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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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hätte nicht an ihm und an seiner Liebe zu mir zweifeln dürfen.“
    „Ich habe nur so offen mit dir gesprochen, weil mir Alexanders Glück mehr als alles andere am Herzen liegt und weil ich sehe, dass du ihn ebenso sehr liebst wie er dich.“ Sie seufzte. „Mir wird er allerdings nicht so leicht verzeihen können, dass ich dieses Spiel der vielen Lügen mitgespielt habe.“
    Traurig ließ Claudine ihre Hand sinken, stand auf und strich ihren Rock glatt. „Wer weiß, vielleicht habe ich heute auch noch meinen anderen Sohn für immer verloren. Er kann mit Unwahrheiten einfach nicht gut umgehen. Sollte er mir gar nicht mehr zuhören wollen, Linda, sag ihm irgendwann, dass ich ihn sehr, sehr liebe. Meine Entscheidungen habe ich stets aus dem Herzen heraus getroffen. Ich war der Meinung, es sei so die beste Lösung für uns alle, vor allem aber für die Kinder. Vielleicht wird er es sogar irgendwann einmal verstehen oder zumindest nachvollziehen können.“
    Wieder stieß sie ein kurzes, bitteres Lachen aus. „So wie ich ihn kenne, ist es wahrscheinlicher, dass er mir wieder einmal vorwerfen wird, ich hätte Henri mehr geliebt als ihn. Gott weiß, dass das nicht stimmt.“
    Traurig ging sie zur Tür. „Ich lass dich jetzt allein, chérie . Denk über alles in Ruhe nach – und dann hilf endlich deinem Ehemann, mit seiner neuen Situation fertigzuwerden. Er braucht dich jetzt unbedingt in seiner Nähe. Gute Nacht, ma petite .“
    Linda blieb noch eine Weile still in ihrer Sofaecke sitzen, undplötzlich überfiel sie ein maßloses Schuldgefühl, das tonnenschwer auf ihren Schultern lag und sie regelrecht niederdrückte. Tobias hatte mit seinen Anschuldigungen vollkommen recht gehabt. Heute Abend hatte sie ihren Mann im Stich gelassen. Den Mann, um dessen Liebe sie monatelang verzweifelt gekämpft hatte und der in unvergleichlicher Weise für sie da gewesen war, als sie selbst am Boden gelegen hatte. Der einzige Mann, der sie jemals richtig glücklich gemacht hatte.
    Sie mochte sich noch nicht einmal annähernd vorstellen, was er jetzt gerade durchmachte. In grenzenlosem Schmerz kniff sie ihre Augen zusammen. Er hatte sein Leben für sie geändert – und heute hatte er sie gebraucht, verzweifelt nach ihrem Beistand verlangt, und sie hatte ihn nur eisig zurückgewiesen und einer offenbar völlig überzogenen Eifersucht nachgegeben.
    Es wäre nur so wenig nötig gewesen, um ihm mitzuteilen, dass sie immer für ihn da sein würde. Eine Umarmung, ein sanftes Streicheln und ein aufmunterndes Lächeln hätten wahrscheinlich schon genügt. Stattdessen hatte sie ihrem Kummer freien Lauf gelassen, ihren dummen Ängsten, und hatte damit seine Gefühle mit Füßen getreten. Jetzt blieb ihr nichts anders übrig, als sich ängstlich zu fragen, ob sie seine Liebe damit verspielt und für immer verloren hatte.
    Alexander saß im einzigen Sessel des Gästezimmers, das sie gestern bezogen hatten, und starrte in sein eigenes, erschöpftes Gesicht, das sich in der dunklen Scheibe des Fensters widerspiegelte. Als Linda zu ihm ins Zimmer kam, sah er nur ganz kurz in ihre Richtung.
    Sie wollte zu ihm gehen, schaffte es aber noch nicht. Wortlos schloss sie hinter sich die Zimmertür und blieb tatenlos an Ort und Stelle stehen. Gerade eben auf der Treppe hatte sie noch genau gewusst, was sie ihm alles sagen wollte, doch jetzt schien ihr Kopf wie leer gefegt zu sein, und sie brachte kein einziges Wort heraus.
    „Tobias wird dich morgen sicher gerne zum Flughafen bringen, wenn du das möchtest“, sagte er, ohne sie anzusehen. Sein Tonfall klang bitter.
    Panik stieg in ihr auf. Hier lief etwas grundlegend falsch. „Ich … Alex …“
    „Du brauchst dich nicht bei mir zu entschuldigen, Linda. Das Leben ist nicht immer komisch, das wissen wir doch beide. Wir sind alt genug, um diese Sache einigermaßen vernünftig über die Bühne zu bringen, nicht wahr?“
    Seine Stimme blieb vollkommen ruhig und entsetzlich gleichgültig, das jagte ihr einen weiteren riesigen Schrecken durch die Glieder. Ein kräftiges Zittern entstand tief in ihrem Inneren und breitete sich über ihren ganzen Körper aus. „Ich will ja gar nicht …“, setzte sie mit krächzender Stimme an. Sie hätte es wissen müssen, er schützte sich und seine angeschlagenen Nerven, indem er sie nicht aussprechen ließ.
    „Und ich will nicht mehr hören, was du mir zu sagen hast, Frau Hellberg! Im Augenblick ist das sogar das Letzte, was ich will. Meine Kraft ist für heute
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