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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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sich gesehen hatte, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Ein Jahr und fast drei Monate war das jetzt her, doch es erschien ihr eher, als sei ein halbes Leben seither vergangen. Sie sah ihn noch immer vor sich, in ihrem alten Wintergarten, mit seiner beeindruckenden Präsenz, dieser starken maskulinen Ausstrahlung, die so schrecklich einschüchternd und beängstigend auf sie gewirkt hatte, eben weil sie von einer unverkennbaren Sexualität geprägt war. Seine lässige Kleidung, die nur einen einzigen Zweck zu erfüllen schien, nämlich gerade diese Ausstrahlung noch zu unterstreichen. Ebenso wie sein dunkles dichtes Haar, das stets so aussah, als hätten es weibliche Hände gerade voller Genussdurchwühlt. Sie erinnerte sich auch noch gut daran, wie herausfordernd sein breiter Mund auf sie gewirkt hatte und wie katastrophal sich der Blick aus seinen anthrazitfarbenen ewig glitzernden Augen auf ihr Seelenheil ausgewirkt hatte.
    Ihre Unsicherheit fiel ihr wieder ein. Sie dachte daran, wie gefährlich er ihr erschienen war, weil er vom ersten Augenblick an Gefühle und Bedürfnisse in ihr wachgerufen hatte, die ihr bis dahin völlig fremd gewesen waren.
    Einzelne Episoden wurden vor ihrem inneren Auge wieder wach: das hilflose Verlangen, diese muskulösen Arme und Schultern zu berühren, das ihr so große Angst gemacht hatte. Das warme Prickeln auf ihrer Haut, das allein schon ein einziger Händedruck von ihm auslösen konnte. Sie dachte an seinen ersten, vorsichtigen Kuss, der sie bis ins Mark erschüttert hatte, und an den Tag, als er ihr geholfen hatte, Franks Schränke auszuräumen. Wie er mit bloßem Oberkörper die Kartons zu seinem Auto getragen hatte. Schön, kraftvoll und beeindruckend wie ein gefährliches Tier hatte er dabei ausgesehen. Sie erinnerte sich noch genau, wie fasziniert sie gewesen war, von dem Spiel seiner Rückenmuskulatur und von dieser beeindruckenden Brust, die aussah, als hätte sie ein talentierter Bildhauer erschaffen. Natürlich hatte sie auch schon vorher gewusst, dass es Männer gab, die stärker behaart waren, als es ihr Mann gewesen war, aber sie hatte diese eindeutigen Zeichen der Natur früher eher beunruhigend gefunden. Zu viel Mann! Zu viel Gefahr!
    Frank hatte auch einen durchaus ansehnlichen und durchtrainierten Körper gehabt, aber seine Brust war nicht behaart gewesen, und sie erinnerte sich an das Kribbeln in ihren Fingern, als sie Alexanders verschwitzte Brust an diesem Tag so dicht vor Augen gehabt hatte, wie ihre Kehle dabei trocken wurde und wie ihr Körper bei diesem Anblick plötzlich unter Strom zu stehen schien. Wie gern hätte sie schon damals dem Verlangen nachgegeben, diesen Mann zu berühren, und wie hatte sie sich selbst wegen dieser Gedanken und Gefühle gescholten, weil sie dachte, sie würden ihr nur Unglück und Schmerz bereiten, wenn sie ihnen nachgab. Es waren dann nur noch wenige Stundenvergangen, bis Alexander sie endlich vom Gegenteil überzeugt hatte, ihr gezeigt hatte, wie überaus empfindsam und zärtlich er sein konnte, und sie war mit ihm glücklicher geworden, als sie es jemals zu träumen gewagt hatte.
    Linda seufzte laut auf und veranlasste ihn dazu, seinen Kopf zu heben.
    „Was ist denn so schwer?“, fragte er lächelnd. „Ich vielleicht?“
    „Nein, ganz und gar nicht. Ich habe gerade an unsere erste Zeit gedacht und daran, wie unerfahren und dumm ich gewesen bin. Du warst so auffallend …“ Sie brach vor lauter Verlegenheit ab und schüttelte lächelnd ihren Kopf.
    Alexander rutschte ein gutes Stück hoch und sah ihr neugierig ins Gesicht. Auch im gedämpften Licht der kleinen Lampe, die sie hatten brennen lassen, konnte er sehen, wie sie vor lauter Verlegenheit dunkelrot anlief. Seine rechte Hand verschwand in ihrem Haar, und um seinen Mund spielte jetzt ein verschmitztes Lächeln. „Nun? Was wolltest du sagen? Weil ich so auffallend … was?“
    „Ach, das ist zu albern, Alex. Vergiss es bitte.“ Kichernd drehte sie ihren Kopf weg.
    „Keine Chance, Ballerina. Sag schon.“
    Sie räusperte sich und sammelte ihren ganzen Mut zusammen. Sie war beileibe nicht gern frivol, das lag ihr nicht. „Na, weil du so … männlich aufgetreten bist. Ich hielt dich für … gefährlich“, brachte sie kichernd hervor.
    „Oh!“ Er brauchte einen Augenblick, um diese Pille zu schlucken, doch dann wurde auch er ein wenig albern. „Gefährlich, so, so, wie ungemein schmeichelhaft.“ Sein Grinsen hatte etwas Diabolisches. „Ich meine mich
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