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Einladung zur Hochzeit

Einladung zur Hochzeit

Titel: Einladung zur Hochzeit
Autoren: Peggy Webb
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Balladenform.
    Der Text war so direkt und freimütig, dass niemand im Ungewissen blieb, was er ausdrückte.
    Es war ein Lied, das Josie ihrem Verlobten hätte singen sollen. Doch mit jeder Geste, jeder Bewegung, jeder Nuance brachte sie zum Ausdruck, dass das Lied nicht Jerry Bob galt. Sie sang es für einen Mann und nur für einen ganz bestimmten Mann - Ben Standing Bear.
    Einen wunderbaren Moment lang glaubte Ben, dass es wahr wäre, was Josie sang. Dass sie ineinander verliebt wären. Für einen Herzschlag lang verschwand die Menge aus seiner Sicht, und er war allein mit der Frau, die er all diese Jahre nur als eine Freundin betrachtet hatte. Das Gefühl des Verlustes war wie ein Stein, der sich ihm auf die Brust legte. Er war zu beschäftigt gewesen, um zu sehen, was zum Greifen nahe war. Eine Frau, die die Aufmerksamkeit eines Mannes wert war. Eine Frau, die so leicht zu lieben war. Eine Frau, die mit offenen Armen und offenem Herzen durchs Leben ging. Eine Frau, die 23
    man verletzen konnte, wenn man nicht sehr aufpasste.
    Eine Frau, die jetzt einem anderen Mann gehörte.
    Und dieser Mann hatte keine Ahnung, welchen Schatz er besaß. Er wollte ein zauberhaftes, warmherziges Wesen in ein aufgeblasenes, dünkelhaftes Abbild seiner Mutter verwandeln. Er wollte Josie die Flügel stutzen, ihre Stimme zum Schweigen bringen, ihren Mut und Elan zähmen.
    Jerry Bob Crawford war es nicht wert, Josie auch nur die Schuhe zu schnüren.
    Josie tat Ben unendlich Leid. Sein Herz zog sich zusammen, als er an all die bösen Blicke und wütenden Anweisungen dachte, die sie in ihrer Ehe von ihrem Mann bekommen würde. Am liebsten hätte Ben sie an der Hand genommen und wäre mit ihr davongerannt, damit Josie niemals diese Demütigungen würde erleiden müssen. Man betrachtete sie als eine Peinlichkeit für die CrawfordFamilie. Dabei sollte man sie als den funkelndsten Juwel in der Familienkrone ansehen.
    Noch bevor der letzte Ton des Liedes verklungen war, erlebten die Anwesenden den zweiten Akt des Dramas.
    Jerry Bobs sonst so gebieterische Mama fiel in Ohnmacht, und es waren drei Männer nötig, um sie auf das Sofa in der Nähe der Bar zu tragen.
    Eine Frau, die zwar in bester Absicht, jedoch ohne Vernunft handelte, raste zur Bar und kam mit einem Glas voll Whisky zurück. Mama erwachte aus der Ohnmacht lang genug, um ihr das Glas aus der Hand zu schlagen und sie anzuschreien. "Sie wissen, dass ich dieses Zeug nicht anrühre. Bieten Sie's Josie Belle Pickens dort drüben auf dem Podium an, die sich aufführt wie eine Nutte!"
    Heißer Zorn packte Ben. Es blieb offen, was er getan 24
    hätte, wenn Jerry Bobs Mama nicht wieder einen Ohnmachtsanfall geschauspielert hätte. Sie lag flach auf dem Sofa und fing an zu stöhnen und sich anzustellen, als ob sie um den letzten Atemzug ringen würde. Ab und zu hob sie den Kopf und brach in lautes Klagen aus. "Jer-ry Boo-o-b, ich brauche dich! Komm sofort her!"
    Doch Jerry Bob ließ sich damit Zeit, weil er noch etwas Wichtigeres vorhatte, als an die Seite seiner Mama zu eilen. Mit angespannten Kinnmuskeln marschierte er zum Podium hinüber. Ben stellte sich ihm in den Weg.
    "Wenn Sie ihr auch nur ein Haar krümmen, bringe ich Sie um."
    "Gehen Sie mir aus dem Weg!"
    "Nicht bis Sie sich beruhigt haben. Ich denke, wir haben genug Aufregung für einen Abend, meinen Sie nicht auch?"
    "Sie hätten daran denken sollen, bevor Sie und Josie so aus der Rolle gefallen sind."
    "Wir haben Tango getanzt."
    "Mir ist es egal, was Sie getanzt haben. Für mich war es vulgär. Lassen Sie mich durch!"
    Jerry Bob versuchte, um ihn herum zu kommen, aber Ben war schneller und hinderte ihn daran. Und wieder einmal fand Ben sich in der Rolle eines Friedensstifters.
    "Josie ist eine temperamentvolle Frau", brachte er an.
    "Wahrscheinlich haben Sie ihr etwas gesagt oder etwas getan, was sie mächtig verärgert hat, und nun zahlt sie es Ihnen zurück. Das ist alles."
    "So hat sie sich noch nie zuvor aufgespielt, bis Sie hier auftauchten."
    "Josie spielt sich nicht auf. Sie gibt sich so reizend, wie sie ist."
    "Ich mag es absolut nicht, wie Sie von der Frau reden, 25
    die ich heiraten werde."
    "Wie wär's, wenn wir beide nach draußen gingen und einen kleinen Spaziergang machten, bis Sie sich beruhigt haben?"
    "Damit Josie wieder Mama kränken kann?"
    Ben drehte sich kurz um und warf einen prüfenden Blick zu Jerry Bobs Mama hinüber. "Es sieht ganz danach aus, als ob sie in guten Händen wäre. Ich bin eher um Josie
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