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Eine Squaw wie Dynamit

Eine Squaw wie Dynamit

Titel: Eine Squaw wie Dynamit
Autoren: Jack Slade
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schauen. Rivage riss sich am Riemen. Es half nichts, er musste das Beste aus der neuen Situation machen. So lange es irgendwie möglich war, musste er den Leuten hier vorheucheln, dass er ihnen freundlich gesonnen war.
    Aber wie zum Teufel sollte er sich verhalten, wenn die wilde Horde aus Mexican Hat eintrudelte? Falls es zu einer Schießerei kam, konnte er zwischen die Fronten geraten. Eine Kugel im Leib war nicht gerade nach seinem Geschmack. Er wollte seine Karriere als Gunfighter nicht als Krüppel starten.
    Verdammt! Verdammt! Verdammt!
    Er trat von einen Fuß auf den anderen.
    Paisley sagte: »Vielleicht ist es besser, wenn Sie das Dorf verlassen, Mr. Rivage. Es tut mir Leid, aber ich kann nicht für Ihre Sicherheit bürgen. Sie sehen ja selbst, was hier losgeht.«
    Rivage gab sich gelassen. »Vieles wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird«, leierte er. »Passen Sie auf: Es wird sich alles zum Guten wenden.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr.« Paisley schien nicht so recht überzeugt. »Was gäbe ich darum, wenn Lassiter da wäre. Er wüsste bestimmt, was jetzt das Richtige wäre.«
    Immer wieder Lassiter! Rivage kaute auf seiner Lippe. Je öfter er den Namen hörte, desto mehr regte er sich auf. Er hatte den Kerl noch nie zu Gesicht bekommen, und doch hasste er ihn bereits aus tiefster Seele. Höchste Zeit, dass er dem Lassiter-Spuk ein Ende machte!
    Unwillkürlich senkte sich seine Rechte auf den Griff seines Revolvers.
    Paisley sah ihn an. »Wenn Sie wollen, können Sie auch in Ihr Zimmer gehen und abwarten«, sagte er. »Keiner weiß, was das alles ausgeht. Ich möchte nicht, dass Ihnen als mein Gast etwas zustößt.«
    Rivage grinste dünn. »Oh, nein. Ich bleibe bei Ihnen. Vielleicht kann ich doch noch etwas tun. Manchmal ergibt sich etwas Unvorhergesehenes.«
    Paisley nickte fleißig. »Ja, bestimmt können Sie was tun. Auf Sie werden die Männer hören, Mr. Rivage.«
    Unvermittelt brandete der rhythmische Schlag von Trommeln auf. Auf dem Platz, wo gestern Abend das Feuer gebrannt hatte, führten die jungen Rothäute einen Kriegstanz auf. Sie stießen unartikulierte Laute aus und schwenkten ihre lächerlichen Speere und Wurfbeile.
    Rivage warf einen Blick auf den Agenten, dessen Gesicht wie eine frisch gekalkte Wand aussah.
    »Es geht los«, sagte Paisley düster.
    »Alles wird gut«, antwortete Rivage, aber er glaubte nicht wirklich daran.
    ***
    Lassiter starrte auf das zerbrochene Vorderrad. Der Wagen war bei hohem Tempo über ein Erdloch gerumpelt, und das linke Rad hatte diese jähe Belastung nicht ausgehalten. Es war so kaputt, dass man es nicht mehr ausbessern konnte.
    Betsy kauerte am Rand des Weges und betastete die Beule an ihrer linken Schläfe. Sie war vom Kutschbock gestürzt, als der Unfall passierte.
    »Alles in Ordnung, Betsy?«, fragte Lassiter.
    Sie krauste die Nase. »Ja, denke schon. Bei mir scheint wieder alles eingerastet zu sein.« Sie seufzte lange. »Es tut mir leid, dass ich mich vorhin wie eine Idiotin aufgeführt habe. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Schon gut«, Lassiter winkte ab. »Wir sind im Moment beide ziemlich angespannt. Da kommt so was vor.«
    Sie rappelte sich auf und betrachtete den geschrotteten Wagen. »Das Unikum ist reif für den Kutschenfriedhof. Und wie um alles in der Welt kommen wir jetzt weiter?«
    »Als Reiter.«
    »Wir haben keine Sättel.«
    »Dann muss es eben ohne gehen.«
    »Ohne Sattel?« Betsy war skeptisch. »Das habe ich noch nie probiert. Bin doch keine Squaw.«
    »Irgendwann macht man alles zum ersten Mal. Not macht erfinderisch.«
    Sie schnaufte. »Ich denke, im Erfinden bin ich nicht besonders gut.«
    Damit trat sie an das rechte Zugpferd und kraulte dem Tier ein Ohr. Das Pferd warf den Kopf hoch und schnaubte. Aber schnell beruhigte es sich wieder.
    »Sie könnten mich auf Ihr Pferd nehmen«, schlug Betsy vor. »Da würde ich mich entschieden sicherer fühlen. Ein Abwurf reicht mir für heute.«
    »Okay, wenn Sie es wollen.«
    Kurz darauf hatten sie all ihre Gepäckstücke von dem Wagen auf das Packpferd umgeladen. Lassiter schwang sich auf den Rücken des anderen Vierbeiners.
    Betsy trat vor, und er hievte sie schwungvoll eine Etage höher. Als sie sich zurechtgesetzt hatte, übergab er ihr die Leitzügel des Packpferdes. Dann drückte er dem Reittier die Hacken in die Flanken.
    »Will hoffen, Will Paisley ist der Situation gewachsen«, sagte Betsy mehr zu sich selbst. »Er ist so ein sanfter Mensch. Ich kenne mich
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