach links. Um zu uns zu kommen, muss man einfach geradeaus weiterfahren, wobei auf der linken Seite nichts weiter als ein Hügel zu sehen ist und auf der
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