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Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)

Titel: Eine wundersame Weihnachtsreise: Roman (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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voller Hippies hat mich nach Berlin gebracht.«
    »Ah, deshalb riechen Sie nach Hasch«, entgegnete Butterblume trocken.
    »Woher weißt du denn, wie Hasch riecht?«, fragte die Rosendame mit gespieltem Entsetzen.
    »Tja, da gab es irgendwann mal eine Zeit, in der ich jung war. Glaubt ihr wirklich, ich habe immer nur am Kamillentee genippt?«
    »Natürlich nicht, aber dass du Drogen genommen hast …«
    Butterblume zuckte mit den Schultern. »Na und? Du nicht?«
    »Meine Mutter hätte mir die Ohren langgezogen!«
    »Also mir ist schon vom Rauchen schlecht geworden«, bemerkte Flieder.
    »Weicheier!«, war Butterblumes Kommentar dazu. Bevor die anderen sich verteidigen konnten, rollte die U-Bahn ein.
    Sie stiegen ein und setzten sich auf einen Viererplatz neben der Tür. Die bunten Damen ernteten zahlreiche neugierige Blicke. Anna entging nicht, dass ein alter Mann mit einem Beutel voller Geschenke den Kopf schüttelte. Aber das schienen ihre Begleiterinnen nicht zu bemerken.
    Eine Station nach der anderen flog heran, während sich die Frauen darüber unterhielten, wo es die besten Männer gab. Als der Fehrbelliner Platz vorüber war, ohne dass sie ausgestiegen waren, fragte Anna rasch: »Ach ähm, was meinen Sie, dürfte ich Sie vielleicht in Ihrem Heim besuchen, wenn ich mal wieder in Berlin bin?«
    »Sie wollen sich wirklich in dieses gruselige Loch wagen?«, fragte Butterblume und kassierte ein paar empörte Blicke seitens der anderen Passagiere.
    »So gruselig ist das sicher nicht. Und bestimmt haben Sie auch einen schönen Park.«
    »Wir würden uns über Ihren Besuch wirklich freuen, Kindchen!« Waltraud strahlte über das ganze Gesicht, und Flieder fügte hinzu: »Ja, und ob! Wir stibitzen extra etwas von dem Nachmittagskuchen für Sie. Und dann können Sie uns erzählen, wie Ihr Weihnachtsfest war.«
    »Ob ich mich im Sommer noch daran erinnere?«, entgegnete Anna lächelnd.
    »Oh, Sie sind ja noch jung. Außerdem glaube ich, nach allem, was Sie erlebt haben, werden Sie dieses Weihnachtsfest nicht so schnell vergessen.«
    »Dann brauche ich aber Ihre Adresse.«
    Die Frauen sahen sich an, dann antwortete Waltraud. »Es ist die Residenz Alpenfreude. Fragen Sie dort nach Waltraud Köhler, das bin ich. Alles Weitere findet sich dann.«
    Eine Adresse war die Angabe des Heimes nicht wirklich, aber Anna konnte verstehen, dass sie nicht alles mitten in einem Zug rausposaunen wollten. Sie würde das Heim schon finden – vielleicht noch während der Feiertage, denn sie wollte sich unbedingt erkundigen, ob das blumige Trio seinen Trip gut überstanden hatte.
    »Jetzt müssen wir leider raus«, sagte die Rosendame betrübt, als die Durchsage »Nächste Station Rüdesheimer Platz« ertönte. »Und Sie kommen uns wirklich besuchen?«
    »Natürlich, versprochen ist versprochen«, entgegnete Anna, dann umarmte sie die drei Frauen schnell noch, während sich die Türen öffneten.
    »Frohe Weihnachten!«, rief sie ihnen hinterher, als sie den Zug verließen.
    »Ihnen auch, Kindchen!«, rief Butterblume zurück, dann schlossen sich die Türen wieder.
    Als der Zug anruckte und sie sich umwandte, um ihnen noch einmal zuzuwinken, waren die Frauen verschwunden.
    Ein ungeheuerlicher Verdacht kam ihr plötzlich. Waren sie vielleicht gar nicht echt gewesen, sondern ihrer Phantasie entsprungen? Hatte sie sich die Frauen eingebildet, weil sie sonst nicht weitergewusst hätte?
    Das würde auf jeden Fall eine gute Story abgeben – eine, die Professor Winkelstein nicht mögen würde, aber gab es denn überhaupt etwas, das er mochte? Diese Geschichte weiterzuspinnen würde ihr jedenfalls große Freude bereiten.
    Andere Leute strömten nun in den Zug. Unter ihnen auch welche, denen man schon von weitem ansehen konnte, dass sie nicht in den Zug kamen, um befördert zu werden. Auf einem kleinen Rollwagen, wie ihn ältere Damen manchmal zum Einkaufen benutzten, hatten sie einen Kasten befestigt, der wie eine Musikbox aussah. Außerdem trugen sie Instrumente bei sich, eine Klarinette und ein Saxophon.
    Anna zuckte unwillkürlich zusammen. Sie hatte ganz vergessen, dass Musiker in Berlin ebenso zur U-Bahn gehörten wie die PVC -Sitze unter ihrem Hintern. Kaum hatten sich die Zugtüren geschlossen, begrüßten sie die Fahrgäste und schalteten ihre Musikbox ein.
    Anna rechnete mit dem Schlimmsten. Wenn die Jungs jetzt »Last Christmas« zum Besten gaben, würde der Zug wahrscheinlich mitten im Tunnel stecken bleiben, der Strom ausfallen und
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