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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Autoren: Harold Robbins
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Stimme war tief und warm, wohltönend und trostreich. "Das müßtest du jetzt doch schon wissen."
    "Dann geh! Und laß mich leiden", schrie ich, "ich will leben. Es gibt noch so viele Dinge, die ich tun will!"
    "Was bleibt dir denn noch zu tun übrig?" fragte die Stimme in gelassener Ruhe. "Denk an das, was du vor. wenigen Minuten gesagt hast. Erinnere dich der Worte, die du zu deinem Vater sagtest: "Es gibt kein Bedauern. Ich hab alles vom Leben gehabt, was man haben kann. Ich habe mich weder zu beklagen noch gegen etwas aufzulehnen."
    "Ach, die Menschen sagen so viele Dinge, die sie nicht wirklich meinen", rief ich verzweifelt. "Ich muß leben. Nellie hat gesagt, daß sie ohne mich nicht leben kann. Und mein Sohn braucht mich."
    Die Stimme war weise und nachsichtig wie die Zeit. Sie hallte dumpf durch meinen Sinn. "Glaubst du das wirklich, Danny Fisher, wie?" fragte sie ruhig. "Du wirst doch bestimmt wissen, daß das Leben für die andern wegen eines Mitmenschen nicht zu existieren aufhört."
    "Dann will ich um meiner selbst willen leben", rief ich weinend, "ich will die geliebte harte Erde unter meinen Füßen spüren, ich will die Süßigkeiten kosten, die mir der Leib meiner geliebten Frau schenkt, und mich am Heranwachsen meines Sohnes erfreuen."
    "Wenn du weiterleben würdest, Danny Fisher", sagte die Stimme unerbittlich, "dann könntest du nichts von all dem genießen. Der Körper, der dir gegeben war, ist unwiederbringlich zerschmettert. Du würdest nicht sehen, nicht fühlen, nicht schmecken. Du wärst nichts als eine Hülse, die ein lebender Organismus geblieben ist, eine dauernde Bürde und Qual für die, die du liebst."
    "Aber ich will leben!" schrie ich und wehrte mich mit aller Kraft gegen die Stimme. Ich fühlte, wie der Schmerz in meinen Körper zurückkehrte.
    Ich hieß ihn willkommen, wie eine Frau den langentbehrten Geliebten willkommen heißt. Ich gab mich ihm hin und ließ ihn freudig in mich ein. Ich fühlte, wie die süße willkommene Qual meinen ganzen Körper durchflutete, so wie das rote Blut den ganzen Körper durchfließt. Auf einmal wurde einen Augenblick lang alles klar, und ich vermochte im hellsten Licht wieder zu sehen.
    ich sah mich selbst, zerfetzt, verstümmelt und völlig verunstaltet. Hände streckten sich mir entgegen, hielten aber bei dem furchtbaren Anblick, den ich bot, von Grauen geschüttelt inne. So sah mein Körper also jetzt aus, und so würden mich die Menschen von nun an ansehen.
    ich fühlte, wie sich die Tränen meines Grams mit den Schmerzen, die mich folterten, vereinten. War denn nichts mehr von mir übriggeblieben, was das Herz eines anderen erfreuen konnte? Ich blickte scharf auf mich hinab. Mein Gesicht war unverletzt. Es war still und ruhig. Selbst der Abglanz eines Lächelns lag noch auf meinen Lippen. Ich blickte noch schärfer hin.
    Meine Lider waren geschlossen, ich vermochte jedoch dahinter zu sehen. Leere Höhlen starrten mich an. Von Grauen gepackt, wandte ich mich vor mir selbst ab. Meine Tränen strömten und spülten diese neue unbekannte Pein hinweg.
    Während das Licht verblaßte und die Finsternis zurückkehrte, verschwand auch wieder der Schmerz. Die Stimme war wieder dicht an meiner Bewußtseinsschwelle.
    "Nun, Danny Fisher", sagte sie teilnehmend, "willst du mir jetzt erlauben, dir zu helfen?"
    Ich verbannte die Tränen aus meinem Bewußtsein. Mein ganzes Leben hatte immer wieder aus Übereinkommen bestanden. Jetzt war die Zeit gekommen, noch ein letztes Mal ein Übereinkommen zu treffen. "Ja", flüsterte ich, "ich will mir von dir helfen lassen - wenn du meinen Körper wieder so unversehrt erscheinen läßt, daß sich meine Lieben nicht voll Grauen und Abscheu von mir wenden."
    "Das kann ich tun", erwiderte die Stimme ruhig.
    Irgendwie hatte ich gewußt, daß es geschehen würde, ich hätte nicht darum bitten müssen. "Dann hilf mir, bitte", sagte ich, "und ich will es zufrieden sein."
    Auf einmal umgab mich liebevollste Herzlichkeit. "Dann ruhe, Danny Fisher", sagte die Stimme mild, "gib dich der stillen, friedvollen Dunkelheit hin und fürchte dich nicht. Es ist nicht anders, als schliefest du ein."
    Ich überließ mich vertrauensvoll der Dunkelheit. Es war eine freundliche, liebevolle Dunkelheit, und in ihr fand ich die Liebe und die Wärme aller jener, die ich gekannt. Es war wirklich so, als schliefe man ein.
    Die Dunkelheit umhüllte mich wie sanft gleitende Wolken. Die Erinnerung an Schmerz und Qual war nur noch schwach und weit
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