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Einladung zur Hochzeit

Einladung zur Hochzeit

Titel: Einladung zur Hochzeit
Autoren: Peggy Webb
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genug sein, um sie zu beschützen, wie er es immer getan hatte? Er behielt Josie im Arm und sah ihrem Verlobten entgegen.
    Jerry Bob war ein großer Mann mit ein wenig zu viel Körperumfang, und er bewegte sich wie ein Güterzug unter Volldampf. Er gab sich nicht einmal die Mühe, Ben zur Kenntnis zu nehmen, sondern ließ die ganze Wucht seines Zorns an Josie aus.
    "Josie Belle, ich habe so ziemlich genug von deinen Albernheiten."
    "Gut." Ihr Lächeln war frech.
    "Ehrlich! Du versetzt Mama in eine peinliche Lage.
    Hör auf, dich so zu betragen, und komm mit mir."
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    "Bring mich dazu."
    Hier ging es um mehr als um den Streit eines Liebespaares. Die bösen Blicke, die Jerry Bob ihm zuschoss, genügten Ben, um das Rätsel zu lösen. Er - Ben war nicht nur ein Fremder für die Leute in einer Kleinstadt der Südstaaten, er brach auch alle Regeln ihres Verhaltens.
    Er war lange genug an solchen Orten gewesen, um ihre Umgangsformen zu kennen. Sei höflich, lächle viel, greif zu einer Notlüge, wenn die Wahrheit verstimmt, und vor allem, verhalte dich nicht, als ob du zu den Hiesigen gehörst, bis du eingeladen bist. Ganz besonders aber ... tanze nicht Tango mit der Verlobten eines anderen Mannes.
    "Ich warne dich, Josie Belle. Hör damit auf!" Jerry Bob fuhr sich mit den Fingern unter den Kragen, als ob er ihm zu eng würde.
    Wenn er nicht ein solcher Trottel wäre, hätte Ben ihn bemitleidet.
    "Es ist nicht so, wie Sie denken", sagte Ben. Er war von Natur aus ein Friedensstifter. Außerdem wäre es kein guter Anfang für einen Arzt, der sich in dieser Stadt niederlassen wollte. Die meisten hier im Raum würden früher oder später in seiner Praxis auftauchen mit schniefenden Nasen und quälendem Husten und mit einer dieser Viruserkrankungen, die um sich griffen. "Erlauben Sie mir bitte, dass ich mich Ihnen vorstelle. Ich bin Josies alter Studienfreund noch aus der Collegezeit, Ben Standing Bear."
    Doch Jerry Bob streckte ihm nicht einmal die Hand zum Gruß hin. "Ich weiß, wer Sie sind. Was ich aber nicht weiß, ist, wie Sie dazu kommen, mir meine Frau zu stehlen."
    "Einen Moment mal!" protestierte Ben.
    "Ich bin nicht deine Frau, Jerry Bob. Noch nicht."
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    "Am Samstag wirst du es sein."
    "Bis Samstag kann noch viel passieren." Damit wirbelte Josie herum ' "Habt Spaß miteinander", warf sie ihnen noch über die Schulter zu.
    "Josie, ich sag's noch einmal ... hör mit den Mätzchen auf!"
    Aber Josie wollte damit nicht aufhören. Wie Ben bemerkte, gab sie ihren Hüften mehr Schwung, als nötig wäre. Nicht, dass er sich darüber beklagte. Kein bisschen.
    "Was hast du vor, Josie?" rief ihr Verlobter ihr nach.
    Sie drehte sich noch einmal kurz um und lächelte. "Gib Acht, du wirst es herausfinden, Jerry Bob."
    Sie schlängelte sich durch die herumstehenden Gäste zum Podium. Statt aber um ein bestimmtes Lied zu bitten, wie Ben vermutet hatte, nahm sie das Mikrofon in die Hand.
    Ben starrte zu ihr hinüber, war wie vom Donner gerührt. Dann fuchtelte er wie wild mit den Armen, wollte Josie so ein Signal geben, dass sie vom Podium herunterkam.
    "Dieses Lied ist für meinen ganz besonderen Freund gedacht, den ich eine lange, lange Zeit nicht gesehen habe." Sie lehnte sich zum Bandleader hinüber und besprach sich mit ihm.
    Was hatte sie nur im Sinn? Jerry Bob sah aus, als ob er kurz vor einem Schlaganfall stünde, und Ben hielt den Atem an. Das hatte Josie Belle schon immer bei ihm erreicht. Er hatte nie gewusst, was sie als Nächstes aushecken würde. Und erst jetzt, in diesem Moment, nach all den Jahren, die dazwischen lagen, wurde ihm klar, wie aufregend das sein konnte.
    Die Gäste fingen an zu begreifen, dass mitten unter ihnen sich ein Drama abzeichnete, und sie stellten sich um 22
    das Podium. In null Komma nichts hatte Josie ein recht aufmerksames Publikum um sich versammelt. Wie aus einem Munde war ein Laut des Erstaunens zu hören, als sie zu singen anfing.
    Josie hatte das Lied "Amazed" gewählt - Du versetzt mich immer wieder in Erstaunen. Dieser Song mit seiner romantischen Melodie, gesungen von den Lonestars, hatte sich lange an der Erfolgsspitze gehalten.
    Josie hatte eine weiche Stimme, die besonders bei Blues wunderbar klang, und Josie wusste sehr wohl, wie sie ein Lied ausdrucksvoll vortragen konnte. Unter den Anwesenden bestand nicht der geringste Zweifel, wem dieses Lied galt. Es war der Fremde in ihrer Mitte.
    Ben war abwechselnd erfreut, belustigt und geschockt.
    Es war ein melancholisches Liebeslied in
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