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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen
Autoren: Colleen Gleason
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Sommersprossen bildete auf der zarten, blau geäderten Haut ein kleines Dreieck und er ergriff ihre Hand, bevor sie diese zurückzog, und drehte ihre Hand um, um sich das Dreieck anzuschauen.
    „Ungewöhnlich.“ Er schaute auf und blickt in ihre überrumpelten Mondstein-Augen. Er zeichnete mit einem Finger die drei Schönheitsflecken nach, wobei er versuchte sich zu erinnern, warum ihm dieses Mal bekannt vorkam. Ihre Haut war glatt und weicher als alles, was er seit vielen Monden berührt hatte. Er spürte das Rauschen ihres Pulsschlags unter seinem Daumen.
    Schwester Madelyne entzog ihm ihre Hand mit einer Entschlossenheit, welche ihr ansonsten sehr ziemliches Gebaren Lügen strafte, und blickte mit einer deutlichen Aufforderung zu seiner Schale. „Trinkt nun, damit ich die Schale zurückbringen kann.“
    Gavin kam ihrer Aufforderung nach, auf einmal erpicht darauf, schon fort zu sein – weg von der Versuchung dieser Ruhe hier in dem Kloster und weg von dieser Frau, deren innerer Friede sie schöner erstrahlen ließ, als schicklich war. Der Trank schmeckte bitter, mit einem Nachgeschmack wie Holz – aber es war nicht schlimmer als jedes andere Gebräu, das sie ihm während seiner Rekonvaleszenz aufgenötigt hatte. Er nahm drei große Schluck, dann gönnte er seiner Zunge eine kleine Pause von dem üblen Geschmack. Die Nonne beobachtete ihn, die Hände an der Hüfte gefaltet und er bemerkte eine kleine Schnur von Perlen, die von einer Hand herabbaumelten.
    Er starrte die schwarzen Perlen an und schaute sie dann fragend an. „Eine Halskette für eine Nonne?“ Er konnte den ironischen Ton nicht ganz aus seiner Stimme bannen.
    Sie schaute herab und ließ dann die Schnur über eine Hand gleiten und bot sie ihm an. „Mylord, dies sind lediglich meine Gebetsperlen.“
    Er nahm sie, befühlte die seltsam geformten Kügelchen. Sie waren aus einer Art schwarzem, rauem Material gefertigt und ihnen haftete ein schwacher Rosenduft an. Als er seinen Kopf hochhob, um sie fragend anzuschauen, überkam ihn ein kurzer Schwindel, der sich verflüchtigte, als ihre Blicke sich trafen. „Wie seid Ihr in den Besitz dieser Perlen gekommen?“, fragte er, seine Zunge auf einmal schwer. „Wie sind sie gefertigt?“
    „Man formt sie aus den Blütenblättern von Rosen“, erzählte sie ihm. „Ich habe sie gemacht, als ich gerade ins Kloster gekommen war.“ Ihre Brauen zogen sich zusammen. „Wie fühlt Ihr Euch?“
    Gavin blinzelte und spürte erneut jenen Schwindel. „Ich bin wohlauf“, log er und versuchte, sich auf die Perlen zu konzentrieren, die er immer noch mit der Hand umklammert hielt. „Wie kann man Perlen aus Blumen fertigen?“
    Ihre Stimme kam von weit weg. „Die Blütenblätter werden stundenlang auf kleiner Flamme gekocht.“ Sie beugte sich näher her, ihre Gegenwart umgab ihn völlig und er fühlte eher als dass er sah, wie ihre Finger ihm über die Stirn strichen und über die Haare. „Ist Euch im Kopf etwas schwindelig, Mylord?“
    „Nein“, zwang er sich über die Lippen, selbst dann noch, als Schatten ihm das Gesichtsfeld verdunkelten.
    „Gott sei mit Euch“, hörte er jene gelassene Stimme sagen, als er ins Nichts hinüberglitt.

Drei
     
    Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt.
    Madelyne presste die Hände zusammen und versuchte auch noch die letzte Erinnerung an Gavin de Mal Verne aus ihren Gedanken zu verbannen. Dies war ihre Strafe: Dass er sie bis in ihre Gedanken hinein verfolgte. Dafür, dass sie ihn hintergangen hatte, wie sie es getan hatte.
    Ihre Finger gruben sich tief in das trockene, unpolierte Holz des Prie Dieu , so wie ihre Knie sich gegen dessen ungleichmäßiges und unnachgiebiges Holz drückten. Ein Spreißel stach ihr plötzlich unter dem Fingernagel und Madelyne zuckte zwar zusammen, unternahm aber nichts, um ihn herauszuziehen. Der Schmerz würde ihre Buße sein ... der Schmerz und dieses überraschende Gefühl, etwas verloren zu haben, jetzt da er aus ihrem Leben entschwunden war.
    „Madelyne.“
    Der Klang ihres Namens entriss sie ihren inbrünstigen Gebeten und sie blickte hoch in das runde Antlitz von Schwester Patricka.
    „Die Mutter Oberin wünscht mit Euch zu sprechen.“ Patricka bot eine Hand an, um Madelyne auf die Füße zu helfen. „Maddie, ist Euch nicht wohl?“ In ihren blauen Augen lag jetzt Sorge.
    „Nein.“ Madelyne lächelte die Freundin an – eine von den wenigen Bewohnern hier im Kloster, die ihr altersmäßig nahe stand. „Es sind nur
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