Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einem Tag in Paris

Einem Tag in Paris

Titel: Einem Tag in Paris
Autoren: E Sussman
Vom Netzwerk:
Augen starrend. Vielleicht waren ihre Ängste kindisch, unreif. Eine ältere Frau würde so etwas ohne weiche Knie tun können.
    »Ich habe deine Frau kennengelernt«, sagte sie.
    »Schscht.« Er beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. Sie konnte ihr Herz an seiner Brust hämmern spüren. Und dann, verloren in diesem Kuss, vergaß sie für einen Moment alles. Als er seine Lippen von ihren löste, schnappte sie nach Luft.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Das ist ihre Wohnung«, sagte Josie.
    »Nein. Es ist meine, wirklich. Ich meine, es ist unsere, aber sie nutzt sie kaum. Ich übernachte hier, wenn ich spätabends oder frühmorgens eine Besprechung habe. Ganz selten übernachten wir beide hier, wenn wir ins Theater gehen oder zu einem Dinner in die Stadt fahren.«
    Josie löste sich von ihm und sah sich um. Die Einrichtung des Zimmers deutete auf einen männlichen Geschmack hin – ganz in Leder und dunklem Holz gehalten, mit einem kühlen blauen Gemälde, das das Meer zeigte und eine ganze Wand einnahm. Ein Modellflugzeug hing in der Mitte der Decke an einem Draht. Josie streckte die Hand danach aus und berührte es; es drehte sich in der Luft.
    »Ich habe einen Pilotenschein«, erklärte Simon. »Das ist ein Modell meiner Cessna.«
    Josie sah ihn an. »Deine Frau ist perfekt«, sagte sie. »Ich meine, sie ist nicht das, was ich erwartet hatte.«
    »Was hattest du denn erwartet?«
    »Jemanden, den ich hassen könnte.«
    »Ich habe mich nicht in dich verliebt, weil ich meine Frau hasse.«
    »Warum hast du dich denn in mich verliebt?« Josie wandte den Blick von der langen, hoch aufwogenden Welle des Gemäldes ab und sah Simon in die Augen.
    »Ich konnte nicht anders«, sagte er schlicht. »Ich habe dich an jenem Tag auf der Bühne gesehen, und ich war – ich weiß nicht – wie geblendet. Kann das sein?«
    »Warst du mit anderen Frauen hier?«
    »Nein. Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich habe so etwas noch nie getan.«
    »Ich bin so dumm. Ich glaube dir.«
    Er zog sie in seine Arme. »Ich schwöre es dir.«
    Sie küssten sich, und sie presste sich an seinen Körper, schlang die Arme tief unten um seine Taille, zog ihn näher an sich. Es waren zu viele Kleiderschichten zwischen ihnen. Sie begann ihm den Mantel auszuziehen.
    »Warte. Hier gibt es nur ein Schrankbett. Ich muss es erst ausklappen.«
    Sie wandte sich verblüfft um. Es war eine Einzimmerwohnung, und richtig, es gab kein Bett.
    Simon trat an die Schrankwand und schob die Bücherregale zur Seite, sodass ein in die Wand gebautes Bett zum Vorschein kam.
    »Faszinierend«, sagte sie.
    Er zog an einer Kordel, und das Bett senkte sich sanft. Es war ordentlich gemacht, mit hellblauen Laken und einer grauen Bettdecke.
    »Ich kann nicht«, sagte Josie. Sie spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte.
    Simon sah sie an.
    »Es ist ihr Bett. Es ist das Bett, in dem du mit deiner Frau schläfst.«
    »Josie.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich komme mir vor wie Schneewittchen im Haus der sieben Zwerge. Ich kann das nicht.«
    »Das Bett ist frisch bezogen. Das habe ich heute Morgen selbst gemacht.«
    »Nein.«
    Er trat auf sie zu und nahm sie wieder in die Arme.
    »Sie wird es nie erfahren«, sagte er.
    »Lass uns gehen. Irgendwo anders hin. Egal wohin.«
    Später, in ihrem Zimmer im vierzehnten Stock des Clift Hotel, lagen sie sich in den Armen, nach dem Sex und der Ghirardelli-Schokolade und dem Scotch und noch mehr Sex.
    »Wie war Brady?«, fragte Simon.
    Josie sah ihn an. »Ich habe mich schon gewundert, warum du gar nicht fragst.«
    »Ich hätte dort sein sollen.«
    »Du wirst morgen kommen.«
    »Ich wollte nicht zusammen mit meiner Frau dort sein. Ich wollte nicht neben ihr stehen und dir die Hand geben. Sie kennt mich zu gut.«
    Josie kletterte über ihn. Sie sah hinunter in Simons Gesicht.
    »Wir können das nicht tun, oder?«
    »Wir müssen es tun.«
    Er zog ihr Gesicht hinunter zu seinem und küsste sie.
    »Warum?«, fragte Josie.
    »Weil ich dieser Sache vertraue. Ich weiß, was Liebe ist – ich liebe meine Frau, ich liebe meinen Sohn –, da werde ich dir nichts vormachen. Aber ich habe noch nie ein solches – ich weiß nicht – Bedürfnis verspürt. Verlangen. Das hier« – er presste sie fest an sich, flüsterte ihr das Ende des Satzes ins Ohr – »habe ich noch nie erlebt.«
    Josie betrachtete ihn einen Moment lang. »Ich weiß nicht, was das hier ist«, sagte sie. »Ich hatte schon ein paar Freunde, aber es war nie so wie das hier. Was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher