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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben
Autoren: Algis Budrys
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leicht. Wenn du ausrutschst, bist du verloren.“
    „Kann schon sein.“
    Matt Garvin öffnete die Tür und ging langsam rückwärts hinaus. Er ging, ohne zu stolpern, die ganze Treppe rückwärts hinunter und beobachtete die stille, regungslose Tür, die zu Larry Ruarks Apartment führte. Unten auf der Straße rannte er los, dabei jedes Geräusch vermeidend. Die Plakate auf seinem Weg riß er ab.
     
    2
     
    Die Vierzehnte Straße lag still in der Morgendämmerung. Ohne ein Geräusch lag sie blaugrau zwischen East River und Hudson. Nur ein Schwarm magerer, ruheloser Tauben erhob sich kurz über den Union Square und senkte sich wieder zu Boden. Sonst lag sie wie ein ausgedorrtes Flußbett, bewegungslos und tot. Der Herbstwind blies Abfall die gelähmte Straße hinunter.
    Am Rand von Stuyvesant Town, östlich der First Avenue, verrosteten die Reihen der geparkten Autos. Dort bewegte sich endlich etwas. Die Sonne ging langsam auf und warf ihr Licht auf Matt Garvins Augen, der auf dem Rücksitz eines Taxis schlief.
    Garvin war sofort hellwach. Zunächst verriet nur ein Zucken seiner Augenlider, daß er nicht mehr schlief. Dann schloß sich seine Hand über dem Kolben seines Schrotgewehrs, und er erhob sich langsam. Er suchte die Straßen und Gebäude um sich herum ab. Befriedigt lächelte er dünn. Im Augenblick war er das einzige lebende Wesen auf der Vierzehnten Straße.
    Er glitt mit seinen Beinen von den zurückgelegten Rücksitzen herab und richtete sich auf. Mit geschlossenen Fenstern und verriegelten Türen war das Taxi sicher. Niemand hätte die Türen lautlos aufbrechen können, aber draußen hätten Leute darauf warten können, bis er herauskommen mußte.
    Er beugte sich nach vorn, schnallte seinen Rucksack ab und holte seine Feldflasche und eine Büchse Rindfleisch heraus. Er öffnete die Rindfleischbüchse und fing an zu essen. Er hob dabei von Zeit zu Zeit seinen Kopf, um sicherzugehen, daß sich niemand an den geparkten Autos entlang anschlich. Er aß mit sparsamen Bewegungen und trank dazu dann und wann einen Schluck von dem zwar abgestandenen, aber sicheren Sodawasser aus seiner Feldflasche. Das Halazon war ihm schon lange ausgegangen. Nachdem er sein Rindfleisch aufgegessen hatte, packte er wieder seinen Rucksack, schnallte ihn um und warf noch einen letzten Blick in die Runde. Dann hob er den Riegel der Taxitür und glitt lautlos auf eine der gepflasterten Verkehrsinseln, die in einer Reihe die Vierzehnte Straße von der Umgehungsstraße um Stuyvesant Town trennten.
    Auf beiden Seiten der schmalen Verkehrsinsel waren Autos praktisch Stoßstange an Stoßstange geparkt. Auf seiner linken Seite ragten die roten Gebäude der Neubausiedlung empor, an deren Grenze er sich nach Osten in Bewegung setzte, aber die Autos dieser Seite schützten ihn vor dem gezielten Gewehrfeuer aus den unteren Geschossen. Wenn jemand aus den oberen Stockwerken auf ihn schießen wollte, hätte er sich weit aus dem Fenster lehnen müssen und sich so dem Feuer von der anderen Straßenseite ausgesetzt. Garvin selbst war von der Vierzehnten Straße durch die Autoreihe rechts gedeckt. Außerdem war inzwischen ein einzelner Mann mit einem Rucksack im allgemeinen kein lohnendes Ziel mehr.
    Dennoch, lohnendes Ziel oder nicht, suchte er sich seine Route sorgfältig aus und bewegte sich niedergebückt vorwärts. Sein Schrotgewehr hielt er im Anschlag. Er bewegte sich schnell zwischen den beiden Autoreihen in östlicher Richtung. Seine Augen waren nie ruhig, seine Füße in den Tennisschuhen lautloser als der Wind, und er drehte ständig seinen Kopf hin und her, um das zu hören, was seinen Augen entgehen mochte.
     
    Seine Ohren warnten ihn tatsächlich an der Ecke zur Avenue A. Er hörte das leise Geräusch eines Schnappschlosses an einer Ladentür, das, wie vorsichtig es auch zugezogen wird, immer zu hören ist, und dann das Schaben von Ledersohlen auf dem Trottoir.
    Er hielt im Schutz einer geschwungenen Autokarosserie an. Der Lauf seines Schrotgewehrs schwang fast automatisch in Richtung der Geräuschquelle. Er richtete sich vorsichtig auf und sah durch die Seitenfenster des Autos über die Straße. Bei ihrem Anblick zog er scharf die Luft ein.
    Es war ein schlankes Mädchen; sie rannte in nervösen, abgehackten Schritten aus der Drogerie über das Trottoir. Ihr Gesicht war blaß, und ihre Augen waren vor Angst geweitet. Sie rannte blindlings zu dem Platz, an dem Garvin kauerte, offensichtlich in Panik, weil sie bei Tageslicht auf der
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