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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück
Autoren: Katherine Center
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Together« anstimmte und neunundneunzig herzförmige Luftballons an uns vorbei in den Himmel schwebten, schien alles von uns abzufallen, und das Bescheuerte und In-Szene-Gesetzte der ganzen Angelegenheit verschwand. Da waren nur noch wir beide und die Art von Kuss, die Berührung zu einer eigenen Sprache werden lässt, und wir sagten uns die ganzen lieben und hoffnungsvollen Dinge, die zu zart sind, als dass man sie tatsächlich in Worte fassen könnte.
    Wir küssten uns so lange, dass die Zuschauer allmählich das Interesse verloren. Als wir nach unten sahen, hatten die Leute wieder angefangen, ihren Kindern vorzulesen, tanzten zu den Klängen der Band oder standen Schlange am Zuckerwattestand. Manche waren auf dem Weg zu ihren Autos, um nicht in den Stau zu geraten. Das Leben ging weiter.
    Als wir jedoch im Erdgeschoss ankamen und durch die Eingangstür der Bibliothek traten, bildete sich eine Menschentraube um uns und jubelte und klatschte. Wir wurden fotografiert. Eine Fernsehjournalistin hielt mir ein Mikrofon vor die Nase und sagte: »Und? Küsst er gut?«
    Ich sah Everett an. »Er könnte eine Medaille gewinnen«, sagte ich und fügte hinzu: »Er sollte an den Olympischen Spielen teilnehmen.«
    Daraufhin wandte sie sich an Everett. »Was halten Sie davon?«
    Er sah mich an. »Für mich muss es kein Profisport sein«, sagte er. »Ich bin einfach froh, ein Hobby zu haben.«
    Und dann hatten wir unseren letzten ersten Kuss. Den ich als unseren ersten richtigen Kuss zähle. Selbst wenn es eigentlich neunundneunzig waren.

14
    W ar es also ein perfektes Happy End? Von wegen! S o was gibt es nicht.
    Aber heirateten Everett und ich zwei Jahre später, barfuß bei Sonnenuntergang an einem hawaiianischen Strand? Und trug Dixie eine knallpinkfarbene Fransenjacke mit einer Strassbrosche in der Form des wunderbaren Staates Texas? Und hatte sie endlich den Trauring meiner Mom gefunden – in der Sockenschublade meines Dads –, sodass er ihn uns geben konnte? Und zogen sich Mackies schwarzhaarige Kleinkinder nackt aus und planschten während der Trauung im Ozean? Und heuerten wir einen Elvis-Imitator an, der bei der Feier auftrat? Ja, ja – alles ja.
    Aber entpuppte sich Everett in jeder Hinsicht als absoluter Traummann? Selbstverständlich nicht.
    Ich leugne nicht die süßen Dinge wie Pfannkuchen backen oder mit dem Auto nach Austin fahren und im Kino herumknutschen. Wir gehen in die Buchhandlung, kommen dann nach Hause und lesen nebeneinander auf dem Sofa. Wir schlafen aus. Wir essen Häagen-Dazs und kochen italienisch. Wir machen Fahrradtouren, fahren nach Galveston und grillen am Strand. Wir reden und reden. Doch er vergisst es auch, Telefonnachrichten auszurichten oder seine verschwitzten Laufsachen vom Badezimmerboden aufzuheben. Er kapiert einfach nicht, wie man die Geschirrspülmaschine einräumt. Er spottet über Wohnzeitschriften, klappt die Klobrille nicht runter und hält Wein für Frauenkram . Er hat keinen Sinn für Tina Feys Humor, und einmal hat er sich partout geweigert, Am goldenen See mit mir anzusehen. Und reden wir am besten nicht davon, wie es ist, wenn ein erwachsener Mann stundenlang Videospiele spielt. Er ist nicht perfekt, aber er ist real. Er hört zu, wenn ich ihm Namenslisten für die Babys vorlese, die wir eines Tages vielleicht haben werden, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Er findet mich köstlich und bringt mich zum Lachen. Je länger ich ihn kenne, desto mehr Dinge an ihm machen mich wahnsinnig – und zwar im negativen, aber auch im sehr, sehr positiven Sinn.
    Und etwas an ihm erinnert mich an Mackie. Oder vielleicht sollte ich es besser so formulieren: Etwas an meinem Umgang mit ihm erinnert mich daran, wie ich immer mit ihr umgegangen bin. Dass ich ihm alles erzählen will. Dass ich mindestens einmal am Tag mit ihm reden muss. Dass die Person, die ich in seiner Gegenwart bin, mein echtestes, entspanntestes Ich ist. Mit meinen anderen Freunden bekam ich nur die Vorstellung von Nähe hin. Mit Everett ist es zum allerersten Mal echt. Wir werfen uns gern in Schale und gehen essen, aber ich mag ihn genauso in Shorts und einem T-Shirt. Oder im Schlafanzug. Oder wenn er gar nichts anhat.
    Ich würde gern behaupten, dass jene neunundneunzig Küsse vor über zwei Jahren alles für mich veränderten. Doch selbst nachdem sie sich ereignet hatten, war ich immer noch derselbe Mensch. Ich googelte immer noch nach Krankheiten und schrieb mir Listen mit Symptomen auf. Ich fragte mich immer
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