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Einfach Freunde

Einfach Freunde

Titel: Einfach Freunde
Autoren: Abdel Sellou
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denn er hat keine Klage eingereicht.
    Â»Abdel, so geht das nicht weiter. Dieses Unternehmen ist nicht mehr Teleloc, es ist Teleschock! Es ist dir doch klar, dass wir es liquidieren müssen?«

    Dieser Pate ist ein feiner Herr. Er spricht keine Drohungen aus und verlangt auch nicht, die Geschäftsbücher einzusehen.
    Â»Monsieur Pozzo, wollen wir was anderes ausprobieren?«
    Er ist ein Spieler, vielleicht mehr noch als ich.
    Â»Hast du eine Idee, Abdel?«
    Â»Ã„h … Auf Auktionen ist doch bestimmt Geld zu holen, oder?«
    Â»Schon wieder Autos?«
    Â»Nein, ich denke eher an Immobilien … und Auktionen bei brennender Kerze.«
    Das Konzept ging so: Wir ersteigerten auf Auktionen, auf denen man so lange bieten konnte, bis eine oder mehrere Kerzen abgebrannt waren, heruntergekommene Wohnungen, polierten sie auf, verkauften sie weiter und strichen ganz nebenbei einen hübschen Gewinn ein. Leider waren Alberto, Driss, Yacine, Youssef und seine Pitbulls beim Klempnern und Malen genauso begabt wie im Umgang mit Kunden und Fahrzeugen. Deswegen hat Monsieur Pozzo sehr rasch zu einer Unternehmung geraten, bei der wir nur auf unsere eigenen Kompetenzen angewiesen waren. Und er hatte noch etwas anderes im Auge: einen Klimawechsel.
    Â»Abdel, Paris bekommt mir nicht mehr. Zu kalt, zu feucht … Fällt dir vielleicht etwas Sonnigeres ein?«
    Â»Daran soll’s nicht liegen. Die Antillen? La Réunion? Brasilien? Ja, das ist es, Brasilien …«
    Ich sehe mich bereits einen Guavensaft schlürfend an einem Traumstrand liegen, während ein paar garotas im String um mich herumtänzeln.
    Â»Brasilien, Abdel, ist mir ein bisschen zu weit. Meine Kinder sind zwar groß, aber ich möchte nicht mehr als zwei, drei Flugstunden von ihnen entfernt leben. Wie wär’s, wenn wir uns mal in Marokko umsehen würden?«
    Â»In Marokko? Genial, ich liebe Marokko!«
    Das stimmt. Ich fand schon immer, dass der Couscous bei Brahims Mutter am besten schmeckt.

37
    In Marokko kenne ich den König. Wir sind gute Freunde, haben uns schon häufiger mit einem Gefallen ausgeholfen, ich weiß, dass er alles tun wird, damit unser Aufenthalt in seinem Land angenehm ausfällt. Ich spreche von Abdel Moula I., dem Putenkönig. Wir haben uns in Paris kennengelernt, unter, sagen wir, etwas zweifelhaften Umständen. Das Leben in seinem Heimatland bekommt ihm besser.
    Monsieur Pozzo und ich landen in Marrakesch. Ein mildes Lüftchen umweht uns, als wir aus dem Flugzeug steigen, und schon sind die ersten Palmen zu erspähen.
    Â»Ist das toll! Stimmt’s, Monsieur Pozzo?«
    Eine Limousine erwartet uns. Herrlich.
    Â»Ist das schön! Stimmt’s, Monsieur Pozzo?«
    Wir fahren zu der Adresse, die uns mein Freund angegeben hat … Ein Riad. Er ist nur leider abgeschlossen, und ich habe keinen Schlüssel.
    Â»Ist das ärgerlich! Stimmt’s, Abdel?«
    So schnell geb ich mich nicht geschlagen! Ich hab noch eine Adresse. Ein anderer Riad in der Medina. Wir lassen uns von der Limousine auf dem Jemaa-el-Fna-Platz absetzen, die Schlangenbeschwörer rücken zur Seite, als sie den Rollstuhl sehen, den ich durch die Gassen eher schleppe als schiebe. Der Boden ist aus Lehm. Die Fußgänger drücken sich rechts an die Mauer, die Fahrräder flitzen über die linke Spur, also gehört die Mitte uns. Wir torkeln im Zickzack um die Löcher herum. Monsieur Pozzo bereut die Reise jetzt schon. Er bereut sie noch mehr, als er merkt, dass in dem Riad das einzige Zimmer im Erdgeschoss zum Innenhof hinausgeht, nicht vernünftig verschließbar ist und außerdem über keine Heizung verfügt. Wieder mal komme ich ihm mit meinem Lieblingswitz: »Ich hol einen Elektroofen. Rühren Sie sich nicht vom Fleck.«
    Â»Ich rühr mich nicht, Abdel, ich rühr mich nicht …«
    Es ist dann leider noch etwas dazwischengekommen. Eine Faust – meine Faust –, die in der Fresse eines nicht sehr hilfsbereiten Parkplatzwächters gelandet ist. Doch als ich schließlich wieder zurück bin, habe ich, was ich brauche, um die Bude in einen Brutkasten zu verwandeln. Es ist höchste Eisenbahn. Monsieur Pozzo schlottert schon am ganzen Körper.
    Â»Sehen Sie, Sie rühren sich ja doch!«
    Am nächsten Morgen geht’s auf Erkundungstour. Meine Chauffeurtalente werden auf eine harte Probe gestellt. Wir verfahren uns mehrmals,
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