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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht
Autoren: Sandra Brown
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Es würde nicht allzu warm werden heute.
    Nach einem diskreten Klopfen betrat Mrs. Haney mit einem Tablett in den Händen das Zimmer. »Es ist schrecklich, dass ich Sie stören muss. Sie sollten häufiger mal länger schlafen. Aber ich habe mir gedacht, dass Sie nicht so froh darüber wären, wenn ich Sie an einem Rummeltag wie heute nicht wecken würde.«
    »Danke, Mrs. Haney.« Das Tablett war beladen mit einer Kanne Tee, zu dem Caroline in den letzten Wochen von Kaffee gewechselt hatte, einem Glas Orangensaft und zwei Blaubeer-Muffins. »Sie haben mich ja gar nicht geweckt, ich liege nur noch faul im Bett herum.«
    »Das tut einem Körper hin und wieder auch ganz gut. Besonders heute, denn es ist anzunehmen, dass der Tag Sie ganz schön schlauchen wird. Soll ich Ihnen noch etwas bügeln? Wie wär’s, wenn ich Ihnen ein schönes Bad einlasse?«
    »Ich habe mir meine Kleider schon zurechtgelegt«, sagte Caroline und ließ sich in einen Stuhl neben dem Tisch sinken, auf dem Mrs. Haney das Tablett abgestellt hatte. Sie
goss sich eine Tasse Tee ein. »Ein heißes Bad klingt herrlich. Es ist ziemlich kühl draußen.«
    Mrs. Haney ging in das angrenzende Badezimmer und schnatterte dabei die ganze Zeit über die bevorstehenden Ereignisse des kommenden Wochenendes. Caroline hörte kaum zu, sondern nippte versonnen an ihrem Tee. »Ihr Bad ist fertig. Warum haben Sie Ihre Muffins denn nicht gegessen?«
    »Ich bin nicht hungrig.« Jedes Mal, wenn sie daran dachte, vor der ganzen Stadt zu stehen und diese verdammte Auszeichnung entgegenzunehmen, drehte sich ihr der Magen um. Es könnte gefährlich sein, ihm irgendeine Form von Nahrung zuzuführen.
    Die Haushälterin beobachtete die junge Frau, die aufstand, um sich aus ihrem Schrank einen Frottee-Morgenmantel zu holen. Durch das Nachthemd aus Batist konnte sie erkennen, dass ihre Arbeitgeberin erheblich an Gewicht verloren hatte. Ihre früher so modisch schlanke Figur war in Mrs. Haneys Weltordnung jetzt nur noch dürr.
    »Glauben Sie, dass er kommen wird?« Sie beugte sich vor, um die Bettlaken zu glätten.
    »Wer?«
    Mrs. Haney warf Caroline einen so vorwurfsvollen Blick zu, dass diese ihren Kopf senkte und ihr antwortete: »Ich weiß es nicht.« Sie ging ins Badezimmer und schloss die Tür und damit auch das Thema Rink.
    Als Caroline eine Stunde später die Treppen herunterkam, stieß Steve einen lang gezogenen Pfiff aus. Laura Jane schlug die Hände zusammen. Mrs. Haneys Gesichtsausdruck schwankte zwischen Besorgnis und Stolz.
    »Mann, das hat Klasse!«, sagte Steve.
    Caroline lachte, und ihre drei Bewunderer freuten sich
über dieses melodische Geräusch. In letzter Zeit hatte sie kaum noch gelacht. »Gefällt es euch?«
    »Du sieht wunderschön aus, Caroline«, sagte Laura Jane begeistert. »Oh, wie umwerfend.«
    »Sie ist viel zu dünn«, grummelte Mrs. Haney, pflückte aber liebevoll einen Fussel von Carolines Schultern.
    »Ich dachte, solange sie noch weiter über uns reden - und das tun sie -, gebe ich Ihnen doch etwas, worüber man reden kann. Und außerdem repräsentieren wir den Bürger des Jahres. Wir sollten dementsprechend gekleidet sein.«
    Ihr zweiteiliges Kostüm war aus cremefarbenem Wollcrêpe. Dazu trug sie eine taubengraue Bluse von annähernd derselben Farbe wie ihre Augen. Ihre Haare waren unter einem ebenfalls cremefarbenen Filzhut verschwunden. Seine tief hängende Krempe brachte ihre Augenbrauen optimal zur Geltung. Ihr Make-up war zurückhaltend, aber sehr sorgfältig aufgetragen, um die violetten Schatten unter ihren Augen zu verstecken. In ihren Ohren steckten Perlenohrringe. Ihre Strümpfe hatten die zarte Farbe von Elfenbein. Sie trug weiße Wildlederschuhe und Ziegenlederhandschuhe in derselben Farbe.
    »Ihr seht aber auch alle schick aus«, kommentierte Caroline und betrachtete sie eingehend. Laura Jane trug Hellblau und sah aus wie die preisgekrönte Puppe eines Sammlers. Steve trug seinen Hochzeitsanzug, aber Caroline hatte dafür gesorgt, dass er für diesen Anlass eine neue Krawatte bekam. Auch Mrs. Haney hatte sich besonders fein gemacht.
    »Die Kutsche ist bereits vorgefahren«, sagte Steve und bot Laura Jane höflich seinen Arm. »Lady Laura Jane, Lady Caroline.« Er drehte sich zu ihr, und sie nahm seinen anderen Ellbogen. »Mrs. Haney, wenn ich bitten darf«, sagte er, und sie verließen The Retreat .

     
    Die Aula der Highschool war brechend voll. Niemand konnte sich an eine Gelegenheit erinnern, bei der so viele Menschen anwesend
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