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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse.
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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wieder.
    Wir waren erst seit drei Wochen und vier Tagen verheiratet.

2
    Es war ein ansehnliches Haus, abgesehen davon, dass es nach Innenarchitekt stank. Die Vorderfront bestand aus Doppelglas, zwischen dessen Scheiben Schmetterlinge eingeschlossen waren. Linda sagte, das käme aus Japan. Der Boden der Eingangshalle war mit einem blauen Synthetikteppich mit goldenem, geometrischem Muster ausgelegt. Daran anschließend folgte eine feudale Höhle. Es standen eine Menge Möbel herum, außerdem vier riesige Kerzenständer aus Messing und ein Schreibtisch mit der schönsten Einlegearbeit, die ich je gesehen hatte. Dahinter lag ein Gästebad, das Linda als Waschraum bezeichnete. Anderthalb Jahre in Europa waren für ihre Ausdrucksweise nicht ohne Folgen geblieben. Im Gästebad waren eine Dusche und ein Frisiertisch mit einem mehrere Quadratmeter großen Spiegel darüber. Die Hi-Fi-Anlage hatte Lautsprecher in jedem Zimmer. Augustino hatte sie gedämpft eingeschaltet. Er erschien in der Tür und verbeugte sich lächelnd. Er war ein gutaussehender Bursche, halb hawaiisch, halb japanisch. Linda hatte ihn bei einem Kurzausflug nach Maui aufgelesen, bevor wir nach Acapulco weitergereist waren. Es ist phantastisch, was man alles auflesen kann, wenn man acht oder zehn Millionen Dollar hat.
    Es gab einen Innenhof mit einer großen Palme, einigen tropischen Sträuchern und einer Reihe von Findlingen, die man in der Wüste umsonst und als Kunde beim Händler für zweihundertfünfzig Dollar pro Stück mitnehmen durfte. Das Badezimmer, mit dessen Beschreibung Linda nicht übertrieben hatte, besaß eine Tür zum Innenhof, von dem wiederum Türen zum Pool sowie zur hinteren und zur vorderen Terrasse führten. Der Teppich im Wohnzimmer war hellgrau, und die Hammondorgel war in eine Bar eingebaut, so dass man dem Spieler gegenübersitzen konnte. Das schmiss mich fast um.
    Außerdem standen im Wohnzimmer zum Teppich passende Sofas und dazu kontrastierende Sessel sowie ein riesiger Kamin mit Rauchfang, zwei Meter von der Wand entfernt. Es gab eine chinesische Truhe, die echt aussah, und drei an der Wand hängende gemeißelte chinesische Drachen. Eine der Wände war vollständig verglast, die anderen bis zu einer Höhe von knapp zwei Metern aus Ziegelsteinen in zum Teppich passender Farbe, und von dort an ebenfalls verglast.
    Das Badezimmer hatte eine versenkte Badewanne und Schiebetürschränke, die groß genug waren, um alle Kleider aufzunehmen, von denen ein Dutzend Debütantinnen nur hätte träumen können.
    In dem Hollywoodbett im Hauptschlafzimmer hätten bequem vier Leute schlafen können. Auf dem Boden lag ein hellblauer Teppich, und man konnte sich im Schein der an japanische Statuetten montierten Lampen in den Schlaf lesen.
    Wir gingen weiter ins Gästezimmer. Es hatte farblich abgestimmte Einzel-, nicht Doppelbetten, ein angrenzendes Bad mit dem gleichen riesigen Spiegel über dem Frisiertisch und den gleichen vier-oder fünfhundert Dollar teuren Kosmetika und Parfüms und Gott weiß was noch auf drei schweren Glasablagen.
    Blieb noch die Küche. An deren Eingang befand sich eine Bar, dann folgte ein Wandschrank mit zwanzig Sorten Cocktail-, Highball- und Weingläsern, dahinter ein Herd mit oben liegender Feuerung, ohne Backofen oder Grill, zwei Elektroherde und ein Elektrogrill an einer der anderen Wände, außerdem ein gewaltiger Kühlschrank und eine Tiefkühltruhe. Um den Frühstückstisch mit der Achatglasplatte standen an drei Seiten breite, bequeme Stühle und an der vierten Seite eine Einbaucouch. Ich schaltete den Deckenventilator ein. Er lief mit weitem, langsamem Schwung und beinahe geräuschlos.
    «Das ist mir zu protzig», sagte ich. «Lassen wir uns scheiden.»
    «Du Mistkerl! Das hier ist nichts im Vergleich zu dem Haus, das wir uns selbst bauen werden. Es gibt zwar ein paar Dinge, die etwas protzig sind, aber dafür kannst du auch nicht sagen, das Haus sei kahl.»
    «Wo wird der Pudel schlafen, im Gästebett oder bei uns? Und welche Pyjamafarbe mag er am liebsten?»
    «Hör auf!»
    «Ich werde nach dieser Geschichte in meinem Büro staubwischen müssen. Sonst kriege ich Minderwertigkeitskomplexe.»
    «Du wirst kein Büro haben, du Dummkopf. Was glaubst du, wozu ich dich geheiratet habe?»
    «Komm wieder mit ins Schlafzimmer.»
    «Reiß dich zusammen, wir müssen die Koffer auspacken.»
    «Ich wette, das macht Tino gerade. Er sieht aus, als habe er alles im Griff. Ich muss ihn fragen, ob ich ihn Tino nennen
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