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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Autoren: Harold Robbins
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entrückt, und bald schwand auch die letzte Erinnerung daran. Jetzt wußte ich, weshalb ich nie zuvor Frieden gekannt hatte. Ich war zufrieden.

EINEN STEIN FÜR DANNY FISHER
    Du legst den Stein hastig auf das Grabmal und stehst nun feierlich da, die blauen Augen weit geöffnet. In dir lebt ein schwaches, aber wachsendes Mißtrauen. Dein Vater.
    In deiner Erinnerung habe ich keine Gestalt, und du hast keine klare Vorstellung von mir. Ich bin nichts als ein Wort, ein Bild auf dem Kaminsims, ein flüchtiger Laut auf den Lippen anderer Menschen. Denn du hast mich nie gesehen, und ich sah dich bloß einmal.
    Wie soll ich dich gewinnen, mein Sohn, wie soll ich es erreichen, daß du mich hörst, wenn selbst meine Stimme deinen Ohren fremd ist? Ich weine, mein Sohn, ich weine, um des Lebens willen, das ich dir gegeben und nicht mit dir teilen kann. Alle Freuden, alle Schmerzen, ich kann sie nicht mit dir teilen, wie sie mein Vater mit mir geteilt.
    Obwohl ich dir das Leben gab, gabst du mir weit mehr. In dem kurzen Augenblick, den wir teilten, lernte ich. viele Dinge. Ich lernte meinen Vater wieder lieben, seine Gefühle verstehen, seine Freuden und auch seine Unzulänglichkeiten. Denn all das, was ich ihm bedeutete, das warst du mir in einem kurzen Augenblick.
    Ich hab dich nie auf meinem Arm gehalten und eng an mein Herz gedrückt, und dennoch fühle ich all diese Dinge. Hast du dich verletzt, dann fühle ich deinen Schmerz; hast du Kummer, dann teile ich deine Tränen, und wenn du lachst, zieht Freude in mich ein. Alles war ja einmal ein Teil von mir... dein Blut, dein Gebein, dein Fleisch.
    Du bist ein Teil des Traums, den ich geträumt und der noch immer währt. Du bist der Beweis, daß ich gelebt habe und auch einmal über die Erde schritt. Du bist mein Vermächtnis an die Welt, das kostbarste Gut, das ich zu verschenken hatte. Mit dir verglichen ist alles andere wertlos.
    In deiner Zeit wird's viele Wunder geben. Die entferntesten Winkel der Erde werden in wenigen Augenblicken zu erreichen sein; des Ozeans tiefste Tiefe, der Gipfel des höchsten Berges, ja vielleicht die Sterne selbst werden dir nicht unerreichbar sein. Und doch, all diese Wunder sind nichts, verglichen mit dem Wunder deines Seins.
    Denn du bist das Wunder meines fortlebenden Fleisches. Du bist das Bindeglied, das mich mit dem Morgen verknüpft, das Glied einer Kette, die sich vom Anbeginn aller Zeiten bis zur nimmer endenden Zeit erstreckt.
    Und doch liegt etwas Seltsames darin. Denn du, der mich mit dem Morgen verbindet, entsprungen der Kraft und Leidenschaft meines ungestümen Blutes, weißt nichts von mir.
    Wir teilen nichts miteinander als einen flüchtigen Augenblick, den Augenblick deiner Erweckung - und so kennst du mich nicht. "Wie bist du eigentlich, mein Vater?" fragst du in der Tiefe deines kleinen Herzens. Schließe deine Au-
    gen, mein Sohn, ich will versuchen, dir's zu sagen. Verschließe deine Augen nur einen Moment vor der strahlenden grünen Welt und versuche mich zu hören.
    Jetzt bist du ganz still. Deine Augen sind geschlossen, dein Gesicht ist blaß, und du beginnst zu lauschen. Der Ton meiner Stimme ist in deinen Ohren wie die Stimme eines Fremden, und doch, in den geheimsten Tiefen deines Herzens weißt du, wer ich bin.
    Meine Gesichtszüge werden nie klar vor deinen Augen stehen, du wirst dich ihrer aber doch erinnern. Denn eines Tages, zu irgendeiner Zeit, wirst du von mir sprechen. Und in deiner Stimme wird die Trauer mitschwingen, daß wir einander nie gekannt. Und aus dieser Trauer wird gleichzeitig eine gewisse Befriedigung zu hören sein. Eine Befriedigung, die von dem Wissen herrührt, daß alles, was du bist, von mir stammt. All das, was du dereinst deinem Sohne geben wirst, entsprang aus mir, so wie das, was mein Vater mir vererbte und zuvor sein Vater ihm.
    Höre mich, mein Sohn, und erkenne deinen Vater.
    Wenn die Erinnerung an einen Menschen auch nur allzu vergänglich ist, das Leben nur ein flüchtiger Augenblick, so ist er dennoch unsterblich und immerwährend wie die Sterne.
    Denn ich lebe in dir und du in mir, und der Mensch, der mit Adam begann, wird ewig hier auf Erden leben. So wie auch ich einst lebte.
    Einst atmete ich die Luft, die heute du atmest, einst fühlte ich die sanfte Nachgiebigkeit der Erde unter meinen Füßen. Einst raste deine Leidenschaft durch meine Adern, und dein Kummer ließ die Tränen durch meine Augen fließen.
    Denn einst war ich ein Mensch wie du.
    Auch ich hatte ein Scheckbuch bei
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