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Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Titel: Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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es hierher geschafft? Hat man Ihr Fehlen bemerkt und Sie abgeholt?«
    »Leider nein«, antwortete die Fliederdame, während die Rosendame Anna zu ihnen auf die Sitzbank bugsierte. »Aber wir hatten Glück und sind mitgenommen worden.«
    »Von ein paar furchtbar ungekämmten Jugendlichen«, setzte Butterblume hinzu. »Die sahen fast aus wie meine Söhne, nachdem ich damit gescheitert war, sie zu ordentlichen Leuten zu machen. Als sie dann ordentliche Leute wurden, haben sie sich für meine Bemühungen gerächt. Ich fürchte, das steht den Eltern dieser Rotzlöffel auch noch bevor.«
    »Du bist nur sauer auf sie, weil sie dich unablässig ›Omi‹ genannt haben«, sagte Waltraud, wobei ihre Augen schelmisch funkelten.
    »Dich doch auch!«, fauchte Butterblume zurück.
    »Aber ich habe da nichts gegen«, entgegnete die Rosendame. »Und ich habe es sogar geschluckt, als sie mir vorgeworfen haben, dass meine Haarfarbe schon seit vielen Jahren nicht mehr verkauft werden würde.«
    »Mich hat einer von denen Margot Honecker genannt«, brummte die Fliederdame. »Nun stell sich das mal einer vor, die vergleichen mich mit der! Dabei bin ich nicht mal aus dem Osten!«
    »Leider trägst du kein Etikett, auf dem das draufsteht!«, giftete Butterblume, dann wandte sie sich an Anna.
    »Auf jeden Fall sind wir jetzt hier und haben vor, den ganzen Abend lang mit der Bahn durch die Stadt zu gondeln. So entgehen wir wenigstens den Magenpillen, die sie uns nach dem Essen verabreichen wollen.«
    »Magenpillen?«, wunderte sich Anna. »Dürfen die das denn überhaupt?«
    »Sie haben ja keine Ahnung, was die alles machen, ohne es zu dürfen!«, wetterte Butterblume, doch die Rosendame schüttelte den Kopf.
    »Nein, natürlich geben sie uns keine Magenpillen. Nur, wenn jemand Gallendrücken von dem Essen bekommt.«
    »Dabei würde ein Magenbitter wesentlich besser helfen«, sagte Flieder bedauernd und leckte sich über die trockenen Lippen.
    »Aber die glauben ja, dass wir zu Schnapsdrosseln werden, sobald wir mal ein Schnäpschen trinken.«
    »Ist Alkohol denn überhaupt nicht erlaubt?« Anna erinnerte sich daran, dass es bei den Seniorenrunden, zu denen Frau Hallmann ging, manchmal auch feucht-fröhlich zuging – mehr, als es manchen der Teilnehmer bekam.
    »Eigentlich nicht«, antwortete die Rosendame.
    »Was aber nicht für die Schwestern gilt …«, giftete Butterblume.
    »Na ja, und nachdem uns die Jungs an der Stadtgrenze abgesetzt haben«, griff Flieder wieder auf, weil das Gespräch aus dem Ruder zu laufen drohte, »haben wir beschlossen, unseren Ausflug noch ein bisschen auszudehnen.«
    »Aber glauben Sie nicht, dass man sich im Heim Sorgen um Sie macht?«
    »Und wenn schon!«, entgegnete die Butterblumen-Dame. »Das haben sie verdient. Immerhin hätten sie uns ja auch suchen können!«
    »Vielleicht haben sie uns ja schon als vermisst gemeldet!«, sagte die Rosendame vergnügt. »Ich wollte schon immer mal mit einem Polizeiauto fahren, das ist sicher sehr aufregend.«
    »Wenn das so ist, sollten wir uns vielleicht überlegen, eine Bank auszurauben«, entgegnete Flieder trocken. »Das wäre eine wirkliche Sensation an Heiligabend!«
    »Aber nur, wenn du gern im Knast sitzen möchtest«, gab die Rosendame zurück. »Da kommst du dann noch schlechter raus als aus dem Heim.«
    »Aber vielleicht sind die Wärter da etwas knackiger«, entgegnete die Butterblumendame mit einem hintergründigen Lachen.
    »Ich fürchte, wir kommen in ein Frauengefängnis, da ist dann überhaupt nichts mit knackigen Wärtern.«
    »Aber wir kriegen alle einen netten Anwalt, vielleicht hat der ein Herz für solch alte Schachteln wie uns!«
    Die Frauen lachten auf. Anna schmunzelte ebenfalls. Und auf einmal sah sie sich und Paula auf der Bank sitzen, als richtig alte Damen mit schrillen Klamotten. Paula würde ihre Vorliebe für Grün ganz sicher nicht verlieren und sie selbst … Vielleicht gelang es ihr, auch ein wenig flippiger zu werden. Grün war zwar nicht ihre Farbe, außer dem Grinch-Schal hatte sie kein einziges grünes Teil in ihrem Kleiderschrank, aber wie wäre es mit einem schrillen Pink? Oder einem auffallenden Türkis? Dann wären sie zwar nicht Schneeweißchen und Rosenrot, aber vielleicht Gras und Abendhimmel?
    »Was ist eigentlich mit Ihnen, Kindchen, sind Sie schon wieder unterwegs?«, fragte Flieder nun. Die Sache mit dem Banküberfall schien sich erledigt zu haben.
    Anna deutete auf ihren Trolley. »Nein, immer noch. Ein VW -Bus
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