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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht
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sich erkennen, dass der Kampfschauplatz sich an den Fuß der Treppe verlagert hatte. Ihnen blieben nur noch Sekunden.
    Flora schob Emily praktisch die versteckten Stufen hinunter.
    »Jetzt machen Sie, schnell!«, zischte sie.
    »Er darf Sie hier keinesfalls finden.« Als Emily verschwunden war, schloss Flora die Geheimtür wieder und zog die Decken an ihren Platz zurück. Mit einer geübten Bewegung, die Barnaby verriet, dass sie das mehr als einmal getan hatte, verschloss Flora schließlich wieder den Schrank.
    Floras Schwestern hatten mit Sams tatkräftiger Unterstützung ihr Bestes gegeben, aber sie waren keine ebenbürtigen Gegner für einen ausgewachsenen Mann, besonders wenn der zudem wütend war. Flora hatte sich gerade erst umgedreht, als es laut an die Zimmertür klopfte.
    »Emily«, rief eine zornige Männerstimme, »ich weiß, dass du da drin bist. Mach auf. Mach die Tür auf, sage ich.«
    Flora schaute zu Barnaby. Sie legte sich einen Finger auf die Lippen, und als er nickte, holte sie tief Luft, rückte ihr Musselinhäubchen zurecht und ging mit ruhigen Schritten zur Tür.
    Emily fand sich in undurchdringlicher Dunkelheit wieder; sie war sich nicht sicher, wie es ihr gelang, die fremde Treppe unversehrt hinabzusteigen. Sie stützte sich mit beiden Händen an den Holzwänden rechts und links von ihr ab und stolperte so mehr schlecht als recht die engen gewundenen Stufen nach unten. Unten angekommen stand sie eine Sekunde unentschieden da und wusste nicht, wie sie weiter vorgehen sollte. In der pechschwarzen Finsternis tastete sie mit den Händen um sich – soweit sie es sagen konnte, befand sie sich in einem sehr schmalen Raum mit hölzernen Wänden auf drei Seiten und hinter ihr die Treppe. Ihr fiel wieder ein, wie sich die Geheimtür im Schrank öffnen ließ, daher hob sie die Arme und fuhr oben über die Wand vor ihr. Ihr Herz machte einen Satz, als ihre Finger den Riegel fanden. Sie zog daran und hätte sich fast im Gesicht verletzt, als die Tür nach innen aufschwang.
    Der Sturm packte sie mit voller Wucht, sobald sie hinaustrat. Regen prasselte auf sie herab, und der Wind pfiff schrill, während sie die Tür zuzog. Es gab ein Klicken, als der Riegel wieder einrastete, und sie war allein in der Dunkelheit.
    Sie benötigte einen Moment, um sich zu orientieren, aber das schwache Licht der Kerzen, die im Hauptzimmer des Gasthofes brannten, verriet ihr, dass sie seitlich des Hauses stand, und dass die Ställe hinter ihr lagen. Sie kämpfte sich durch den Wind und den Regen, rannte zu den Stallungen und saß einen Moment später auf einem der Pferde der Krone und ritt nach Hause.
    Es war ein schwieriges Vorankommen, da das Unwetter die Straße in eine Schlammwüste verwandelt hatte und die Dunkelheit im Zusammenspiel mit Wind und Regen es weiter erschwerte, den Weg zu finden, aber schließlich lenkte Emily das erschöpfte Pferd auf die gewundene Auffahrt, die zu ihrem Zuhause führte, The Birches . Sie schwang sich aus dem Sattel, band die Zügel um den Sattelknauf und sandte das Tier mit einem Klaps aufs Hinterteil wieder in Richtung Gasthof.
    Ihr Cousin hatte viele ihrer alten vertrauenswürdigen Dienstboten durch seine eigenen Leute ersetzt, die ihm gegenüber loyal waren. Besonders der neue Stallmeister Kelsey, den er vor ein paar Monaten eingestellt hatte, gefiel Emily gar nicht, sodass sie entschieden hatte, ihr Treiben besser vor ihm geheim zu halten. Sie hörte auf, ihre eigenen Pferde zu benutzen, und hatte Vorkehrungen mit Mrs Gilbert getroffen, dass Sam ihr in den Nächten ein Tier brachte, wenn sie eine Lieferung zu betreuen hatten. Wenn sie mit ihrer Arbeit fertig waren, begleitete Sam sie immer bis kurz vor das Herrenhaus und nahm dann ihr Pferd mit zurück. Heute war das nicht möglich gewesen.
    Sie verbot sich, darüber nachzugrübeln, was wohl gerade im Augenblick in der Krone geschah, und konzentrierte sich lieber darauf zu erreichen, weswegen Flora und die anderen sich in die Bresche warfen. Wenn ihr Cousin nach The Birches heimkam, musste sie zu Hause sein und in ihrem Bett liegen. Ihre Lippen zuckten. Sie brauchte auch eine harmlose Erklärung dafür, weshalb er sie nicht genau dort gefunden hatte, als er heute Nacht offenbar nach ihr gesehen hatte.
    Ihre Schritte wurden schneller, schließlich begann sie zu laufen, bemerkte kaum etwas von dem strömenden Regen oder dem Wind, der in den kahlen Ästen der Birken pfiff, die die eine halbe Meile lange Auffahrt säumten. Der Squire
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