Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
waren, nicht einmal, als die Aufwärmübungen aus dem Football-Stadion hierher verlegt worden waren.
    Caroline saß oben auf der Bühne, auf einer Seite von ihrer Familie umgeben und von Mrs. Haney, auf deren Anwesenheit sie sehr zum Unwillen der ausrichtenden Parteien bestanden hatte, auf der anderen Seite von eben diesen Vertretern der Ausrichtenden.
    Um ihre Panik in Schach zu halten, versuchte sie, sich auf die amerikanische Nationalflagge zu konzentrieren, die in einer Ecke Wache stand. Die Sterne schienen herumzutanzen, wie Bienen über einem Kornfeld. Die Streifen flackerten. Und das, obwohl sich die Flagge überhaupt nicht bewegte.
    Caroline fühlte Übelkeit in sich aufsteigen.
    Sie warf einen Blick auf die Anwesenden im Zuschauerraum und sah nur ein Meer verschwommener Gesichter, die ihr mit lebhaftem Interesse entgegengereckt wurden. Sie senkte ihre Augen auf ihren Schoß und bemerkte, dass ihre Handflächen vor Schweiß glänzten. Wenn sie ihre Handschuhe anzog, würden ihre Hände zu heiß werden, aber jetzt waren sie eiskalt. Sie schluckte die Übelkeit herunter, die ihr in die Kehle steigen wollte, und wünschte sich, sie hätte ihr Halstuch nicht so eng gebunden.
    Ihr Magen grummelte und rollte sich dabei von einer Seite auf die andere. Warum nur hatte sie die Muffins nicht gegessen? Doch wenn sie es getan hätte, hätte sie sie nur wieder ausspucken müssen. Aber sie würde sich sowieso übergeben. Sie würde sich vor der ganzen Stadt blamieren.
    Warum war es hier drin nur so verdammt heiß? Ihre Haut
war schon feucht. Sie sah sich um. Niemand außer ihr schien sich unwohl zu fühlen. Steve und Laura Jane sprachen leise miteinander. Mrs. Haney hatte eine ihrer Kirchenfreundinnen gefunden, mit der sie fröhlich schwatzte. Der Bürgermeister scherte sich nicht um die Hausordnung und paffte eine Zigarre, während er sich laut und ausgedehnt mit dem Amtsrichter unterhielt. Der Geruch des Rauches drehte ihr den Magen um.
    Während sie noch dem Bürgermeister zusah, entschuldigte der sich bei dem Richter und ging zum rückwärtigen Teil der Bühne. »Tja, tja, dann können wir jetzt wohl anfangen. Ich hatte schon die Befürchtung, Sie würden es nicht schaffen, mein Junge. Wie geht’s Ihnen, Rink?«
    Caroline schluckte und versuchte, mit kurzen, flachen Atemstößen ihre Übelkeit unter Kontrolle zu bekommen. Erst wurde ihr Körper von oben bis unten eiskalt, dann kochend heiß. Ihre Ohrläppchen schienen unter Feuer zu stehen, so sehr brannten sie.
    Sie hörte seine Stimme, als er alle um sie herum begrüßte. Aus den Augenwinkeln sah sie Mrs. Haney, die militärisch zackig auf ihn zuhielt. Bevor sie einsetzte, beendete er die Tirade, die er auf sich zukommen sah, mit einem Schmatz auf ihre Wange. Sie zuckte zurück, errötete wie ein junges Mädchen und umschloss ihn dann in einer enormen Umarmung. Laura Jane sprang von ihrem Stuhl auf und rannte zu ihm, um ihn zu umarmen. Steve erhob sich, und die beiden Männer schüttelten sich die Hände.
    Sie sah sein braunes Hosenbein sich ihr zuwenden. Dann stand er genau vor ihr. Sie konnte die Hitze und Energie fühlen, die von ihm ausstrahlten. Und weil die ganze Stadt sie beobachtete, brachte sie ihre Lippen dazu, sich in ein
steifes Lächeln zu ziehen, und ihren Kopf, ihn anzusehen. »Hallo, Rink.«
    Rink sah sie an und schaffte es nur teilweise, seinen Schock zu verbergen. Ihre Augen waren dunkel umschattet. Ihre Wangen waren hohl, die Haut blass. Sie sah aus, als ob sie zweiundsiebzig Stunden ununterbrochenen Schlaf benötigte und ungefähr fünf herzhafte Mahlzeiten.
    Aber sie war wunderschön.
    Er brauchte seinen gesamten Vorrat an Selbstbeherrschung, um sie nicht in den Arm zu nehmen und sie fest an sich zu drücken. Die letzten zwei Monate waren die Hölle für ihn gewesen. Er konnte sich an jede traurige Sekunde erinnern, weil er nichts anderes getan hatte, als an sie zu denken, sie zu vermissen.
    Verdammt sei sein Temperament. Verdammt sei sein Stolz. Er war wütend geworden, weil sich zwei Trunkenbolde in einer Kneipe ihre Mäuler zerrissen hatten. Und er hatte seinen Frust darüber an ihr ausgelassen. Aber dieses Mal hatte sie ihm Kontra gegeben. Das hatte ihn überrascht und verärgert. Vor allem, weil sie mit dem, was sie gesagt hatte, ins Schwarze getroffen hatte. Niemand konnte Roscoe jetzt noch vorwerfen, sie auseinanderzubringen. Er selbst brachte diese Qual über sich, über sie. Er war ohne ein Wort gegangen. War das ein Benehmen für einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher