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Eine unmoralische Affäre

Titel: Eine unmoralische Affäre
Autoren: Sandra Brown
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verräterisch. In ihren sonst fröhlich blitzenden Augen zeigte sich unverstellte Bestürzung.
    »Wovon redest du?«, fragte Katherine verdutzt. Eine entsetzliche Vorahnung kam in ihr Bewusstsein, und sie schauderte. Erinnerungen an jene Nacht, in der Peter und Mary den Tod gefunden hatten, zuckten gleich einer Lasershow durch ihre Gehirnwindungen.
    »Liebes, hast du denn vorhin nicht die Feuerwehr gehört?«
    »Doch, aber …«
    »Sie sind zum Bohrgelände gefahren, Katherine. An der Ölquelle hat es eine Explosion gegeben.«
    »Mein Gott!«, rief Katherine und presste hastig beide Hände vor den Mund, um ein hysterisches Kreischen zu unterdrücken, das aus ihrer Kehle drängte.
    »Nähere Einzelheiten sind bislang noch nicht bekannt …«
    »Kannst du Allison übernehmen?« Katherine lief bereits ins Schlafzimmer, wo sie ihre Handtasche holte und in ein Paar bequeme Loafers glitt.
    »Katherine, du kannst da unmöglich hinfahren! Das ist viel zu gefährlich. Im Radio warnen sie, dass sich die Bevölkerung von der Unglücksstelle fernhalten soll.«
    »Ich fahr trotzdem. Kümmerst du dich so lange um Allison, oder muss ich sie vorübergehend woandershin geben?
« Katherine hasste es, ihre Freundin unter Druck setzen zu müssen, aber in diesem Fall konnte sie gar nicht anders. Sie wollte schleunigst wissen, was mit Jace los war. Was, wenn …? Oh, Gott, nein! Es durfte einfach nicht sein.
    »Katherine, du weißt genau, dass ich bei der Kleinen bleibe. Ich nehm sie mit zu mir rüber, da ist sie gut aufgehoben. Und du brauchst dich nicht abzuhetzen. Du kannst sie jederzeit abholen, ganz egal, wann du zurückkommst.« Happy klang verschnupft, und Katherine umarmte sie kurz. Und ließ sie hastig wieder los, skeptisch, die korpulente Happy könnte ihr kräftemäßig überlegen sein und sie festhalten.
    »Danke, Happy, für … Oh, Happy! Und Jim?« Happys Sohn schwebte womöglich auch in Gefahr, schoss es ihr durch den Kopf.
    »Er hat heute seinen freien Tag. Gott sei Dank. Er ist nach Dallas gefahren.« Sie gab Katherine einen kleinen Schubs. »Na, dann fahr mal los. Ruf mich an, wenn du was erfahren hast. Jace ist bestimmt nichts passiert. Das weiß ich einfach.« Happys Augen schimmerten jedoch verräterisch feucht.
    Katherine fing ebenfalls an zu weinen. »Ich hoffe, du hast recht. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm …« Betreten unterbrach sie sich mitten im Satz, wagte nicht, ihre schlimmsten Befürchtungen laut zu äußern. Sie rannte die Stufen hinunter und zu ihrem geparkten Wagen.
     
    Es war unmöglich, sich auf die holprige Straße zu konzentrieren und gleichzeitig im Autoradio einen Sender zu suchen, der über den Brand berichtete. Katherine gab verzweifelt
auf.Vielleicht war es besser, wenn sie nicht zu viel wusste.
    Sie weinte und betete und wünschte sich für ihre bescheuerten Anschuldigungen auf einen fernen Planeten. Hoffentlich hatte Jace das Inferno überlebt! Ganz egal, ob er entstellt war oder schwere Brandverletzungen erlitten hatte, er musste die Katastrophe lebend überstehen! Von diesen Überlegungen getrieben, wurde ihr übel, und sie würgte verzweifelt den bitteren Speichel hinunter, kämpfte gegen den drohenden Brechreiz an.
    Sie betete: »Lieber Gott, wenn er mich hasst, ist das okay. Wenn er Allison will, soll er sie haben. Ich geb sie ihm. Nur lass ihn bitte nicht tot sein, wenn ich ankomme. Ich liebe ihn. Wenn er tatsächlich sterben muss, möchte ich ihm wenigstens noch sagen, dass ich ihn über alles liebe. Und bitte, lass ihn nicht leiden müssen. Verbrennungen - wie qualvoll. Grundgütiger, ich kann es nicht ertragen.«
    Eigentlich hatte er sich den Tag frei nehmen wollen. Er hatte angedeutet, dass er gern zu Hause geblieben wäre. Ihre hässlichen Anschuldigungen hatten ihn aus dem Haus getrieben. Sie war schuld, dass er heute auf das Bohrgelände gefahren war.
    Die Landschaft verwischte vor ihren verweinten Augen. Sie folgte der Rauchsäule, die schwarz über den Tannen aufragte, wie Moses einst der Feuersäule in der Wüste gefolgt war. Der Rauch war meilenweit zu sehen. Katherine rechnete mit dem Schlimmsten. Sie sah mehrere Pressehubschrauber, die sich ähnlich beutegierigen Raubtieren auf den Brandherd zu stürzen schienen. Sie schüttelte leise schimpfend den Kopf. Jeden Abend brachten die Nachrichten Horrorbilder von Zugunglücken, Massenkarambolagen
und Bränden. Wie empfanden die Familien der Opfer solche Eingriffe in ihre Privatsphäre? Schlagartig realisierte
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