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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Autoren: Harold Robbins
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wieder zu ihm zurück. "East, 48. Straße. Wir sind erst heute eingezogen. Dort drüben in den neuen Häusern. Wir sind die ersten Leute im ganzen Block."
    Seine Miene war böse und finster. "Wie heißt du?" fragte er.
    "Danny Fisher", erwiderte ich. "Und wie heißt du?"
    "Paul", sagte er. "Und das ist mein Bruder Eddie."
    Wir schwiegen eine ganze Minute und sahen den Bemühungen des Hündchens zu. Es kam etwa halbwegs herauf, ehe es wieder zurück rutschte.
    Paul lachte. "Das ist wirklich komisch", sagte er. "Dieses vertrottelte Vieh hat nicht genug Grütze, um hier raus zukommen."
    "Ich find es gar nicht so komisch", sagte ich. "Vielleicht kommt der arme Hund gar nicht mehr raus."
    "Na und?" schnauzte mich Paul an. "Geschieht ihm nur recht. Wozu rennt er da runter?"
    Ich erwiderte nichts. Wir standen am Grubenrand und sahen zu dem Hund hinunter. Ich fühlte an meiner andern Seite eine Bewegung und drehte mich um. Es war Eddie. Er war kleiner als ich. Ich lächelte ihm zu, und er lächelte gleichfalls.
    Jetzt ging auch Paul um mich herum und stellte sich neben seinen Bruder. In seinem Benehmen war etwas, das unser Lächeln erstarren ließ. Eddie sah aus, als schäme er sich. Ich überlegte, weswegen.
    "In welche Schule gehst du?" fragte Paul.
    "Ich weiß nicht", antwortete ich. "Wahrscheinlich in die Schule in der Avenue D, in der Nähe vom Utika."
    "In welche Klasse gehst du?"
    "Vier A."
    "Wie alt bist du?"
    "Acht", antwortete ich stolz. "Heut ist mein Geburtstag. Deshalb sind wir umgezogen. Papa hat mir das Haus als Geburtstagsgeschenk gekauft."
    Paul rümpfte verächtlich die Nase. Ich merkte, daß ich auf ihn keinen Eindrude gemacht hatte.
    "Bist wohl'n Streber, was? Kommst schon in meine Klasse, und ich bin schon neun."
    "Na ja, ich hab die 3 B übersprungen", erklärte ich beinahe entschuldigend.
    Seine Augen wurden eiskalt und durchtrieben. "Kommst du ins Sacre Coeur?"
    Ich war verdutzt. "Was ist das?" fragte ich.
    "Die Kirche vom Sacre Coeur", antwortete er. "In der Nähe von Troy."
    "Nein", sagte ich und schüttelte den Kopf.
    "Zum Heiligen Kreuz?" fragte er. "Die große Kirche, zu der auch der Kirchhof gehört?"
    "Welcher Kirchhof?" fragte ich. Mir wurde ganz seltsam zumute. Ich wollte seine Fragen nicht beantworten. Ich überlegte, was daran so wichtig war, daß er mich immer weiter ausfragte.
    Er wies auf die Clarendon Road hinüber. Etwa einen Häuserblock dahinter konnte ich die schwarzen Gitterstäbe des Kirchhofzauns sehen. Ich wandte mich ihm wieder zu. "Nein", sagte ich.
    "In welche Kirche gehst du dann?" fragte er beharrlich weiter.
    "In keine Kirche", sagte ich.
    Er schwieg einen Moment, während er das zu überlegen schien. "Glaubst du denn nicht an Gott?" fragte er schließlich.
    "Gewiß glaub ich an Gott", erwiderte ich. "Aber ich geh in keine Kirche."
    Er sah mich ungläubig an. "Wenn du in keine Kirche gehst, glaubst du auch nicht an Gott", sagte er nachdrücklich.
    "Doch", beharrte ich. Ich spürte, wie mir Tränen der Wut in die Augen traten. Er hatte kein Recht, mir das zu sagen. Ich richtete mich so hoch auf, als es mir möglich war. "Ich bin ein Jude", sagte ich mit schriller Stimme, "und geh in die Synagoge."
    Die Brüder sahen sich an, und plötzlich war in ihren Augen ein durchtriebener Ausdruck. Ihre Gesichter verwandelten sich in stumpfe, bösartige Masken. Paul machte drohend einen Schritt auf mich zu. Instinktiv trat ich einen Schritt zurück. Mein Herz klopfte zum Zerspringen. Ich fragte mich, was ich gesagt hatte, um sie so wütend zu machen.
    Paul streckte sein Gesicht drohend vor. "Weshalb hast du Christus getötet?" fuhr er mich an.
    Die Grausamkeit in seiner Stimme flößte mir jetzt tatsächlich Angst ein. "Ich hab niemanden getötet", sagte ich zitternd. "Ich kenn ihn doch gar nicht."
    "Doch, du hast ihn getötet!" Eddies Stimme war zwar höher als die seines Bruders, aber ebenso grausam. "Mein Vater hat's uns gesagt! Er hat gesagt, die Juden haben ihn getötet und ans Kreuz geschlagen. Er hat uns gesagt, in die ganzen neuen Häuser der Umgebung werden nur Saujuden einziehen."
    Ich versuchte sie zu besänftigen. "Vielleicht haben ihn ein paar Juden getötet, die ich nicht kenne", sagte ich versöhnlich, "aber meine Mutter hat immer gesagt, daß er der König der Juden war."
    "Und trotzdem haben sie ihn getötet", sagte Paul beharrlich.
    Ich dachte eine Sekunde nach. Der Hund begann wieder zu jaulen, aber ich traute mich nicht, mich umzudrehen und hinzuschauen. Ich
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