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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben
Autoren: Algis Budrys
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Periskop, und der Wagen stieß bis zu der Stelle zurück, an der sie zuvor vom Kurs abgewichen waren. Hier schwenkte er herum und begann wieder vorwärts zu rollen. Das Heulen der Koboldmotoren nahm wieder das vertraute Geräusch an. Der Wagen ließ das Schild langsam in der Ferne entschwinden.
    Das Luk des Flakkanoniers hinten auf dem Turm öffnete sich mit einem Schlag. Custis drehte sich herum und sah hinunter. Major Henley, der politische Offizier, zog sich nach oben und rief laut, um das Geräusch des Motors zu übertönen, der wie der Bohrer eines Zahnarztes heulte.
    „Custis! Warum haben wir angehalten?“
    Joe hielt sich eine Hand hinter das Ohr. Nach einem kurzen Moment strampelte sich Henley in dem Luk höher, zog sich über die Umrandung und krabbelte über die Turmkuppel nach vorn. Er stemmte einen Fuß gegen die linke Kettenabdeckung und hielt sich an dem Griff fest, der auf der Seite des Turms angeschweißt war. Custis überlegte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis er ausrutschen und sich am Turm die Zähne ausschlagen würde.
    „Warum haben Sie angehalten?“
    „Befestigte Stadt. Unabhängig. Wollte ich mir mal ansehen. Gibt in letzter Zeit einige davon hier oben. Interessant.“
    „Wie meinen Sie das, unabhängig?“
    „Die kümmern sich einen Dreck um irgend jemanden. Man wird nur hineingelassen, wenn man dort geboren ist. Oder wenn man etwas hat, das nur mit einer Kanone aufzuhalten ist. Ich glaube nicht, daß sie Kanonen haben. Sonst hätten sie uns angegriffen und sich nicht so eingeigelt.“
    „Ich dachte, Sie hätten gesagt, das Gebiet hier werde von den Gesetzlosen beherrscht.“
    Custis nickte. „Wird es auch, wenn man von diesen Städten absieht. Sie sehen doch keine offenen Städte mehr, oder?“
    „Gesetzlose sehe ich aber auch nicht.“
    Custis zeigte in Richtung der Berge. „Die beobachten uns, wie wir auf sie zu kommen.“
    Henleys Blick glitt nach Westen. „Woher wissen Sie das?“
    „An ihrer Stelle würde ich dort sein“, erklärte Custis geduldig. „Hier draußen auf der Prärie bin ich ihnen haushoch überlegen, und das wissen sie auch. Dort oben jedoch hätten sie mich auf dem Präsentierteller. Also sind sie dort.“
    „Das ist ganz schön schlau von ihnen. Ich nehme an, ein kleines Vögelchen hat ihnen verraten, daß wir kommen?“
    „Hören Sie mal zu, Henley, wir sind seit einer ganzen Woche in dieser Richtung unterwegs.“
    „Und sie haben ein Nachrichtennetz, das sie rechtzeitig warnt? Ich nehme an, irgendwer überbringt die Nachrichten zu Fuß?“
    „Richtig.“
    „Unsinn.“
    „Gehen Sie in Ihre Kirche, ich gehe in meine.“ Custis spuckte nach Steuerbord über die Seite. „Ich bin schon mein ganzes Leben in der Prärie und verkaufe meine Dienste an diese oder jene Gruppe. Wenn Sie sagen, daß Sie das Land besser kennen, so werden Sie wohl recht haben, denn Sie sind ja schließlich Major.“
    „Schon gut, Custis.“
    „Die Leute hier draußen müssen dämlich sein oder so was. Warum die immer noch am Leben sind, ist mir schleierhaft.“
    „Ich hab’ gesagt, schon gut.“
    Custis grinste ohne besondere Boshaftigkeit und trieb die Nadel noch ein bißchen tiefer unter Henleys dünne Städter-Haut. „Verdammt noch mal, Mann, wenn ich der Meinung wäre, Berendtsen lebe noch und sei irgendwo hier draußen, dann würde ich annehmen, daß alles hier sehr schlau organisiert ist. So schlau, daß es besser gewesen wäre, wenn wir nie von Chicago weggefahren wären.“
    Henley wurde rot. „Custis, Sie stellen das Fahrzeug, und für das Nachdenken bin ich verantwortlich. Wenn die Regierung annimmt, daß die Wahrscheinlichkeit groß genug ist und eine Nachforschung lohnt, dann reicht das. Wir prüfen es nach.“
    Custis sah ihn angewidert an. „Berendtsen ist tot. Er wurde vor dreißig Jahren in New York erschossen. Man hat ihn durchlöchert und seine Leiche hinter einem Jeep hergeschleift, die ganze Hauptstraße entlang mit fünfunddreißig Stundenkilometern. Überall an der Strecke haben Leute mit Pflastersteinen nach ihm geworfen. Das ist alles, was von Berendtsen übrig ist, eine dreißig Jahre alte Blutspur die Broadway Avenue hinunter, oder wie sie auch immer heißt.“
    „Das ist nur eine von den Geschichten, die man hört. Es gibt auch noch andere.“
    „Henley, erheblich mehr Leute haben meine Geschichte gehört als solche, in der er noch lebt. Und sogar hier, ganz weit draußen. Vielleicht sollten wir uns auch mal nach Julius Caesar
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