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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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aufgebraucht.“
    Linda zuckte zusammen, als hätte er ihr ein Messer in die Brust gerammt. Aber er sah es nicht, weil er es weiterhin angestrengt vermied, sie auch nur anzusehen, während er mit dieser seltsam monotonen Stimme weitersprach, die nicht einmal die kleinste Gefühlsregung verriet.
    „Meine Kinder haben ein Recht darauf, dass ich den Rest meiner Energie zusammenkratze, um ab morgen unser Leben neu zu ordnen. Ich kann es mir nicht mehr leisten, meine letzten Reserven zu verschwenden.“
    Verschwenden? Voller Erschrecken stellte sie fest, dass ihre Beine unter ihr nachgaben. Halt suchend machte sie einen Schritt nach vorn und griff nach dem Bettgestell. „Ich liebe dich“, brachte sie endlich mit kratzender Stimme und kaum hörbar hervor.
    Sein unendlich müder Blick hob sich, und er schien sich zwingen zu müssen, sie anzusehen.
    Verzweifelt erwiderte sie seinen Blick. Ihre Augen brannten noch von den Tränen, die sie in der letzten Stunde vergossen hatte.
    Er räusperte sich und zog seine Stirn kraus, dann sah er wieder zum Fenster. „Dann hast du allerdings eine ziemlich seltsame Art, mir das zu zeigen.“
    „Bitte … Alexander, verzeih mir! Ich war so …“
    „Dumm? Verletzt? Eifersüchtig?“
    „Ja“, krächzte sie. „Ja!“
    Er stand so schnell auf, dass sie erschreckt zusammenfuhr. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Nach zwei Schritten blieb er vor ihr stehen und umfasste mit beiden Händen fest, fast schmerzhaft ihre Schultern.
    „Sieh mich an! Sieh mir in die Augen, verflucht noch mal!“, befahl er mit dieser erschreckend gleichgültigen Stimme.
    Voller Angst blickte sie zu ihm auf und tat, was er verlangt hatte. Sie sah direkt in seine Augen – und irgendetwas passierte, während sie das tat. Sie sah viel mehr als nur das dunkle, jähe Aufblitzen von Leidenschaft, das ihr inzwischen so vertraut war wie das eigene Spiegelbild.
    Es war, als gestatte er ihr, bis tief in seine Seele vorzudringen, und dort fand sie nichts anderes als sich selbst. Stundenlang hätte sie noch so dastehen können, wenn er sie nur weiterhin in diese Augen voller Liebe hätte schauen lassen. Aber Alexander senkte den Blick und küsste sie. Der Kuss dauerte lange, und er ließ ihn ausklingen, indem er auch noch ihre Nase, ihr Kinn und die Tränen von ihren Wangen küsste.
    „Weißt du jetzt, was du so dringend wissen wolltest?“, fragte Alexander heiser.
    „Ja.“
    „Willst du es auch noch von mir hören? Ich erinnere mich dunkel daran, dass es für dich ganz besonders wichtig ist, es zu hören.“
    Linda presste ihren Kopf so fest an seine Brust, wie es möglich war, und ihre Arme umschlangen seine Taille. „Verzeih mir“, flüsterte sie nur. „Es tut mir so unendlich leid.“
    Lächelnd legte er einen Finger unter ihr Kinn und hob es an. „Wir haben alle unsere dunklen Stunden, mein Liebling. Und wir alle machen unsere Fehler! Ich liebe dich, wie ich noch nie eine Frau vor dir geliebt habe, Ballerina. Nichts war je wie das hier.“ Er zeigte auf sie und dann auf sich selbst. „Nichts!“, wiederholteer, dann zog er sie wieder zurück in seine Arme und ließ sie dort eine Weile weinen. „Wenn du nicht endlich mit dem Heulen aufhörst, wirst du morgen gar nicht mehr aus den Augen schauen können. Die Kinder … meine Kinder werden vielleicht noch Angst vor mir bekommen und denken, ich hätte dich verprügelt.“
    Ganz leise lachte sie auf und löste sich etwas von ihm. Ihre Hände fuhren über sein geliebtes Gesicht und strichen durch sein dunkles Haar. „Sie werden niemals Angst vor dir bekommen, Alexander. Das geht gar nicht. Sie lieben dich.“
    „Mach das niemals wieder! Stoß mich niemals mehr von dir fort, hörst du! Halt mich! Lass mich nicht los“, flüsterte er plötzlich und zog sie wieder zurück in seine Arme. „Halt mich ganz fest, Linda, und lass mich nicht los!“, wiederholte sie noch einmal.
    „Ich lass dich nicht los, Alex, nie mehr.“
    Auch später, im Bett, hielt Linda Alexander noch immer fest umschlungen, wiegte ihn stumm in ihren Armen wie ein Kind, das nach mütterlichem Trost verlangte. Sein Kopf lag still und schwer an ihrer Brust, und sie konnte fühlen, wie sein warmer Atem durch die Baumwolle ihres T-Shirts drang. Unermüdlich streichelten ihre Hände durch sein dichtes Haar, über seinen kräftigen Nacken und die festen Schultern, und sie konnte direkt fühlen, wie sein aufgewühltes Inneres dabei zur Ruhe kam.
    Linda dachte unwillkürlich an den Mann, den sie vor
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