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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut
Autoren: Emma Wildes
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Mutmaßungen.«
    »Ich würde gerne alles hören.«
    Michaels Miene war ausdruckslos. »Lass mich ausführen, was ich vermute, wie es sich zugetragen hat.«
    »Ich werde tief in deiner Schuld stehen.« Unruhig rutschte Alex auf dem Stuhl herum. Seine Finger trommelten auf das Kästchen mit dem Schlüssel. »Aber das ist jetzt schon so. Meine Großmutter wird glücklich sein, wenn ich ihr das hier gebe.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.« Michaels Blick ruhte auf ihm. »Wie würdest du wohl reagieren, wenn ich dir erzähle, dass es kein Duell gab? Dass Anna St. James nie ertrunken ist und in ihrem Sarg bloß ein kleines Vermögen in Saphiren ruht, aber kein Leichnam?«
    Alex verschluckte sich an seinem Tee.
    »Ja, ich habe mir schon gedacht, dass du diese Enthüllung so aufnimmst«, murmelte Michael. Er lächelte still. »Ich erzähle dir gerne die ganze Geschichte.«

28
    »Vielleicht sollten wir einfach um Mitternacht hingehen und die Gruft durchsuchen?«, sagte der Duke mit eisiger Stimme. »Am besten nehmen wir Fackeln mit und singen dabei Beschwörungsformeln.«
    Alex blieb von dem Sarkasmus unbeeindruckt. In seiner Stimme schwang eine gewisse Sorglosigkeit mit. Er lehnte entspannt neben dem Kamin und machte den Eindruck, als sei der Ausgang dieses Gesprächs für ihn nicht von Bedeutung.
    Amelia wusste aber, dass das nicht stimmte.
    Ihr Mann merkte jetzt beiläufig an: »Michael liegt selten daneben. Außerdem hat er bereits nachgeschaut. Ich schlage deshalb vor, wir gehen gemeinsam hin. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass der Sarg nie versiegelt wurde.«
    Seine Großmutter war erstaunlich still, bemerkte Amelia. Seit sie selbst das besagte kleine Vermögen aus Saphiren um Annas Hals gesehen hatte – auf dem Gemälde, das Simeon als Die Verführerin betitelt hatte – ahnte sie, was sich vor so vielen Jahren zugetragen hatte.
    »Denkt darüber nach«, sagte Alex unbeeindruckt. »Diese verbotene Romanze zwischen Anna und Samuel hat beiden Familien nichts Gutes gebracht.« Dann blickte er zu Amelia hinüber, die auf der vorderen Kante ihres Samtpolsterstuhls saß und ein Glas mit Sherry umklammerte. »Ich nehme das zurück«, sagte er leiser. In seinen Augen schimmerte etwas, das ihr Herz schmelzen ließ. »Etwas sehr Schönes hat sich daraus ergeben. Ich will damit nur sagen, dass ich glaube, Michael hat recht. Annas Tod wurde nur vorgetäuscht, Großvater hat sie fortgeschickt.«
    Ihre Blicke trafen sich. In ihrem Unterleib spürte sie ein Kribbeln und fragte sich, ob sie einander wohl auch in Jahren noch so stumm anblicken und genau wissen würden, was der andere dachte. Es war, als gebe es die Welt um sie gar nicht.
    »Das ist doch absurd«, sagte der Duke. Seine Ablehnung war erstaunlich schroff.
    »Eigentlich«, sagte seine Mutter jetzt kühl, »ist es gar nicht so abwegig, Marcus.«
    »Wie bitte?« Der Duke, der sonst so ungerührt war, starrte sie sichtlich erschüttert an.
    »Sie war unglücklich verliebt, wie es nur junge Frauen sein können.« Die Duchess saß sehr aufrecht. Es wirkte, als sei ihr Rückgrat mit einer Eisenstange verstärkt. »Als erste Gerüchte über die Affäre auftauchten, habe ich versucht, mit ihr zu reden. Ich wollte sie überzeugen, dass sie im Irrtum war, aber sie wollte nichts davon hören.«
    Sie saßen nur zu viert in dem privaten Salon. Die Fenster standen offen und ließen die laue Luft herein. Amelia meldete sich leise zu Wort. »Verzeiht mir, Euer Gnaden. Aber aus ihren Briefen wird ersichtlich, dass sie ganz genau wusste, dass sie mit ihm nicht zusammen sein durfte. Auch die Aussicht, vielleicht seine Ehe zu zerstören, gefiel ihr ganz und gar nicht.«
    »Sie war nicht die erste sehr junge, sehr dumme Frau, die von Liebe geblendet unstandesgemäß gehandelt hat, mein Kind.« Die Duchess hob ihre Brauen. »Ich glaube, Ihr seid dafür ein gutes Beispiel. Habt Ihr nicht erst vor Kurzem meinen Enkel gegen den ausdrücklichen Wunsch Eures Vaters geheiratet?«
    Es war unmöglich, bei dieser freimütigen Zurechtweisung nicht zu erröten.
    Alex sprang ihr zur Seite. » Ich war noch nicht verheiratet. Ich glaube, Amelia wollte damit zum Ausdruck bringen, dass die beiden in ihren Briefen eine gewisse Verzweiflung zum Ausdruck brachten, weil sie in einer ausweglosen Situation steckten. Wenn Großvater eine Möglichkeit sah, seine Schwester vor dieser Narretei zu bewahren und ihr ein neues Leben zu ermöglichen, dann denke ich, dass es ein durchaus verständliches Vorgehen in dieser
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