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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut
Autoren: Emma Wildes
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herbeirufen musste. Die Diener wussten es auch allesamt. Annas Herz war doppelt gebrochen, aber sie war jung. Die Jungen sind widerstandsfähig. Charles wünschte sich, ihr ein neues Leben zu ermöglichen, und er tat das, von dem er glaubte, es sei das Beste für sie. In England war sie unwiederbringlich ruiniert, aber im Ausland konnte sie einen Neuanfang wagen.«
    Amelias Stimme klang dünn und hoch. Aber sie reckte resolut das Kinn, als sie sagte: »Erklärt mir doch bitte, warum der Tod meines Großvaters dann noch nötig war. Besonders, da er doch glaubte, sie sei tot.«
    »Charles hat ihn nicht getötet. Es gab kein Duell.«
    Das folgende Schweigen war absolut. Amelia saß da, den Mund leicht geöffnet. Ihre verwirrte Miene spiegelte wider, was alle anderen fühlten.
    »Samuel hat Selbstmord begangen«, hörte Alex seine Großmutter sagen. Dieses letzte Geständnis machte ihn so sprachlos, dass er den Mund hielt. »Er hat sich unten am Fluss erschossen, an der Stelle, von der er glaubte, sie sei dort ertrunken. Für den Rest seines Lebens hat Charles diese Schuld mit sich herumgetragen. Er hat etwas arrangiert, von dem er gehofft hatte, es sei die perfekte Lösung aller Verwicklungen. Er hatte aber nicht daran gedacht, dass der Mann, den er sein Leben lang für seinen Freund hielt, sich das Leben nehmen könnte, nachdem er von Annas Tod erfuhr.«
    »Darum hat er also gelogen und erzählt, sie hätten einander zum Duell gefordert? Um Hathaways Familie zu schützen?«, fragte Alex heiser.
    »Und um Anna zu schützen«, sagte seine Großmutter mit der ihr eigenen, undurchdringlichen Würde. »Um einen Mann zu schützen, den er einst für seinen Freund hielt. Und ja, auch um die Pattonfamilie zu schützen. Weil er nicht erwartet hatte, dass sein Einschreiten, welches er als durchaus angemessen betrachtet hatte, zu dieser Tragödie führt.«
    »Woher wusste Anna von dem Gemälde und der Ausstellung?«, fragte Alex. Er war sich bewusst, wie schweigsam sein Vater derweil geworden war. Amelias Miene war gequält.
    »Ich weiß es nicht«, gab seine Großmutter mit überzeugendem Ernst zurück. »Ehe ihr Brief hier eintraf, hatte ich keine Ahnung. Ich wusste weder von dem Gemälde noch von der Kette. Ich wusste natürlich, dass sie schon vor Jahren für Simeon Modell gesessen hat. Aber ganz ehrlich, ich habe mich nie gefragt, was aus dem Gemälde geworden ist. Ich wollte bloß den Schlüssel, um in die Gruft zu gehen. Dann hätte ich Hathaway einfach die Juwelen aushändigen können, sobald er davon erfuhr, und sie zurückforderte. Wenn ich behaupten müsste, sie nicht zu haben, würde er sich fragen, was aus der Kette wohl geworden ist. Sie ist immerhin ein kleines Vermögen wert, soweit ich weiß. Er könnte vielleicht sogar die Vermutung anstellen, sie sei damit begraben worden … Ich bin nicht sicher, wie ein Friedensrichter darüber denken würde. Aber ich wollte auf keinen Fall riskieren, dass irgendjemand in ihren Sarg schaut.«
    »Warum hast du nicht einfach das Gemälde erworben?«, fragte der Duke düster. »Sobald du von der Existenz wusstest, hättest du es dem jungen Simeon doch abkaufen können, Mutter. Er hätte bloß einen Preis nennen müssen.«
    »Dieser äußerst sture junge Mann will es nicht verkaufen!«, schnappte sie. »Abgesehen von der Kette würde ich es sehr gerne besitzen, und zwar aus ganz und gar sentimentalen Gründen. Aber er rührt sich nicht. Seine bürgerliche Neigung gefällt mir nicht. Er behauptet, Geld sei etwas Böses, und er habe es nicht nötig.«
    »Ein Gemälde wäre für mich weit leichter zu finden gewesen als ein Schlüssel, Großmama«, erinnerte Alex sie mit leicht erhobener Braue.
    »Ich bin eine St. James. Ich habe dich nicht gebeten, etwas zu stehlen, Alex. Ich habe dich lediglich gebeten, etwas zurückzuholen, das unserer Familie rechtmäßig gehört.«
    »Der Schlüssel ist wieder in unserem Besitz. Aber das löst wohl nicht alle Probleme.« Sein Vater war dem Gespräch von seinem mit Brokat bezogenen Ohrensessel aus gefolgt. Jetzt stand er abrupt auf, und Alex blickte ihn an, während er ans Fenster trat und nach draußen blickte. »Du hast recht, Mutter. Wir müssen uns den Tatsachen stellen. Selbst wenn Hathaway nicht mehr im Besitz des Schlüssels ist, besteht immer noch die Möglichkeit, dass er das Gemälde sieht und zu erfahren wünscht, wo die Kette ist. Gerechterweise muss ich zugeben, mir ginge es an seiner Stelle genauso.«
    »Und es ist genau das, was ich
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