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Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Titel: Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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wunderschön sanierte Fassade, die sie im Sommer stundenlang betrachten konnte. Dem Weihnachtschaos zu entkommen war ihr jetzt wichtiger als die Würdigung alter Baumeister. Ohne Umschweife drückte sie den Klingelknopf neben dem Namensschild »Hallmann«.
    Der Summer ertönte – Frau Hallmann wusste natürlich, dass sie kam – und Anna öffnete die Tür. Der Flur des Hauses hatte es auf rätselhafte Weise geschafft, keinen Weihnachtsgeruch anzunehmen. Es roch nach Gummi und Putzmittel, ein wenig auch nach alter Fußmatte, aber für Anna war das wie eine frische Brise, als sie die Treppe in den dritten Stock erklomm.
    Auf einen alten Gehstock gestützt, erwartete Frau Hallmann sie bereits an der Tür. »Anna, Kindchen, schön, dass du da bist.«
    Kuchenduft strömte Anna entgegen und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es roch nach warmer Hefe, Vanille und Zucker.
    Auch wenn ihre Beine Frau Hallmann mal wieder ärgerten – unter ihren Stützstrümpfen waren sie heute wieder besonders schlimm geschwollen –, hatte sie es sich nicht nehmen lassen, Streuselkuchen zu backen, Annas Lieblingskuchen.
    »Entschuldigen Sie, dass es heut etwas länger gedauert hat, unser Prof hat vor den Winterferien noch einmal richtig zugelangt und überzogen, was das Zeug hält.«
    »Nicht so schlimm, ich weiß ja, dass du zuverlässig bist. Und immerhin war auch ich mal Studentin, ist zwar schon lange her, aber an die Professoren kann ich mich noch gut erinnern.«
    Beim Eintreten bemerkte Anna wieder den kleinen Weihnachtsstrauß mit Strohsternen, den Frau Hallmann in die Diele gestellt hatte. Seltsamerweise störte sie dieses Anzeichen von Weihnachten nicht. Die Sterne waren teilweise uralt und kompliziert geflochten, richtig kleine Kunstwerke. Sie hatten mit dem Weihnachtskitsch, der draußen angeboten wurde, nicht viel zu tun.
    »Komm erst mal rein. Ich habe Kuchen gebacken, und jetzt ist doch beste Kaffeezeit, oder?«
    Anna tat, wie geheißen. Bevor sie mit der Hausarbeit anfing und sich dann auf den Weg machte, die Einkaufsliste abzuarbeiten, bestand Frau Hallmann darauf, dass sie mit ihr ein wenig zusammensaß, erzählte und Kaffee trank. Ein Brauch, den sie sehr mochte und bei dem sie das Weihnachtsgetümmel ein wenig hinter sich lassen konnte.
    Nachdem sie ihre Jacke aufgehängt hatte, folgte sie der Rentnerin, die in ein paar Wochen ihren 86 . Geburtstag feiern würde, ins Wohnzimmer. Wie immer bei Annas Besuchen war die Kaffeetafel bereits gedeckt. Das Service stammte noch von Frau Hallmanns Großmutter, zierliche kleine Tässchen, die aussahen, als seien sie ursprünglich für eine riesige Puppenstube gedacht gewesen.
    »Na, Mädchen, bald ist Weihnachten«, sagte Frau Hallmann, während sie sich auf dem Sofa niederließ, das an Tagen, an denen sie sich wegen des Wassers in ihren Beinen nicht so gut bewegen konnte, so etwas wie ihre Schaltzentrale war. In Griffweite befanden sich ihr Telefon, eine Pralinenschachtel und die Fernbedienung, die auch als Notfallrufer für den Arzt diente. »Machst du dich wieder aus dem Staub?«
    Die alte Frau kannte sie einfach zu gut. Aber wie sollte das auch anders sein nach zwei Jahren? In der Zeit war sie für Anna so etwas wie eine Großmutter geworden, die sie nie gehabt hatte. Mittlerweile kannte sie beinahe jede ihrer Vorlieben und Abneigungen. Und natürlich wusste sie, dass Anna in schöner Regelmäßigkeit über die Weihnachtstage in die Sonne floh und weitestgehend jeden Kontakt mit Weihnachtsbräuchen mied.
    »Weiß ich noch nicht«, antwortete sie, während sie Frau Hallmann und sich Kaffee aus der wunderschönen alten Porzellankanne eingoss, die auch ohne Thermobeschichtung den Kaffee dampfend heiß hielt. »Ich bin gerade nicht so flüssig, außerdem habe ich noch einiges für meine Kurse zu tun.«
    »Du willst doch nicht das ganze Weihnachtsfest mit Arbeiten verbringen! Irgendwann im Jahr muss man doch auch mal abschalten, sich ausruhen und sich etwas gönnen.«
    »Ich kann Sie ja besuchen«, entgegnete Anna, allerdings nicht wirklich ernst gemeint, denn sie wusste, dass Frau Hallmann trotz ihres Alters ein straffes Feiertagsprogramm absolvieren würde.
    »Dazu müsstest du ins Erzgebirge fahren. Und dann nach Köln. Meine beiden Kinder und ihre Familien beanspruchen mich beide dieses Jahr, und du weißt, dass ich es nicht schätze, wenn ich sie hier in dieser engen Muckerbude unterbringen muss.«
    »Sie wollen wieder die lange Tour auf sich nehmen?« Zu jedem Weihnachtsfest
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