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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen
Autoren: Colleen Gleason
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sie vor dem Zorn ihres Vaters errettet hatte.
    Madelyne blieb neben dem Anführer stehen, dem Lord von Mal Verne; wurde von etwas dort hingezogen, um sich sein Gesicht näher zu betrachten. Es war fürwahr kein schönes Gesicht, sondern eines voller Härte, Schmerz und Entschlossenheit. Tiefe Falten durchschnitten seine Wangen – nicht Narben, nein: Dies waren die Furchen von Erschöpfung und zeugten von einem starken Charakter. Seine Brauen waren dunkel und dicht, über den tief in den Augenhöhlen liegenden Augen, die jetzt im Schlaf geschlossen waren.
    Madelyne sah den dunklen Schatten von Bartstoppeln an seinen Wangen und an dem kantigen Kinn, das selbst im Schlaf noch vorstand. Er seufzte und bewegte sich im Schlaf, sein Mund formte lautlose Worte, spannte sich an und entspannte sich dann wieder. Fast hätte sie ihn dort berührt, an diesem schönsten Teil von ihm, aber sie hielt ihre Hände in den Ärmeln ihres Gewands verborgen.
    Wie seltsam ... dieses Gefühl, das durch sie hindurch fegte, während sie auf ihn herab blickte.
    Madelyne wandte sich ab, als der Ritter, den man John nannte, murmelte und sich auf die Seite rollte, wobei er mit der Hand gegen die Wand klatschte. Da sie niemand war, der sich Tagträumen oder Fantastereien hingab, war Madelyne dankbar für die Unterbrechung bei ihrer Betrachtung des Lord von Mal Verne. Sie machte sich nichts aus dem Kitzel, der in ihren Fingern spürbar wurde, wenn sie daran dachte, seine Lippen zu berühren.
    Nachdem sie gesehen hatte, dass sich John bei dem Schlag gegen die Steinmauer seine Hand bis auf ein paar Schürfwunden an den Knöcheln nicht verletzt hatte, hielt Madelyne sich mit dem Hacken von Kräutern für weitere Behandlungen beschäftigt.
    Ein Weilchen später, als sie sich von dem alten Holztisch abwandte, sah sie, dass Lord Mal Verne erwacht war. Er saß halb aufgestützt auf dem primitiven Bett aus Stroh und beobachtete sie mit kühlen, grauen Augen.
    „Einen guten Morgen“, grüßte sie ihn ruhig, auch wenn es sie etwas beunruhigte, dass er sie angestarrt hatte. „Schmerzt es Euch noch an der Seite?“
    Er schüttelte kurz den Kopf. „Nein, nicht mehr als jede andere Wunde, die ich hatte.“ Sein Blick glitt rasch über die anderen Männer, die sich auf ihren Schlafstätten ausruhten und kehrte dann wieder zu ihr zurück. „Die anderen?“
    Madelyne nickte. „Alle sind wohlauf. Die meisten sollten binnen eines Tages schon das Bett verlassen können.“ Sie fügte einer flachen Schale etwas Wasser hinzu, die voller feingehackter Wundkräuter war, und rührte alles mit einem flachen Holzlöffel um. Sie würde noch getrockneten Ginster hinzufügen und die Paste würde in seinem Verband verwendet werden. „Ich muss Eure Wunde anschauen und den Verband wechseln.“
    Er grunzte, was sie als Einverständnis auffasste, auch wenn es sie wenig bekümmerte, wenn er nicht einverstanden gewesen wäre. Der Verband musste gewechselt werden. Er rollte sich auf die Seite und sie stopfte ihm als Hilfe ein etwas verknäultes Kissen hinten in den Rücken, um ihn damit zu stützen.
    Sie machte sich umgehend an die Arbeit und zog die Wolltunika hoch, die eine der Schwestern für ihn aufgetrieben hatte, und legte so den sauberen Verband aus Leinentüchern frei. Darunter befand sich der saubere Schnitt – ein wüster, roter Strich, quer durch seine Muskeln mit einer sorgfältigen Reihe von Stichen darüber. Blut sickerte langsam aus dem oberen Ende, aber abgesehen davon, hatte die Wunde sich geschlossen und war auch nicht angeschwollen wegen der bösen Körpersäfte. Während sie sanft dagegen drückte, fragte sie ihn, „tut Euch das weh?“
    „Nein.“
    Madelyne schnalzte geistesabwesend mit der Zunge, als sie den Schnitt drückte, um sicherzugehen, dass nicht noch mehr Blut austrat. Dann schmierte sie mit einem flachen Instrument aus Holz die warme, klebrige Kräutermasse auf die Wunde.
    Ein wenig von der stark reichenden Paste lief ihm an der Seite herunter, über gebräunte Haut, verziert mit weiteren, verheilten Wunden, hinein in das dichte, dunkle Haar, das auf seinem Unterleib wuchs. Sie versuchte es mit dem Löffel aufzufangen, aber es verklebte sich in den rauen Haaren und hing dort fest. Mit einem Stirnrunzeln fuhr Madelyne fort, die Wunde mit der Paste zu bedecken, und presste dann sachte ein sauberes Tuch darauf.
    „Bewegte Euch jetzt nicht“, sprach sie zu ihm, bevor sie sich umdrehte, um ein feuchtes Tuch zu holen. Sie spürte, wie er sie
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