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Eine unmoralische Affäre

Titel: Eine unmoralische Affäre
Autoren: Sandra Brown
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Äußerungen hätte zurücknehmen können. Aber das war unmöglich.
    Jace sprach mehr zu sich selbst. Er analysierte mental sein bisheriges Leben und artikulierte es laut.
    »Ich bedauerte Mary. Sie muss sich bestimmt wie ein Kaninchen in einem Löwenkäfig gefühlt haben. Ich vermute mal, dass es für Peter Zeit wurde zu heiraten. Das war gut für sein Bankerimage und den Kram. Allerdings war mir schleierhaft, wieso Peter ausgerechnet auf ein Mädchen wie Mary verfallen sollte und dass meine Eltern mit der Verbindung einverstanden waren. Dann dämmerte es mir. Wenn er irgendeine Beauty aus unseren Schickimicki-Kreisen geheiratet hätte, wäre die bei der ersten Indiskretion weinend zu ihrem Daddy gelaufen oder - schlimmer noch - zur Presse, und Peter hätte einen Riesenskandal am Hals gehabt. Die süße, naive kleine Mary, eine Waise, die bloß noch ihre ältere Schwester als Aufpasserin hatte, machte ihm hingegen keine Szenen. Sie würde still vor sich hin leiden und förmlich in ihrer Opferrolle aufgehen.«

    Er blieb abrupt stehen und atmete tief durch. Er starrte Katherine eine lange Weile an, seine Lider schwer.
    »Jace, ich bin untröst…«
    Er hielt beide Hände hoch, die Handflächen abwehrend nach außen gekehrt. »Bitte, Katherine, ich will nichts mehr davon hören. Ich bin hundemüde.« Er kniff die Augen zusammen und rieb sich mit Mittelfinger und Daumen die Lider. »Ich denke, es ist alles gesagt. Du bist losgeworden, was dir auf der Seele brannte, und ich konnte dir meine Version darlegen. Wir wollen es dabei belassen.«
    Er beugte sich über den Tisch, schnappte sich die Jeepschlüssel und ging zur Tür.
    »Wohin fährst du?«, fragte sie aufgelöst.
    »Zur Arbeit. Eigentlich wollte ich mir den Tag heute frei nehmen, aber unter den gegebenen Umständen …« Er verkniff sich den Rest des Satzes und zuckte lediglich wegwerfend mit den Achseln.
    An der Tür drehte er sich noch einmal um und fixierte sie intensiv. »Was du sagst, stimmt, Katherine. Ich kann es dir nachfühlen. Ich denke, es ist das Beste für uns alle, wenn wir diese … Farce beenden. So hast du unsere Ehe doch vorhin bezeichnet, richtig?« Katherines Herz zersprang in tausend winzige Teilchen, die sich wie spitze Splitter in ihre Seele bohrten.
    »Wenn wir uns allerdings zu diesem Schritt entschließen«, fuhr er in demselben emotionslosen Ton fort, »wird einer von uns beiden auf Allison verzichten müssen.«
    Katherine presste eine geballte Faust auf ihren schmerzenden Brustkorb, ihre Lippen formten ein fassungsloses O. »W…worauf willst du hinaus?«, wollte sie mit zittriger Stimme wissen.

    Er musterte sie aus zusammengekniffenen Augen, sein Mund eine harte, unnachgiebige Linie. »Du weißt doch sonst immer alles, du kommst bestimmt von selbst drauf. Kleiner Tipp: Denk dran, wie resolut wir Mannings vorgehen, wenn uns jemand im Weg steht.«
    Die Tür schlug hinter ihm zu.
     
    In den nächsten Stunden war Katherine wie betäubt, als hätte sie eine starke Droge konsumiert. Abwesend, mit maschineller Routine fütterte und wickelte sie Allison. Seufzend drückte sie das Baby an ihre Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Es stand zwar nicht zu befürchten, dass Jace seine letzte unterschwellige Drohung wahrmachen würde, gleichwohl verzweifelte sie zunehmend daran, dass er ihre Liebe nicht erwiderte.
    Es war hoffnungslos. Sie hatte ihn tief verletzt mit ihrem Misstrauen, das würde er ihr niemals verzeihen. Möglich, dass sie sich hinsichtlich seiner Motivation, seiner Werte, seines Charakters täuschte, aber eins wusste sie genau: Er war stolz. Und sein Stolz verbot es ihm, zu ihr zurückzukehren und es noch einmal mit ihr zu versuchen.
    Sein verdammter Stolz und diese verdammte Lacey!
    Zwar vernahm Katherine unbewusst die Alarmsirenen der Feuerwehr, aber sie war vollauf mit ihrer eigenen Katastrophe beschäftigt und achtete nicht darauf, wie viele Löschfahrzeuge mit lautem Tatütata durch die Straßen in Richtung Van Buren donnerten.
    Erst als sie schwere Schritte auf der Außentreppe hörte, wurde sie aus ihrer Lethargie gerissen. War Jace zurückgekehrt? Ihr Herzschlag beschleunigte sich automatisch und verlangsamte sich gleich wieder. Es waren Happys Schritte,
die ungeachtet ihrer Leibesfülle im Schweinsgalopp die Stufen hochstampfte.
    Katherine öffnete ihr die Tür.
    »Katherine, du Ärmste. Reg dich jetzt nicht auf. Lass uns erst mal abwarten, bis wir wissen, was da genau passiert ist.« Happys Unterlippe bebte
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