Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
nachdem, wie das flackernde Kerzenlicht sie beleuchtete.
    Lottie wurde schwindelig.
Dieser
Mann war der Mörderische Marquis?
Das
war der gewissenlose Schurke, der seine Frau und seinen besten Freund in ein frühes Grab gesandt hatte?
    Er räusperte sich und deutete auf einen Tisch, auf dem eine halb verzehrte Mahlzeit und eine halb leere Flasche Wein Zeugnis von einem einsamen Abendessen ablegten. »Mein Kutscher kehrt vermutlich erst in einer Weile zurück. Möchtest du etwas essen? Oder ein Glas Madeira, um die Kälte aus deinen Knochen zu vertreiben?«
    Lottie schüttelte den Kopf, traute sich immer noch nicht zu sprechen, aus Angst, sich zu verraten.
    Er schien überrascht. Vielleicht war der Wein vergiftet. »Dann lass mich wenigstens deinen Umhang nehmen.«
    Ehe sie das ebenfalls ablehnen konnte, überwand er die kurze Entfernung zwischen ihnen. Mit unerwarteter Sanftheit schob er ihr die Kapuze vom Kopf.
    Lottie kniff die Augen zusammen und machte sich darauf gefasst, dass er erkannte, dass sie nicht die Frau war, die er erwartet hatte. Ihre Familie würde vermutlich noch nicht einmal ihre Schreie hören können, wenn die Geigen so laut spielten.
    Seine Hand verharrte über ihrem Haar. Sie riskierte einen Blick. Er rieb sacht eine helle Strähne, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete sie fasziniert.
    Mit nachdenklicher Stimme bemerkte er leise: »Wenigstens hatte Ned genug Verstand, mir keine Brünette zu schicken.« Er hob den Blick und sah ihr in die Augen. »Wo hat er dich gefunden? Bist du eine Cousine von Fanny Wilson? Oder hat er Mrs. Gowan einen Besuch abgestattet?«
    Die Namen kamen Lottie irgendwie vage bekannt vor, aber da seine Berührung ihr die Sinne verwirrte, hatte sie bereits Mühe, sich an ihren eigenen Namen zu erinnern.
    Er löste seine Hand aus ihrem Haar und umfing sanft ihre Wange. Mit dem Daumen streichelte er die weiche Haut und kam dabei ihren Lippen gefährlich nahe. »Wer hätte gedacht, dass ein Teufel wie Ned einen Engel wie dich finden würde?«
    Lottie war in ihrem Leben schon mit vielen Namen belegt worden – Kobold, Unruhestifterin und Plagegeist. Nachdem sie ein römisches Feuer in steinern Schuppen angezündet hatte, war sie von Jeremiah Dower, dem übellaunigen, aber heiß geliebten Gärtner in ihrem Landhaus in Hertfordshire, »kleiner Satansbraten« genannt worden. Aber noch nie hatte jemand sie mit einem göttlichen Wesen in Verbindung gebracht.
    »Ich kann Ihnen versichern, Sir, dass ich kein Engel bin«, murmelte sie und blinzelte zu ihm empor.
    Er ließ seine Hand unter die weichen Löckchen in ihrem Nacken gleiten, und seine warmen Finger fühlten sich auf ihrer empfindsamen Haut an, als gehörten sie genau dorthin. »Du bist vielleicht kein Engel, aber ich wette, du könntest einem Mann einen hübschen Vorgeschmack auf den Himmel geben.«
    Als ihre Blicke sich trafen, riss er sich leise fluchend von ihr los. Er ging zum Kamin und fuhr sich dabei mit den Fingern durchs Haar. »Himmel, was tue ich da? Ich wusste, ich hätte dich nie ins Haus lassen dürfen.« Er stand mit dem Profil zu ihr, völlig reglos bis auf das rhythmische Zucken seiner Wangenmuskeln. »Ich fürchte, ich schulde Ihnen eine Entschuldigung, Miss. Ebenso wie die Summe, die Ihnen versprochen worden ist. Es scheint, als seien Sie und ich die Opfer eines geschmacklosen Scherzes.«
    Lottie war von seinem jähen Rückzug fast ebenso erschlittert wie von seiner Nähe vorher. »Sie machen nicht den Eindruck, als wären Sie belustigt«, bemerkte sie.
    Eine geballte Faust auf das Kaminsims gestützt, starrte er in die lodernden Flammen. »Oh, ich hege keinen Zweifel daran, dass Ned davon überzeugt ist, nur mein Bestes zu wollen. Er bildet sich immer noch ein, mein Freund zu sein, und weiß, dass ich es nicht wage, gewisse Etablissements aufzusuchen, da diese Bluthunde von den Skandalblättchen jeden meiner Schritte genauestens verfolgen. Mir eine namenlose, gesichtslose Frau zu schicken kann nur gut gemeint sein.« Er warf ihr einen glühenden Blick zu, unter dem ihr heiß wurde. »Aber das erklärt noch lange nicht, warum, zur Hölle, er dich geschickt hat.«
    Sein lässig eingeflochtener Fluch hätte sie schockieren sollen, aber sie war zu sehr von der Einsamkeit in seinen Augen abgelenkt. Die Skandalblätter hatten nicht gelogen. Dieser Mann wurde von Geistern verfolgt, innerlich.
    Er machte einen Schritt auf sie zu, dann einen zweiten. »Ich kann das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher